Nach einem eher langsamen Start fühlte sich Molleker mit zunehmender Spieldauer sichtlich wohl auf dem Center Court am Trappensee und schaffte die entscheidenden Breaks im zweiten und dritten Satz. Seinen eigenen Aufschlag gab er hingegen nur einmal ab, feuerte elf Asse, um das Match nach knapp unter zwei Stunden einzutüten.
"Ich war am Anfang sehr nervös und es war auch mental schwierige für mich, da ich unbedingt ins Finale wollte," so Molleker im Anschluss an die Partie, die durchaus einige brisante Elemente enthielt. So feuerte sich der deutsche Youngster auch gerne zwischendurch lautstark auf Spanisch an, um seinem südamerikanischen Gegner seine Präsenz auf dem Platz zu verdeutlichen.
Millennials im Anmarsch
"Klar war ich heute der Außenseiter, aber ich spiele unfassbares Tennis diese Woche hier," gab sich der Teenager überglücklich. "Es wird noch länger dauern bis ich das ganze richtig realisieren kann. In meinem Alter in einem Challenger-Finale zu stehen können nicht viele Spieler in diesem Alter von sich behaupten. Es ist eine Bestätigung für mich, dass ich mich in die richtige Richtung entwickle und es sich auszahlt hart zu arbeiten."
Lediglich Félix Auger-Aliassime aus Kanada (Lyon und Sevilla 2017) und der Spanier Nicola Kuhn (Braunschweig 2017) sind neben dem Deutschen die einzigen beiden Spieler des Jahrgangs 2000, die bisher in ein Finale auf Challenger-Ebene vorstoßen konnten.
Unterstützung erhielt Molleker erneut von seinem Coach Jan Velthuis. "Er fungiert schon als eine Art zweiter Vater für mich, da ich oft von zu Hause weg bin. Wir erleben zusammen viele gute als auch schlechte Zeiten. Er ist die Bezugsperson für mich und wir können über alles reden."
Familie als Unterstützung
Und wer gehört noch zum Team Molleker? "Mein Fitnesstrainer Christian Rauscher, aber auch meine Familie ist sehr wichtig. Wir telefonieren täglich, aber sie reisen selten mit. Mein Papa hat mich früher auch trainiert und ich bin ihm sehr dankbar dafür," erzählt der in der Ukraine geborene Blondschopf. Im Alter von 3 Jahren ist Molleker nach Deutschland gekommen, dessen Vorfahren alle von hier stammen. Nach der 10. Klasse hat er die Schule beendet, um sich von dort an auf den Tennissport zu konzentrieren. "So langsam gelingt mir das auch immer besser," lächelt der Roger Federer-Fan, der in Oranienburg lebt aber unter der Woche in der Tennisbase in Hannover einen eher asketischen Lebensstil pflegt.
"Trainieren, Essen und Schlafen sind die Hauptkomponenten," so Molleker, der sich eher für die amerikanische Basketballliga NBA als für Fußball interessiert.
"Natürlich reise ich auch viel und man versucht auch etwas von dem Land und den Städten zu sehen, in denen man spielt. Das ist aber nicht immer einfach. Meist beschränkt es sich auf Flughafen, Hotel und Tennisplatz. Wenn aber mal einen Tag frei hat, dann versucht man das zu nutzen." In Metropolen wie Bangkok oder Melbourne wird dann auch gerne die Playstation-Konsole gegen einen Sightseeing-Bus getauscht.
Sprung im ATP-Ranking
Mit dem Finaleinzug sind Molleker bereits 60 ATP-Ranglistenpunkte sicher, die ihn in die Top-400 spülen werden. Alle Sieger in der vierjährigen Geschichte des NECKARCUPs landeten im späteren Verlauf ihrer Karriere unter den besten 100 der Welt.
"Das hier ist der Anfang einer hoffentlich erfolgreichen Karriere. Ich hoffe so weiterzumachen, wie die Jungs, die hier gewonnen haben."
Einen erneuten Schritt in diese Richtung kann er mit einem Titelgewinn am Sonntag machen. Dort wartet allerdings mit Jiri Vesely die Nummer 2 des Turniers. Der Weltranglisten 81. aus der Tschechischen Republik besiegt im Abendmatch Kamil Majchrzak aus Polen 7:5, 6:2.