Die letzten gemeinsamen Stunden ihrer unerwartet erfolgreichen Dienstreise nach Weißrussland kosteten die Fed-Cup-Heldinnen genüsslich aus. In dieser Zusammensetzung, das wussten Tatjana Maria und ihre Teamkolleginnen, werden sie wohl nie mehr zusammenkommen. Den späten Rückflug am Montagnachmittag aus Minsk nahmen die Spielerinnen nach der nächtlichen Siegesfeier daher gerne in Kauf.
"Das sind alles realistische Mädels", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner während der Wartezeit dem SID: "Sie wissen, welchen Teil sie zum Einzug ins Halbfinale beigetragen haben. Sie wissen aber auch, wer noch zur Verfügung steht." Die beiden Top-10-Spielerinnen Angelique Kerber und Julia Görges, daran lässt Rittner keinen Zweifel, werden gegen Tschechien (21./22. April) ins Team zurückkehren. Aller Voraussicht nach in Stuttgart soll die beste Mannschaft den Aufwärtstrend im deutsche Tennis fortsetzen.
Eine Woche vor den Frauen hatte das deutsche Davis-Cup-Team im australischen Brisbane ebenfalls ein schweres Auswärtsspiel gewonnen. In den vergangenen Jahren ging es oft gegen den Abstieg, nun dürfen beide Nationalmannschaften vom Titel träumen. "Vieles ist eine Momentaufnahme, und beide Erfolge hingen von wenigen Bällen und dem Quäntchen Glück ab", sagte Rittner: "Aber man kann das Glück auch durch eine geschlossene Teamleistung erzwingen."
Das taten Tatjana Maria, die im Einzel und Doppel an der Seite von Anna-Lena Grönefeld punktete, Debütantin Antonia Lottner und Ersatzspielerin Anna-Lena Friedsam so konsequent, dass Jens Gerlach nach seiner Premiere auf der deutschen Bank ins Schwärmen geriet. "Auf diese vier Mädels lasse ich nichts kommen!", sagte der Teamchef euphorisch. Dennoch weiß auch Gerlach, dass mindestens zwei Spielerinnen aus seinem Erfolgs-Quartett gegen Tschechien zuschauen werden.
Tennisspektakel gegen Tschechien?
"Angie und Julia haben nur die Teilnahme an der ersten Partie abgesagt", stellte Rittner klar. Unmittelbar vor dem WTA-Turnier in Stuttgart, bei dem beide bereits einen schicken Sportwagen gewonnen haben, gibt es keinen Grund, erneut auf den Fed Cup zu verzichten. Rittner erwartet sogar ein "Tennisspektakel", wenn in Kerber, Görges und den Tschechinnen Karolina Pliskova sowie Petra Kvitova vier Spielerinnen der absoluten Weltklasse aufeinandertreffen. Mit deutschen Chancen auf das Endspiel.
Welche Spielerin der erfolgreichen Reisegruppe aus Minsk auch für das zweite Spiel des Jahres nominiert wird, entscheiden Gerlach und seine Vorgängerin Rittner gemeinsam. "Tatjana hat sich super angeboten, und Anna-Lena (Grönefeld, d.Red) ist als Doppelspezialistin immer eine Option", sagte Rittner, die seit vergangenem August für das gesamte deutsche Frauentennis verantwortlich ist und damit das Pendant zu Boris Becker bei den Männern ist.
Der Aufschwung im deutschen Tennis - nicht nur in den Nationalmannschaften - ist unübersehbar, und auch wenn Rittner ihren Anteil nicht überbewerten will, sagte sie: "Wir haben im DTB einiges richtig gemacht. Boris und ich können von Außen kleine Impulse geben." Details, die in Minsk und Brisbane zum Erfolg beigetragen haben.