Auf dem Centre Court hatten sich im Laufe des kühlen Frühlingstages in Dubai schon einige der hochgehandelten Titelkandidatinnen verabschiedet: Erst Weltmeisterin Dominika Cibulkoca, später dann auch noch die frischgebackene Doha-Gewinnerin und US-Open-Finalistin Karolina Pliskova. Doch Angelique Kerber, deren Tennisjahr bisher eine leicht durchwachsene Bilanz aufgewiesen hatte, folgte den prominenten Kolleginnen aus den Top Ten keineswegs ins schnelle Aus bei den Dubai Duty Free Championships: Von Anfang an mit Mumm und Biss im deutschen Duell gegen Mona Barthel auftretend, erspielte sich die Kielerin einen letztlich ungefährdeten 6:4, 6:3-Sieg und rückte somit in das Achtelfinale des Millionenspektakels am Golf.
Dort kommt es zu einem reizvollen Wiedersehen mit einer gewissen Monica Puig - und damit zu einer Neuauflage des olympischen Goldmedaillenmatches: "Es wird natürlich ein komplett neues Duell werden. Ich freue mich darauf", sagte Kerber gegenüber tennisnet.com, "ich will in dieser Woche Freude und Spaß an meinem Tennis haben. Und heute hatte ich einen richtig guten Start. Ich habe mich sofort wohlgefühlt auf dem Platz und schnell in mein Spiel gefunden."
Beltz: "Der Knoten muss wieder platzen"
Obwohl Kerber in den letzten Tagen wegen der Nachwirkungen einer Erkältung noch immer nicht ihr gewohntes Trainingspensum hatte absolvieren können, kam sie in der umkämpften Partie gegen Barthel schnell auf Betriebstemperatur. In die langen, zermürbenden Ballwechsel von der Grundlinie biss sie sich regelrecht hinein, agierte auch mit mehr Selbstbewusstsein und innerer Festigkeit. "Ich habe mich richtig gut bewegt. Das ist immer die Grundlage für eine starke Performance", sagte Kerber, die sich selbst von manchen kleinen Schwächephasen nicht nachhaltig irritieren ließ und vor allem punktete, wenn es zählte, bei den Big Points dieses gutklassigen Spiels. Auch Barthel enttäuschte keineswegs, bei ihr fehlte es allerdings an der mentalen Härte in den ausschlaggebenden Matchphasen.
Wie wichtig es für das Team Kerber war, nach dem jüngsten Rückschlag in Doha wieder mehr Zuversicht zu gewinnen, hatte Trainer Torben Beltz bereits vor den ersten Ballwechseln im Gespräch mit tennisnet.com erklärt: "Ein Sieg ist ganz wichtig, der Knoten muss wieder platzen bei Angie", sagte der Coach, "aber es ist auch nicht so, dass irgendwie Hektik herrscht oder großer Stress ausbricht. Dubai soll uns aber auch Rückenwind für die nächsten Aufgaben geben." Beltz hatte am Nachmittag bereits die Partie von Puig gegen die Französin Caroline Garcia beobachtet und dabei eine gut aufgelegte Olympiasiegerin erlebt. "Sie ist immer für eine Überraschung gut. Aber Angie will gegen sie auch etwas Besonderes zeigen", so Beltz. Kerber ist nun auch die letzte deutsche Interessenvertreterin am Golf: Fed-Cup-Spielerin Laura Siegemund verlor ihre Zweitrundenpartie bei dem mit 2,66 Millionen US-Dollar dotierten Wettbewerb gegen die 17-jährige US-Amerikanerin Catherine Bellis mit 5:7 und 6:7.
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