Kerber über ihr Krisenjahr: "Habe wahnsinnig viel über mich gelernt"

Von Ulrike Weinrich
Angelique Kerber: Mit neuer Reife auf Erfolgskurs
© Instagram/@angie.kerber

Angelique Kerber hat beim Hopman Cup die neue Saison mit zwei Siegen erfolgreich begonnen. Ihr Krisenjahr 2017 diente der zweimaligen Grand-Slam-Siegerin im Rückblick auch als persönliche Findungsphase.

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Schon zu Beginn der Mission Neuanfang erwischte Angelique Kerber die perfekte Welle. Vielleicht ein gutes Omen für die gerade erst begonnene Saison. Am malerischen Trigg Beach von Perth jedenfalls blieb die Surf-Debütantin gleich beim ersten Versuch länger auf dem Brett stehen als der ausgewiesene Spezialist Alexander Zverev. Ob im Wasser oder zu Land - am Rande des Hopman Cups an der australischen Westküste gibt sich Kerber in diesen Tagen locker und optimistisch.

Zwei überzeugende Auftritte, in denen die ehemalige Nummer eins der Welt in Sachen Körpersprache und Mumm wieder an die "Angie" von 2016 erinnerte, machten den positiven Gesamteindruck perfekt. Am Freitag spielen Kerber und Zverev bei der inoffiziellen Mixed-WM gegen Australien um den Einzug ins Finale.

Kerber: "Die Lockerheit war einfach weg"

Und die letztjährige Krisensaison mit dem Sturz auf Platz 21 des Rankings? Die 29-Jährige hat die schwierige Phase auch zur Selbstfindung genutzt. "Ich habe wahnsinnig viel über mich gelernt. Ich habe einen großen Schritt in meiner persönlichen Entwicklung gemacht", sagte Kerber im Interview mit dem Frauen-Magazin Emotion. Die letzten 24 Monate, in denen sie Sternstunden sowie bittere Niederlagen erlebte, hätten sie "reifer gemacht".

Nach ihren beiden Grand-Slam-Sternstunden in Melbourne und New York sei im Jahr darauf die Lockerheit "einfach weg" gewesen. Anspannung pur! "Wie bei einer Abschlussarbeit, wo man weiß, man lernt und lernt und muss dann auch liefern", berichtete Kerber: "Das Mentale spielt dann eine so große Rolle und der Druck war enorm. Mit jedem verlorenen Match hat er sich weiter aufgebaut. Und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, meinen Erfolg überhaupt noch nicht richtig verarbeitet zu haben."

Die Nummer eins als Ballast

Der Umgang mit der neuen Situation, mit ihrem Status als Gesicht der WTA-Tour fiel der Kielerin zunächst schwer. Der Druck von allen Seiten lastete wie Ballast auf ihren Schultern und ihrem Gemütszustand. Kerber nahm sich "jedes Spiel sehr zu Herzen". Und das war offensichtlich. Mit ein wenig Abstand kann sie die Dinge neu einordnen.

Manchmal sei das Leben eben so, "man darf sich davon nicht runterziehen lassen", erklärte Kerber. In ihrer Traumsaison hatte sie eine Bilanz von 64:19 Erfolgen, zwölf Monate später standen bei Kerber nur 29:24 Siege zu Buche. Die selbstkritische Linkshänderin war selbst am unglücklichsten darüber.

Doch Kerber ist dadurch gereift - und hat ihre Schlüsse für das Jahr danach gezogen. Als Ratgeber diente dabei auch ihr umsichtiger Manager Aljoscha Thron. Die zweimalige Gewinnerin des Porsche Tennis-Grand-Prix' engagierte in Wim Fissette einen erfahrenen Coach.

Kerbers Credo mit Blick auf den Neustart lautete: "Ich will freier und gelassener an die Dinge rangehen. Trotzdem möchte ich zeigen, was ich aus den Erfahrungen der letzten zwei Jahren gelernt habe. Ich möchte all das abrufen können und bin bereit, diese Herausforderung anzunehmen." In Perth jedenfalls glückte das erste Kapitel der Mission "Zurück in die Zukunft" prächtig.

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