Görges: Der Fehlerteufel hilft beim Höhenflug

Von Ulrike Weinrich
Julia Görges bleibt in Doha in der Erfolgsspur
© getty

Julia Görges setzt ihren Höhenflug auch beim WTA-Premier-5-Turnier in Doha fort: Die Weltranglistenzehnte ist die erste Spielerin, die die 100-Asse-Schallmauer in dieser Saison bereits durchbrochen hat. Neben dem Aufschlag hat sich "Jule" aber auch den Fehlerteufel zum Freund gemacht.

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Von Ulrike Weinrich aus Doha

Mit insgesamt 105 Assen in 14 Matches ist Görges bislang die "Ace Queen" 2018. Der aktuelle Schnitt (7,5 pro Partie) liegt auch höher als ihr bisheriger Spitzenwert von 6,13 Assen in der Saison 2014. "Natürlich ist der Aufschlag eine meiner Waffen, die ich versuche, möglichst gut einzusetzen", sagte die 29-Jährige im tennisnet-Interview in Doha: "Es ist einfach gut zu wissen, dass man in engen Situationen jederzeit ein Ass schlagen oder mit dem Service einen Punktgewinn vorbereiten kann."

In der Off-Season hat Görges mit ihrem Coach Michael Geserer unter anderem am Aufschlag gefeilt. "Das passiert aber auch bei den Turnieren. Das ist eine konstante Arbeit, die wir weiterführen", berichtete die frischgebackene Top-Ten-Spielerin, die zudem ihr neues Mindset für den Erfolg in den letzten Monaten mitverantwortlich macht. 21:2 Sieg hat die Wahl-Regensburgerin bei den vergangenen sechs Events eingefahren - und dabei die Titel in Auckland (2018) sowie in Zhuhai und Moskau (beide 2017) geholt.

Das neue Motto von "Jule": Fehler erlaubt!

Am Freitag (18.00 Uhr MEZ/live auf DAZN) trifft sie im Viertelfinale in der Night Session im Khalifa International Tennis Complex auf die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien/Nr. 16). Auch dann wird das Motto wieder lauten: Fehler erlaubt! Eine Sichtweise, die ihr Geserer perfekt vermitteln konnte. "Ich habe gelernt, manche Dinge ein wenig anders zu sehen. Fehler sind gut für mein Spiel, weil ich daraus lernen kann. Man wird dadurch besser", meinte Görges, die durch eine Minimierung der Ansprüche nach dem Maximum greift: "Ich erwarte nicht, dass ich jeden Punkt im Match mache. Es gibt auch keine Sonderpunkte, wenn ich den Ball mit tausend Sachen auf die Linie knalle."

Vielmehr betrachtet sie jede Begegnung als neue Herausforderung, die perfekte Justierung zu finden. Die 1,80 Meter große Görges besitzt die Fähigkeit, von jeder Position des Courts Winner zu schlagen. "Manche Versuche sind sinnvoll, manche weniger", erklärte die Porsche-Botschafterin: "Aber wenn der Ball drei Meter ins Aus geht, peile ich beim nächsten Mal einfach ein wenig mehr die Linie an." Lernen fürs Tennis-Leben sozusagen - mit positiver Einstellung.

"Das Leben geht nach dem Match weiter"

Görges hat auch gelernt, die Dinge zu relativieren. "Profi zu sein," betont sie, "das ist ein Beruf, an dem ich sehr viel Spaß habe. Da will ich so gut werden, wie ich kann. Aber das Leben geht nach dem Match weiter." Viel Lob hat sie mit Blick auf ihre sportliche Entwicklung auch für ihren Trainer und Manager Geserer parat, der wie Physio und Fitnesscoach Florian "Flo" Zitzelsberger seit Ende 2015 mit der gebürtigen Bad Oldesloerin zusammenarbeitet. "Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, da ist es schön, wenn man jemanden dabei hat, der sagt: 'Pass auf, darauf legst du jetzt Wert'", meinte Görges.

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