Es gibt die schönen Fleckchen auf der Tour - und es gibt die besonders schönen. In Miami, diesem sonnenüberfluteten Schmelztiegel am Atlantik, pulsiert das Leben. Das bekommen die Profis auch in diesen Tagen wieder zu spüren.
Auf der vorgelagerten Insel Key Biscayne ebbt diese mitreißende Welle aus hektischer Betriebsamkeit, allgemeiner Heiterkeit und spezieller Gelassenheit zwar ein wenig ab. Aber auch im Crandon Park, der Spielstätte des mit 7,97 Millionen Dollar dorierten Hochkaräter-Turniers, ist dieser einmalige Charakter allgegenwärtig - quasi in einer "Light"-Version.
Angelique Kerber, in punkto Matchsiege 2018 die derzeit beste Spielerin (24 Erfolge - inklusive Hopman Cup), hat im Laufe ihrer Profijahre Gefallen an der faszinierenden wie mitunter anstregenden Mentalität Miamis gefunden. Was auch damit zusammenhängt, dass die inzwischen 30-Jährige in ihrer Persönlichkeit enorm gereift und offener für viele Dinge geworden ist.
Ergometer in aller Herrgottsfrühe - und Will Smith im Radio
In diesen Tagen dokumentierte sie erstmals im Rahmen einer Takeover-Aktion ihren Tagesablauf. Und machte keinen Hehl daraus, dass beim Anschwitzen auf dem Ergometer in aller Herrgottsfrühe auch ein Croissant und ein Kaffee nicht verkehrt gewesen wären. Mit einem Augenzwinkern natürlich. Immerhin stimmten Ausblick und Wetter. Die Sonne strahlte über den Wolkenkratzern Südfloridas. Natürlich.
Auf der Fahrt zur Anlage, wie sollte es anders sein, durfte im Autoradio Will Smith seinen Gassenhauer zum Besten geben - der Refrain: "Welcome to Miami - Bienvenidos a Miami". Die perfekte Ouvertüre, bevor "das Büro" für Kerber öffnete. Übersetzt: Der Court, auf dem ihr Coach Wim Fissette zum Training bat. Beobachtet übrigens von Physio André Kreidler, der jüngst die deutschen Eishockey-Cracks bei ihrem olympischen Silber-Coup in Pyeongchang begleitete.
Nach Miami legt Kerber eine Turnierpause ein - Fed Cup als nächster Termin
Vor dem Abendessen mit dem Team stand für die Linkshänderin noch ein besonderer Termin an. Schminken und Hairstyling inklusive. Im Rahmen der geplanten TV- Dokumentation "Unraveling Athena" berichtete Kerber über ihren ganz persönlichen Weg zur Nummer eins.
Apropos Weg: Nach dem Turnier im Sunshine State wird die Weltranglistenzehnte bis zur Fed-Cup-Partie gegen Tschechien (21./22. April) eine Turnierpause einlegen und sich so intensiv wie selten zuvor auf die Sandplatzsaison vorbereiten, in der sie relativ wenig zu verteidigen hat.
2017 war Kerber sowohl bei den French Open als auch in Stuttgart und Rom an ihrer Auftakthürde gescheitert und hatte in Madrid im Achtelfinale verloren. In den vergangenen Jahren war die Kielerin nach den Premier-Mandatory-Turnieren in Indian Wells und Miami immer noch in Charleston oder Monterrey angetreten.