Von Florian Goosmann aus Singapur
Den Auftakt am Sonntagnachmittag in Singapur machten zunächst neue und altbekannte Gesichter. Yayuk Basuki und Tamarine Tanasugarn, zwei ehemalige Top-20-Spielerinnen, hatten die Ehre, den Nachwuchs zu feiern, die WTA Future Stars, die am Sonntagmittag die U14- und U16-Finals unter sich ausgemacht hatten. Für die Pokalübergabe selbst war gar die "Grande Dame" des Tennis am Start, die diesen angeblich selbst mitentworfen hat: Martina Navratilova.
Die ehemalige Weltranglistenerste in allen Tenniskategorien sowie Rekordsiegerin der inoffiziellen Weltmeisterschaft (acht Siege im Einzel, elf im Doppel!), die auf Twitter einfach unter @martina zu erreichen ist, fasste auch punktgenau die Faszination der diesjährigen "echten" WTA Finals zusammen: "Frisches Blut, altbekannte Gesichter - alles ist dabei", so die 61-Jährige, der man nach wie vor irgendwie zutrauen würde, schnell selbst noch mal eine gelungene Serve-and-Volley-Einlage gegen die heutige Elite hinzulegen.
Pliskova mit großem Tennis
Das Eröffnungsmatch bestritt vor allem auf der einen Seite ein mehr als altbekanntes Gesicht. Venus Williams, 37 Jahre jung, ist nach ihrer starken Saison mit zwei Major-Endspielen (Australian Open und Wimbledon) erstmals in Singapur dabei, verrückterweise gar erst zum fünften Mal bei den WTA-Finals, die sie auch zu früheren Zeiten gerne mal absagte. Wie motiviert sie in diesem Jahr wirklich ist - es ist die große Frage.
Für Karolina Pliskova auf der anderen Seite geht es mehr oder weniger darum, eine stark begonnene Saison gut ausklingen zu lassen, um vielleicht im nächsten die großen Trophäen anzugreifen. Und sollte sie die Form des ersten Matches beibehalten, wird sie das zweifelsfrei tun. Die Tschechin schien genau die richtige Mischung für den langsamen Hallenplatz gefunden zu haben, sie spielte aggressiv, ohne unnötiges Risiko einzugehen, und sie bewegte sich in der Defensive gut - zwei Dinge, die Williams vermissen ließ. 6:2, 6:2 hieß es so nach 72 Minuten für die aktuelle Nummer drei im Porsche Race.
Trainerklau? Kein Kommentar
Mit ihrem Auftritt war Pliskova selbst mehr als glücklich. "Ich habe mich ziemlich gut gefühlt", sagte sie und verbesserte sich schnell. "Eigentlich habe ich mich sogar sehr gut gefühlt." Sie habe eine tolle Trainingswoche mit Interimstrainerin Rennae Stubbs hingelegt, an den wesentlichen Punkten ihres Spiels gearbeitet - Aufschlag und Return -, dazu am Übergang ans Netz und einigen Varianten an der Grundlinie und beim Service. "Einen besseren Start ins Turnier hätte ich nicht haben können."
Über das Thema, mit dem sie in der vergangenen Woche für Schlagzeilen sorgte, den "Trainerklau" bei Ex-Freundin Barbora Strycova, wollte sie hingegen nicht sprechen. "Dazu möchte ich mich nicht äußern, ich konzentriere mich hier auf Singapur."
Gegnerin Williams fasste sich insgesamt äußerst kurz in ihren Antworten, wie bereits in der Presserunde am Samstag. Immerhin gab sie gleich zweifach die wohl einfachste Tennis-Weisheit zum Besten, wie sie das Match wohl hätte gewinnen können. "Ich hätte einfach den Ball öfter ins Feld spielen müssen."
In der Theorie kann Tennis ja so einfach sein.