Kampf um die Krone: Ausgang total offen

Vier von acht: Garbine Muguruza, Karolina Pliskova, Caroline Wozniacki, Jelena Ostapenko (v.l.n.r.)
© getty

In Abwesenheit von Angelique Kerber spielen die acht besten Spielerinnen der Saison 2017 um die WM-Krone in Singapur (Sonntag ab 11 Uhr LIVE auf DAZN und im LIVETICKER). Eine eindeutige Favoritin gibt es nicht.

Cookie-Einstellungen

Vor einem Jahr war sie auch in Singapur noch eine unübersehbare Größe. Als Anführerin des Damentennis lächelte Angelique Kerber von den Plakaten, die in der südostasiatischen Millionenmetropole auf das WM-Spektakel hinwiesen. Kerber war damals, im Oktober 2016, die Nummer 1 der Welt. Sie war überhaupt die Spielerin der Saison, als zweimalige Grand-Slam-Siegerin und Wimbledon- und Olympia-Finalistin. Sie erreichte dann auch beim Abschlusschampionat der Saison noch einmal das Endspiel, es war zwar kein perfekter Ausklang des verrückt erfolgreichen Jahres. Aber doch ein letztes Turnier ohne tiefe Enttäuschung, ohne Misstöne, ohne wirkliche Verbitterung.

Serena und Angie fehlen

Zwölf Monate später haben sich die Besten der Besten wieder in Singapur versammelt, die acht stärksten Spielerinnen der Saison 2017. Viele große Namen sucht man vergeblich, auch Grand-Slam-Siegerinnen der laufenden Serie fehlen. Und auch Kerber, die klare Nummer 1 des letzten Jahres, ist nicht am Start. Es gab keinen dramatischen, vergeblichen Kampf um das WM-Ticket für Kerber, ihre Abwesenheit war schon lange besiegelt, noch bevor im Herbst manche Spitzenspielerinnen um jeden einzelnen Zähler fighteten. Kerbers Jahr war sehr bescheiden, ganz besonders bei den Grand Slams.

Nur ein einziges Mal, im Achtelfinale von Wimbledon, schien ihre alte Klasse und Leidenschaft auf. Sie verlor die Partie, es gab kurz die Hoffnung, dass sich noch einmal alles drehen und wenden könnte in diesem Jahr. Doch dann stürzte die 29-jährige Kielerin schnell in die Krise zurück. Als sie in dieser Woche beim Turnier in Luxemburg in der ersten Runde gegen Olympiasiegerin Monica Puig verlor, nahm kaum noch jemand Notiz davon. Fatal, aber wahr: Man hat sich an frustrierende Ergebnisse Kerbers schon wieder gewöhnt.

Wie gesagt: Kerber ist nicht die einzige Spielerin aus dem Vorjahres-Turnier, die ab Sonntag beim Kampf um die WM-Krone fehlt. Australian-Open-Siegerin Serena Williams, inzwischen Mutter geworden, feilt wohl an einem Comeback zum Saisonstart 2018. US-Open-Gewinnerin Sloane Stephens reichten genau so wie der letztjährigen Weltmeisterin Dominika Cibulkova die gewonnene Punkte nicht zur Qualifikation. Auch Madison Keys (USA) und die Russin Swetlana Kusnetzova (Russland) dürfen nur zuschauen, wenn der letzte Titel der Saison vergeben wird. "Es ist sicher eins der überraschendsten Felder überhaupt in der WM-Geschichte", sagt Altmeisterin Martina Navratilova.

Halep, Muguruza oder Pliskova?

Als Siegerin des Rennens nach Singapur erhielt die Rumänin Simona Halep am Freitag bereits einen Porsche 911 Carrera GTS in Karminrot von der Stuttgarter Sportwagenschmiede überreicht. Nun stellt sich die Frage, ob die 26-jährige ihre gute Saison und den Sprung auf Platz 1 der Weltrangliste noch mit einem großen Titel in dieser Saison veredelt. Halep ist zwangsläufig eine der Mitfavoritinnen, Beobachterinnen wie US-Superstar Chris Evert rechnen aber eher mit einem Titelgewinn der Wimbledon-Queen Garbine Muguruza (Spanien) oder der Tschechin Karolina Pliskova. Muguruza und Pliskova waren in diesem Jahr auch zwischenzeitlich schon einmal auf Platz 1 der Rangliste gesprungen.

Youngster wie French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko (Lettland) oder Elina Svitolina (Ukraine) hätten das Potenzial, für Überraschungen zu sorgen - allerdings ist offen, ob sie nach den Strapazen der langen Saison noch einmal die nötigen Kräfte mobilisieren können. Und dann wäre da auch noch die bei weitem älteste Starterin bei dieser WM: Venus Williams (37), Finalistin bei den Australian Open und in Wimbledon in diesem Jahr, zudem eine der konstantesten Akteurinnen der letzten Monate.

Als sie vor 18 Jahren zum ersten Mal bei einer WM spielte, waren alle anderen Mitkonkurrentinnen dieses Turniers noch im Kindesalter oder nicht mal eingeschult. Einmal gewann Venus in ihrer Karriere die WM, 2008 in Doha gegen die Russin Vera Zvonereva. Die hat sich auf der großen Bühne längst zur Ruhe gesetzt. Nur Venus spielt und spielt und spielt weiter. Vielleicht sogar noch einmal so zupackend, dass ein großer Titelgewinn möglich wird.

Artikel und Videos zum Thema