WTA Finals: Achterbahnfahrt ohne Happy-End: Kerber-Fehlstart in Singapur

Von Jörg Allmeroth
Kerber gab das Spiel gegen Bertens aus der Hand
© getty

Singapur. Als Angelique Kerber dieser Tage ganz generell über die Tennis-Weltmeisterschaft sprach, da ging es auch um den Reiz des einzigartigen Formats. "Das Verrückte ist ja: Du kannst ein Spiel verlieren und immer noch das Turnier gewinnen", sagte sie. Leider muss die Wimbledonsiegerin schon nach ihrem ersten Auftritt beim Championat des Jahres 2018 genau auf diesen besonderen Dreh der Ereignisse hoffen, auf einen kraftvollen Umschwung nach einem unnötigen Fehlstart.

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Kerber startete furios in ihre erste Gruppenpartie im Singapur Sports Center, sie dominierte die niederländische Debütantin Kiki Bertens nach Belieben, ging nach einer halben Stunde als souveräne 6:1-Gewinnerin des ersten Satzes vom Centre Court.

Doch als eine halbe Stunde nach Mitternacht die Schlussabrechnung präsentiert wurde, hatte Kerber die Partie noch mit 6:1, 3:6 und 4:6 gegen die 26-jährige Ersatzfrau verloren, die in letzter Sekunde für die verletzte Weltranglisten-Erste Simona Halep eingesprungen war.

Duell mit Osaka: Alles oder Nichts

Kein Wunder, dass Kerber mit versteinertem Gesicht vom Schauplatz ihrer überflüssigen Niederlage abmarschierte. Oder besser gesagt: flüchtete. Denn es dauerte nur ein paar Sekunden nach dem verlorenen Matchball, dann war die 30-jährige Weltranglistenzweite, die vor dem Turnier ihren belgischen Trainer Wim Fissette gefeuert hatte, auch schon in den Katakomben der Arena verschwunden.

Nun geht es für Kerber am Mittwoch, im Duell mit US Open-Siegerin Naomi Osaka, bereits um Alles oder Nichts beim finalen Wettbewerb dieser Saison. Es ist das Duell der beiden letzten Grand Slam-Gewinnerinnen.

Aber eben auch das Duell der Spielerinnen, die beide ihre erste Partie bei dieser WM verloren. Osaka, die New Yorker Bezwingerin von Serena Williams, unterlag zum Turnierstart der Amerikanerin Sloane Stephens mit 5:7, 6:4 und 1:6.

Guter Start - schwaches Ende

Eine Achterbahnfahrt wie in jener Auftaktpartie gab es dann auch zwischen Kerber und Bertens, die quälend lange, bis gegen 22.30 Uhr, auf ihren Einsatz hatten warten müssen. Kerber allerdings begann die Partie dann imponierend, sie machte in den ersten sieben Spielen und genau 31 Minuten fast alles richtig, agierte druckvoll, couragiert und taktisch flexibel.

"Ich habe richtig Lust auf diese WM", hatte Kerber vor dem Championat gesagt - und mit dieser positiven, erfrischenden Attitüde spielte sie zunächst auch Tennis, mitunter so zwingend und überzeugend wie bei ihrem großen Grand-Slam-Moment auf den grünen Tennisfeldern im Londoner Sommer.

Bertens: "Ich habe immer an mich geglaubt"

Bertens wirkte bis dahin nur wie eine Statistin in der Kerber-Show, aber ab Mitte des zweiten Satzes verschoben sich die Kräfteverhältnisse. Auch, weil Kerber ihren Mut und ihre Power in der begeisternden Startphase aufgebraucht zu haben schien. Immer defensiver, zögerlicher und vorsichtiger wurde die Deutsche, es war ein symbolisches Zurückweichen - und auch schon der Weg in die Niederlage.

Denn Bertens nutzte die sich plötzlich bietenden Chancen konsequent, kam nicht nur besser ins Spiel, sondern führte mit einem Mal auch den Takt, übernahm die Regie. "Ich habe immer an mich geglaubt. Und auch im richtigen Moment doch noch mein bestes Tennis gezeigt", sagte Bertens hinterher.

Noch ist die WM für Kerber nicht vorbei

Nach dem 1:1-Satzausgleich schien es im dritten Satz, als könne oder wolle keine Spielerin diese Partie entschlossen gewinnen. Die ersten sieben Spiele gingen allesamt an die Rückschlägerin, es war ein einziges Breakfestival. Immer wieder machte Kerber das Defizit wett, das sie sich vorher durch eigenen Aufschlagverlust eingehandelt hatte.

Aber schließlich spielten ihr auch die Nerven einen Streich, beim 3:3: Zwischenzeitlich führte sie 40:15, verlor das Aufschlagspiel aber noch. Dann hatte sie bei 40:0-Führung das nächste Break, das achte in Folge, auf dem Schläger, verlor das Spiel aber auch zum 3:5. Es war die Vorentscheidung, denn knapp zwei Minuten später war alles vorbei für Kerber. Jedenfalls in diesem Spiel, wenn auch noch nicht bei dieser WM 2018.

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