"Das schönste Gefühl der Welt"

Maria Sharapova
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Wie nervös wird sie sein? Wie reagiert das Publikum? Und hat Maria Sharapova ihr Tennis neu erfunden? Die Antworten gab die Comebackerin eindrucksvoll.

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Von Florian Goosmann aus Stuttgart

Roberta Vinci hätte zum zweiten Mal in ihrer Karriere die große Spielverderberin spielen können. Serena Williams hatte sie 2015 bei den US Open sensationell den Grand Slam vermasselt, nun, anderthalb Jahre später, ein Sieg gegen die 15 Monate lang gesperrte Maria Sharapova..?

Aber daraus wurde nichts. Sharapova siegte 7:5, 6:3 gegen die Italienerin, knapper als in den bisherigen beiden Begegnungen, letztlich jedoch vor allem dank einer starken Leistung in Satz zwei verdient.

Herzlich Willkommen in Stuttgart

Der Comeback-Auftritt von Sharapova, er wurde mit Argusaugen betrachtet. Der Pressebereich in der Stuttgarter Porsche Arena war im Vergleich zum Vorjahr deutlich vergrößert, 50 Prozent mehr Arbeitsplätze, der Blick der Tenniswelt war seit Tagen auf diesen Abend gerichtet. Die große Frage: Wie würde das Publikum reagieren auf die dreimalige Siegerin beim Porsche Tennis Grand Prix - und was würde sie liefern können?

Das Willkommen für Sharapova um kurz nach halb sieben fiel warm aus, fast herzlich. Buhrufe? Fehlanzeige. Pfiffe? Einer, vielleicht war's auch ein Freudenpfeifen. Beim Stand von 0:2 aus Sicht der ehemaligen Weltranglistenersten gab's zudem bereits den ersten Aufmunterungsapplaus. Das Stuttgarter Publikum war jedenfalls nicht gekommen, um Sharapova den Einstieg in den Turnierbetrieb zu erschweren.

Nervöser Anfang, starker Aufschlag

Das tat die 30-Jährige zu Beginn allerdings selbst, ob aus Nervosität oder Wettkampfrost, sei dahingestellt. Sharapova schoss vor allem mit der Vorhand zu wild um sich, hatte Glück, dass Vinci ihre Chance zum 3:0 nicht nutzte. Ab Mitte des ersten Satzes jedoch kam Sharapova besser ins Spiel, überzeugte vor allem mit dem Aufschlag, dem Schlag, der einst eine Waffe war, nach ihrer Schulter-Operation Ende 2008 jedoch an Kraft einbüßte und Sharapova dazu brachte, sich andere Stärken zu suchen (was ihr vor allem auf dem Weg zur Sandplatz-Könnerin half). 11 Asse standen nach 1 Stunde 43 Minuten auf dem Statistik-Zettel, 81 Prozent gewonnene erste Aufschläge, fünf von sechs Breakbällen wehrte Sharapova ab. Sie selbst kam insgesamt zu 12 Breakchancen, von denen sie vier verwertete.

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Vinci hingegen genau beim Aufschlag ihre Probleme, sie gewann in Satz eins nur zu 27 Prozent den Punkt, wenn sie über das zweite Service gehen musste. Der Spielwitz der Italieneren - er blitzte zu selten auf, zu oft stand sie selbst unter Druck, zu selten gelang es ihr, Sharapova zu bewegen. Die gewisse Portion Glück war zudem auch dabei: Den kritischen Satz eins gewann Sharapova mit einer Vorhandpeitsche, die das Netz strich und nicht mehr hochkam. Nach dem verwandelten Matchball blieb Sharapova zunächst festgewurzelt an der Grundlinie stehen und ballte die Fäuste in Richtung ihrer Box, wieder und wieder.

Nun gegen Ekaterina Makarova, schon am Donnerstag

Ohnehin: So recht hatte man kaum das Gefühl, dass Sharapova je weg war. Das Wegdrehen zum Sammeln an der Grundlinie, die Faust VORM Punkt, die meditativen Atemübungen beim Seitenwechsel, die volle Konzentration auf sich selbst, und nur auf sich selbst... In ihrer Auszeit habe sie viele neue Sachen ausprobiert, versicherte sie im Anschluss ("Es ist vielleicht mein Problem - ich habe zu viele neue Interessen gewonnen"), aber nach dem Auftritt gegen Vinci ist auch klar: Sharapovas will's noch mal wissen, erst recht jetzt, wo die große Rivalin Serena Williams erst mal pausiert.

Ob es trotz der langen Auszeit ein sehr familäres Gefühl gewesen sein, die Sekunden vorm Einmarsch auf den Platz zu erleben, wollte Heinz Günthardt im Interview nach dem Sieg wissen. "Diese ersten Sekunden, bevor man die Arena betritt - sie sind das schönste Gefühl der Welt. Das ist meine Bühne, seit ich ein kleines Mädchen bin. Ich habe auf diesen Moment eine lange Zeit gewartet", antwortete Sharapova.

Auf ihren zweiten Auftritt muss sie genau das nicht mehr: Bereits am morgigen Nachmittag darf Sharapova wieder ran, im dritten Spiel nach 12 Uhr, gegen Ekaterina Makarova, die Sharapova in sechs Begegnungen gerade mal einen Satz abnehmen konnte. Und die sich - zusammen mit Svetlana Kuznetsova - ebenso unter den Gästen im Publikum befand.

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