Tyler Breeze vs. Dolph Ziggler
Marcus Hinselmann: Dass unter all den NXT Talenten plötzlich Breeze in den Main Roster berufen wurde, hat mich doch stark verwundert. Ich finde Ihn wirklich unterhaltsam und dass er im Ring etwas drauf hat, sollte auch jedem NXT-Gucker klar sein. Aber ob sein Gimmick außerhalb der Full Sail University dauerhaft ankommt, wage ich stark zu bezweifeln. Schon vor Tyler gab es eine Reihe von Personen, die bei NXT absolut over waren, bei denen das Gimmick im Oberhaus jedoch nicht zündete. Als Beispiele sind hier Emma, Ascension, Adam Rose oder auch Bo Dallas zu nennen. In meinen Augen wird hier kein neuer John Morrison entstehen, sondern jemand, der sich in die eben genannte illustre Kette einreiht. Mit Ziggler hat man aber den idealen Einstiegsgegner gefunden. Das Match wird sicher sehr unterhaltsam und der Mann, der vor einem Jahr bei den Survivor Series den wohl größten Push seines Lebens erhielt, ist wieder einmal in den Weiten der Midcard verschwunden und darf dabei helfen, ein neues Talent over zu bringen. Das Resultat: Tyler Breeze fährt seinen ersten PPV Sieg ein und Ziggler wird nie ein Main Eventer.
Maurice Kneisel: Ich muss mich deiner Meinung leider voll anschließen, möchte aber hinzufügen, dass die von dir genannten Leute nicht nur an sich selbst, sondern auch am absolut unkreativen Booking gescheitert sind. Bei Emma war die Einführung über das Publikum nett, anschließend hat man sich aber weder bei ihr, noch bei Rose, Konnor & Viktor oder Bo irgendeine Form von Mühe gegeben; vielmehr war zu spüren, dass man die Leute ohne Plan hochgebracht und dann schnell die Lust verloren hat, sich um sie zu bemühen. Leider fürchte auch ich, dass dem Gorgeous One das gleiche Schicksal blüht. Mein einziger Hoffnungsschimmer: er ist deutlich talentierter als die zuvor Genannten. Aus meiner Sicht würde man bei Breeze am besten fahren, indem man ihn einfach - wie während seines zwischenzeitlichen NXT-Pushs - sein eigenes Ding machen lässt. Am Mikro kann der Kerl pures Gold sein und sein Gimmick lebt er in Perfektion. Nach der bisherigen Darstellung zu urteilen, wird er aber leider nicht weit kommen und zu Dolphs Darstellung seit den letztjährigen Series möchte ich mich lieber gar nicht äußern. Tyler Breeze gewinnt.
Divas Champion Charlotte vs. Paige
Kneisel: Die Entscheidung, die letzte Raw-Ausgabe vor dem PPV mit den Diven zu beenden, war schon sehr überraschend, und vor allem Charlottes Mic Skills waren einmal mehr schwer zu ertragen. Ich erinnere mich noch, wie sie bei NXT stets betonte, nicht durch den Erfolg ihres Vaters nach oben kommen zu wollen - doch leider läuft es bei jeder Gelegenheit genau darauf hinaus. Mit der Einbindung ihres leider viel zu früh verstorbenem Bruders Reid in die Promo hat man ordentlich Würze in eine Fehde gebracht, die mich bislang nur wenig gereizt hatte. Ob diese Entscheidung nun eher geschickt oder geschmacklos war, lassen wir mal außen vor. Das Match zumindest sollte ordentlich werden und Charlotte erscheint wie die logische Siegerin. Doch irgendwie habe ich im Gefühl, dass Paige das Match gewinnt, entweder durch Countout oder DQ.
Hinselmann: Im Gegensatz zu dir bin ich mit dem Fehdenverlauf sehr zufrieden und die ganze Geschichte unterhält mich absolut. Paige ist am Mic wirklich großartig und darf nun beweisen, dass sie den 4 Horsewomen in Sachen In-Ring Work in nichts nachsteht. Das Match ist eins der rar gesäten Highlights der diesjährigen Series. Besonders nachdem die Fehde bei Raw so prominent positioniert wurde, hoffe ich auf ordentlich Matchzeit und einen Frauenklassiker a la Sasha vs. Bailey. Damit, dass die Einbeziehen von Charlottes Daddy nervt, hast du vollkommen Recht. Der heulende Vater im Hintergrund ist eher peinlich als hilfreich. Dass Charlotte in ihren Promos den Hang zum Schreien hat, erhöht deren Qualität auch nicht. Aber dass Charlottes junger Bruder so in den Mittelpunkte rückte, wäre ohne die Einwilligung der Championesse sicher nicht passiert. Von daher empfinde ich die Beleidigung durch Paige eher als "geschickt", da das Ganze so noch einmal eine Schippe Brisanz mehr erhielt und der Kampf ein wenig "Big Fight Feeling" innehat. Charlotte wird den Titel clean verteidigen, die Fehde wird aber noch weiter gehen. P.S. Wo ist eigentlich der Boss?
The Undertaker & Kane vs. Bray Wyatt & Braun Strowman
Hinselmann: Es scheint dem Undertaker wirklich wieder gut zu gehen. Der Deadman spult ein Pensum ab, das wir schon seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Auch wenn seine Matches gegen Lesnar sicherlich großartig waren, bin ich dennoch weiterhin der Meinung, dass seine legendäre Karriere bald einen würdigen Abschluss finden sollte. Dies wäre schon durch einen Niederlage bei WrestleMania gegen Wyatt angemessen gewesen, passierte aber nicht. Also erleben wir jetzt die Neuauflage des Ganzen als Tag Team-Ausgabe. Während ich bei WM Bray tatsächlich noch eine Chance ausgerechnet hatte, bin ich diesmal vollkommen sicher, dass die Brothers of Destruction den Sieg deutlich einfahren werden. Unterhaltsam wird das Ganze dabei leider nicht. Wie sollte es auch? Zwei ältere Männer, die ihren Zenit überschritten haben und nur noch von ihrem Mythos leben, gegen einen Riesen, der möglicherweise minimal besser ist als der Great Khali, und den gebrechlichen Eater of Worlds. Wyatt würde dieser Sieg wirklich sehr gut zu Gesicht stehen, leider muss er diese, so wie alle anderen wichtigen Fehden, aber als Verlierer verlassen. Oder was meinst du?
Kneisel: Wyatt, der Recycling-König. Erst wird seine Family wieder ausgegraben, jetzt auch die Fehden gegen den Undertaker und Kane. Letzteren durfte er seinerzeit in die Arme der Authority treiben, aber hier blüht dem Eater of Worlds das gleiche Schicksal wie schon bei WrestleMania: eine Niederlage. Brothers of Destruction gewinnen das Ding, beim 25. Jubiläum des Deadman erst recht. Persönlich hatte ich gehofft, dass man den einzig guten Worker im Stable, Luke Harper in das Match packt, aber das ist leider nicht geschehen. So bleiben die Erwartungen extrem niedrig, es wird viel Brawling geben, Braun wird mal wieder unbeholfen wirken und der Undertaker wird als erster Gegner in seinem peinlichen Finisher nicht das Bewusstsein verlieren. So schade ich es auch finde, aber von der früheren Begeisterung für die Wyatts ist bei mir praktisch nichts übrig geblieben. Die immer gleichen Promos mögen zwar gut geführt sein, täuschen aber leider nicht darüber hinweg, dass gerade die beiden in diesem Match stehenden Mitglieder im Ring wenig zu bieten haben.
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