The Sound of Silence

Maurice Kneisel
26. September 201609:36
Kevin Owens (l.) verteidigte seinen Titel nach Eingreifen von Chris Jericho gegen Seth Rollins WWE
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Bei Clash of Champions im Bankers Life Fieldhouse von Indianapolis, Indiana, verteidigte Kevin Owens seine WWE Universal Championship nach einem kontroversen Finish gegen Seth Rollins. Roman Reigns gewann die United States Championship von Rusev und Raw Women's Champion Charlotte setzte sich im Three-Way gegen Sasha Banks und Bayley durch.

Alicia Fox vs. Nia Jax (Kickoff Match)

Siegerin: Nia Jax nach einem Samoan Drop.

Erwartungsgemäß erhielt Alicia etwas mehr Offensive als beim ersten Aufeinandertreffen bei Raw vor einigen Wochen, um letztlich aber doch deutlich gegen Jax zu verlieren. Wie im Fall von Braun Strowman gegen Sin Cara, dient auch sie hier nur als Aufbaugegnerin, die nach den Jobber-Squashes den nächsten Schritt darstellt.

Bei beiden Superstars muss die WWE nun aber allmählich beweisen, dass sie einen Plan mit ihnen hat, denn Brocken wie Nia oder Braun perspektivisch sinnvoll zu booken, ohne sie konstant alles dominieren zu lassen, ist immer eine Herausforderung. Die "Fehde" Jax vs. Fox sollte hiermit beendet sein.

Raw Tag Team Champions The New Day vs. Gallows & Anderson

Sieger und weiterhin Raw Tag Team Champions: The New Day durch Midnight Hour gegen Karl Anderson, nachdem Xavier Woods diesen zuvor hinter dem Rücken des Referees mit Francesca II attackiert hatte.

Einmal mehr konnten Big E und Kofi Kingston ihre Gürtel gegen Gallows & Anderson verteidigen und ihren Rekord-Run weiter ausbauen. Damit verstärkt sich auch zunehmend das Gefühl, dass es bei den beiden Club-Mitgliedern nicht zum Titelgewinn reichen wird.

Berechtigterweise, da sie bislang nicht zu überzeugen wussten und auch beim Publikum praktisch keine Reaktionen ziehen. Da die Fehde seit dem SummerSlam auch kaum weiterentwickelt wurde, sollte man sie hiermit - trotz Dirty Finish - oder allerspätestens bei Raw morgen beenden. Neue Gegner für den New Day sind überfällig.

WWE Cruiserweight Champion T.J. Perkins vs. Brian Kendrick

Sieger und weiterhin WWE Cruiserweight Champion: T.J. Perkins, indem er Kendrick im Knee Bar zur Aufgabe zwang.

Das Tempo war vom Ringgong weg hoch, Kendrick zeigte seine Erfahrung und die aus den Cruiserweight Classics bekannten Heel-Taktiken, während TJP sein Können mit diversen Submission Holds unter Beweis stellte. Das Publikum nahm das Match gut an und lieferte sich über weitere Strecken Chant-Battles. Nach zehn Minuten endete ein starkes Wrestling-Match, das ohne Frage Werbung für die neue Division machen konnte.

Da Kendrick Perkins anschließend hinterlistig attackierte, kann man davon ausgehen, dass beide Männer nicht zum letzten Mal aufeinandergetroffen sind. Wichtig ist nun, dass man bei Raw den Spagat schafft, diese Fehde fortzuführen und gleichzeitig die übrigen Cruiserweights stark zu präsentieren, da das Gros des Mainstream-Publikums sie nach wie vor kaum kennt.

Cesaro vs. Sheamus (Match Seven in Best of Seven Series)

No Contest, nachdem Cesaro Sheamus per Lariat über die Barrikade beförderte und der Referee das Match beendete.

Beide Männer zogen zum Finale noch mal an und zeigten ein stiffes Match, bei dem vor allem Cesaro einige üble Bumps nahm. Bei einem Suicide Dive stürzte der Schweizer mit dem Kopf voran aus dem Ring, traf Sheamus und landete dann mit dem Schädel voran auf der Matte - ein heftiger Spot, bei dem man sich ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit machen musste.

Am Ende stand er triumphierend im Ring und sein Theme lief, während Sheamus auf die Beine geholfen werden musste - Cesaro war der gefühlte Sieger. Ein Titelmatch hat damit allerdings niemand gewonnen. Eine Prognose, wie es hier weitergeht, ist vor Raw schwer zu treffen: ein weiteres, achtes Match bei Raw oder in der Zelle beim nächsten PPV erscheint ebenso möglich wie ein Wechsel Cesaros zu SmackDown, über den seit dem Draft spekuliert wird und der aus Roster-Sicht am meisten Sinn machen würde.

Sami Zayn vs. Chris Jericho

Sieger: Chris Jericho nach dem Codebreaker.

Obwohl zwei DDTs von Sami nicht ganz sauber saßen, war dieses Match ohne Frage eines der Highlights von Clash of Champions. Es bot starkes Wrestling und eine ordentliche Portion Spannung, die Jericho letztlich mit einem Codebreaker out of Nowhere krönte.

Die Fehde wird definitiv weitergehen, durch das Finish gelang es, zusätzliche Spannung aufzubauen, ohne Sami schwach aussehen zu lassen. Bei Hell in a Cell würde sich ein Gimmick-Match anbieten, doch man muss das nächste Match nicht zwingend in die Zelle verlegen. Deutlich wichtiger ist nun, dass die Fehde in den kommenden Wochen intensiviert wird und Chris mit seiner Arroganz Zayn weiter anstachelt, um ihn somit letztlich zum Fehdensieg zu treiben.

Raw Women's Champion Charlotte vs. Sasha Banks vs. Bayley

Siegerin und weiterhin Raw Women's Champion: Charlotte nach einem Big Boot gegen Bayley.

Erwartungsgemäß mischte Dana Brooke, die sich bereits während des Kickoffs verbal mit Sasha anlegte, sich auch in das Match ein. Etwas überraschender hingegen war, dass sie Charlotte damit zur Abwechslung keinen Bärendienst erwies, sondern zu ihrer Titelverteidigung beitrug. Die Aufsplittung in Charlotte vs. Dana und Sasha vs. Bayley lässt somit definitiv noch auf sich warten und man geht mit einer starken Heel-Championesse mindestens in die nächsten vier Wochen.

Zwar könnte man bei Hell in a Cell einen weiteren Three- oder sogar Four-Way ansetzen; sinnvoll wäre es aber, nun eine der beiden Face-Diven temporär aus dem Titelmatch zu ziehen und gegen Brooke zu stellen, während die andere weiter mit Charlotte fehdet. Banks hatte bislang größere Differenzen mit Dana, Bayley hingegen wurde im Match gepinnt - entsprechend hat die WWE sich hier beide Optionen offengehalten.

United States Champion Rusev vs. Roman Reigns

Sieger und neuer United States Champion: Roman Reigns nach dem Spear.

Der nächste Titelgewinn für Reigns, mit exakt dem Ergebnis, das die Verantwortlichen nicht haben wollten. Nachdem er bei seinen World-Title-Gewinnen (vom Royal Rumble-Sieg ganz zu schweigen) jedes Mal in Grund und Boden gebuht wurde, stellte man ihn gegen den ultimativen Heel, den Anti-Amerikaner, in der Hoffnung, die Stimmung so kippen zu können.

Man ließ Lana in das Match eingreifen, um Rusev zusätzliche Heat zu verpassen - doch am Ende war es doch wieder die ungeliebte Heat für Posterboy Reigns, die unüberhörbar war. Dies zeigt, dass die WWE das Grundproblem nach wie vor nicht erkannt hat: nämlich, dass das Publikum seit mittlerweile knapp zwei Jahren weniger gegen Roman, als gegen seine Darstellung und die zwanghaften Pushes protestiert.

Wir befinden uns nicht mehr in den 80ern/90ern, wo das böse Anti-US-Gimmick grundsätzlich verhasst ist. Rusev ist ein hervorragender Worker, der zudem am Mikro einen merklich besseren Job macht als Reigns - und doch wirkt es, als habe auch sein zweiter starker Midcard-Title-Run nur dazu gedient, einen nominellen Top-Face zu pushen. Die Fehde wird weitergehen, Rusev wird beim nächsten PPV erneut gegen Reigns verlieren, doch solange man dessen Gimmick nicht grundlegend verändert, wird sich an den Fanreaktionen überhaupt nichts ändern - zumindest nicht zum Positiven.

WWE Universal Champion Kevin Owens vs. Seth Rollins

Sieger und weiterhin WWE Universal Champion: Kevin Owens nach der Pop-Up Powerbomb.

Wie zu erwarten und bei einem Match mit einer Länge von ca. 30 Minuten typisch, hielt der Heel das Tempo zunächst niedrig, Owens als Headlock Master ist mit seinem Stil hierfür ohnehin prädestiniert. Zur Halbzeit zogen beide Männer merklich an, nachdem Rollins erwartungsgemäß besser in das Match kam.

KO zeigte unter anderem einen ebenso sehenswerten wie brutalen Super Gutbuster und warf sich wenig später per Running Senton durch ein unbesetztes Kommentatorenpult, was das Publikum endlich zu einem lauten Pop zwang. Das Problem dieses Matches - neben der generell schwachen Crowd in Indianapolis - war die Heel-/Face-Verteilung: Seth ist als Face nach wie vor nicht etabliert und fühlt sich deutlich mehr wie ein Heel an, der von einem anderen Heel (Triple H) hintergangen wurde.

Owens hingegen zieht für einen Heel überdurchschnittlich viele Pops. Den erwünschten Effekt, Rollins hier zum Top-Babyface zu turnen, konnte man definitiv (noch) nicht erzielen. Ob dies in einer zukünftigen Fehde gegen den extrem beliebten Triple H gelingen wird, ist ebenfalls äußerst fraglich. Rollins war, ob bei NXT oder schon zuvor bei Ring of Honor, stets stärker in der Heel- als in der Face-Rolle, da er den arroganten Bösewicht auch am Mikro deutlich besser verkörpern kann.

Entsprechend wird es spannend zu sehen, ob er in den kommenden Wochen und Monaten den Wandel schafft, oder ob man doch erkennen muss, dass Heel-Rollins die deutlich bessere Wahl ist. Gleichzeitig stellte man durch das wiederholte Eingreifen Jerichos sowie das Ausknocken des Referees einmal mehr Owens nicht stark dar.

Ähnlich wie Rollins während seiner Zeit als Authority-Champ wirkt der Heel-Champ häufig schwach, das extreme Over-Booking tat dem Gesamteindruck des bis dahin starken Matches ebenfalls nicht gut. Die Fehde wird mit Sicherheit weitergehen und man kann beiden Männern zuliebe nur hoffen, dass die Writer beim kommenden Hell in a Cell-Match einiges besser machen werden.

Fazit

Clash of Champions wurde den aufgrund der stark besetzten Card im Vorfeld gehegten hohen Erwartungen nicht gerecht. Es war ein wrestlerisch ordentlicher PPV, der aber auch in dieser Hinsicht hätte mehr bieten können. Das Cruiserweight-Match war stark, erhielt aber leider nicht so viel Zeit wie erhofft und Owens vs. Rollins litt unter dem extremen Over-Booking mit wiederholten Eingriffen durch Jericho sowie dem Referee-K.O. im letzten Drittel.

Hinzu kommt, dass die meisten Ergebnisse absolut voraussehbar waren, lediglich das Frauen-Match fühlte sich im Vorfeld völlig offen an. Die Verlängerung der Cesaro vs. Sheamus-Matchserie baut zwar Spannung auf, wirkt gleichzeitig aber auch extrem unbefriedigend und unnötig in die Länge gezogen.

Die schwache Crowd in Indianapolis tat schließlich das ihrige zu einem eher mauen Gesamteindruck. Clash of Champions war letztlich nichts anderes als ein Übergangs-Event, von dem schon in wenigen Wochen nichts mehr sonderlich in Erinnerung geblieben sein wird. Im direkten Vergleich der ersten Show-exklusiven Pay-per-Views konnte SmackDown mit dem starken Backlash deutlich punkten.

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