Der 40-Jährige erklärt außerdem, warum früher jeder Morgen mit der Teletext-Seite 570 auf CNN begann, wie er Legende Bret Hart um Erlaubnis fragte und was der verrückteste Trip seines Lebens gewesen ist.
Bevor Sie zum Wrestling gekommen sind, war Basketball eine große Leidenschaft in Ihrem Leben. Wie hat sich diese Leidenschaft in der Jugend geäußert?
Cesaro: Vor allem schon mal dadurch, dass ich wirklich an jedem Morgen erstmal auf CNN in den Teletext geschaut und die NBA-Ergebnisse und Spielberichte gecheckt habe. Seite 570! Das waren noch die guten alten Teletext-Zeiten, das kennt die Jugend von heute gar nicht mehr. (lacht) Aber so war das damals. So habe ich mich informiert und nebenbei Englisch gelernt. Das waren große Zeiten in den 90ern, ich bin natürlich auch nachts aufgestanden und habe mir im DSF die Finals reingezogen. Und meine Freunde und ich haben selbst viel gezockt auf Freiplätzen. Auch im Winter haben wir immer den Schnee weggeschippt, um Basketball spielen zu können. Drei gegen Drei, Zwei gegen Zwei - Hauptsache es gab einen Korb, das war eine coole Zeit.
Und Sie waren auch nicht so schlecht.
Cesaro: Gut, ich habe es in der Schweiz in die Regionalauswahl geschafft, aber ich weiß nicht genau, was das genau bedeutet. Die Schweiz ist ja nun nicht so ein großes Basketballland. Aber ich hatte Spaß und selbst heute nehme ich immer sofort ein paar Würfe, wenn ich sehe, dass Backstage irgendwo in der Halle ein Korb hängt.
Basketball war eine Leidenschaft, aber es war auch die Zeit, als Wrestling in Deutschland oder eben auch in der Schweiz Thema wurde. Mit den ganzen alten Helden wie dem Undertaker, Shawn Michaels, Hulk Hogan, Bret Hart, Ric Flair und Co. Wie haben Sie das damals erlebt?
Cesaro: Ich kann mich sehr gut an diese Zeit erinnern. Das war ja die erste große Wrestling-Welle, die zu uns über den Teich geschwappt ist. Das gehörte einfach dazu damals, bei RTLII Wrestling zu schauen. Das war cool. Ich habe die Steiner Brothers geliebt, Bret und Owen Hart waren meine Helden. Ich habe nichts verpasst und mir die Highlights auch aufgenommen - mit unserem riesengroßen Videorecorder. (lacht) Es hat mich in den Bann gezogen. Es war und ist bis heute diese Mischung aus Sport und Unterhaltung, die für mich die Faszination ausmacht. Wrestling anzuschauen ist wie einem Zauberer zuzuschauen. Du weißt natürlich, dass es Unterhaltung ist und er da irgendwelche Tricks macht, aber auf der anderen Seite siehst du auch ein unglaubliches Talent. Für mich ist das die perfekte Symbiose. Das macht den Reiz aus.
Cesaro über sein Wrestling-Debüt an Heiligabend
Jetzt ist die Schweiz nicht zwingend der Ort, aus dem reihenweise Wrestling-Stars entstehen. Wie ist Ihr Weg dann überhaupt losgegangen?
Cesaro: Alles fing damit an, dass ich eines Tages in einem Online-Forum eine Werbeanzeige gesehen habe für ein Wrestling-Training. Auch wenn das Internet unfassbar langsam war, konnte ich die Seite zum Glück öffnen und habe die Anzeige gesehen. Ich dachte mir: Hey, da gehst du einfach mal hin, warum denn nicht? Also bin ich zum Training mit Sigi the Swisstank und habe mich auf diesen dünnen, blauen Turnmatten ein bisschen rumgeworfen. Sigi war damals der einzige Schweizer, der schon in den USA Erfahrung gesammelt hatte. Ich habe dann mit ihm weiter trainiert, aber richtig los ging es erst, als plötzlich die Möglichkeit entstand, an einem Event teilzunehmen. Es gab nur ein großes Problem.
Und das war?
Cesaro: Das Event fand am 24. Dezember statt. Dreimal dürfen Sie raten, wie es die Familie fand, dass ich an Heiligabend nicht bei der Familie sein, sondern meinen ersten Wrestling-Kampf machen wollte. Aber sie haben es verstanden und so bin ich nach Essen gefahren zu meinem Debüt. Es ist witzig, weil viele Leute immer denken, dass Erfolg über Nacht kommt. Sie sehen nur das Rampenlicht, in dem die WWE-Superstars stehen, aber sie sehen natürlich nicht, wie ich in Essen plötzlich in einer Gothic-Disco stand.
Wie kann man sich diesen Abend vorstellen?
Cesaro: Das Event fand im Roxy statt, das war eben eine bekannte Gothic-Disco in Essen. Alles war ganz dunkel, das wäre alleine schon deshalb besonders gewesen. Aber der ganze Tag war verrückt. Wir haben zu zweit stundenlang den Ring aufgebaut. Dann hatte ich mein Match und danach musste ich auch noch als Ringsprecher und Ringrichter einspringen, weil unser Mann dafür 41 Grad Fieber bekommen hat. Es war ein unglaublicher Abend. Wenn 20 oder 30 Leute da waren, dann waren vielleicht zehn fürs Wrestling da, der Rest wollte einfach Musik hören.