Harold Kreis tritt die Nachfolge von Toni Söderholm als Eishockey-Bundestrainer an - mit klaren Vorgaben.
Die Ziele sind klar definiert - doch zu seinen NHL-Stars um Leon Draisaitl und Moritz Seider hat der neue Bundestrainer Harold Kreis noch keinen Kontakt gehabt. Frühestens Ende Februar sind erste Gespräche mit Draisaitl und Co. geplant, "dann werde ich mich vorstellen", sagte Kreis.
Der 64-Jährige weiß, wie wichtig die Teilnahme seiner zahlreichen Nordamerika-Profis bei der WM-Endrunde in Finnland und Lettland vom 12. bis 28. Mai sein wird. Deshalb hielt sich Kreis bei seiner Vorstellung am Montag in München auch mit flotten Sprüchen zurück.
Er habe die Vorgaben von DEB-Vizepräsident Andreas Niederberger, der "das WM-Viertelfinale und die direkte Olympia-Qualifikation als Ziele des Präsidiums" nannte, zur Kenntnis genommen, so Kreis trocken: "Die sind durchaus realistisch." Aber mehr wollte der erfahrene Coach nicht versprechen: "Da ist dann Nominierung - und plötzlich fehlt Spieler X oder Spieler Y."
Als Nachfolger von Toni Söderholm weiß Kreis aber, was von ihm und seinem Assistenten Alexander Sulzer erwartet wird. "Überzeugung und Selbstbewusstsein hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt. Das wollen wir weiterentwickeln. Die Zeiten sind längst vorbei, dass wir gegen Schweden oder Kanada spielen und es nur um die Höhe der Niederlage geht."
DEB: Bundestrainer Harold Kreis unterschreibt bis 2026
Für drei Jahre bis 2026 hat Kreis unterschrieben. Bis zum Saisonende ist er auch noch als Trainer der Schwenninger Wild Wings in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) tätig. Er wisse zwar, "dass das viel Mehrarbeit bedeutet, aber das macht Freude", betonte Kreis. Überhaupt, sei es eine "Riesenehre. Ich habe schon viel erlebt in meiner Karriere, aber jetzt als Bundestrainer zu arbeiten, ist etwas ganz Besonderes für mich."
Für Niederberger ist die Entscheidung "sehr, sehr positiv für die Zukunft des deutschen Eishockeys". Man habe in den Gesprächen mit Kreis und Sulzer, die nach Söderholms überraschendem Ausstieg Mitte November nötig wurden, sofort das Gefühl gehabt, ergänzte Sportdirektor Christian Künast, "da brennt etwas. Beide haben diese Passion."
Und beide haben das uneingeschränkte Vertrauen der Verantwortlichen: "Die beiden haben das Potenzial, unsere sehr gut aufgestellte Herren-Nationalmannschaft dauerhaft unter die besten acht Nationen der Weltspitze zu führen", sagte DEB-Präsident Peter Merten.
gettyHarold Kreis beim DEB kein Unbekannter
Der frühere Profi Kreis ist auf der Bank des DEB kein unbeschriebenes Blatt. Der gebürtige Kanadier arbeitete bereits bei der Heim-WM 2010 in Köln und Mannheim und den folgenden Ausgaben 2011 und 2012 als Co-Trainer für die DEB-Auswahl. Es folgten Trainerstationen bei den Adlern Mannheim, dem EV Zug in der Schweiz, der Düsseldorfer EG und zuletzt in Schwenningen.
Seine größten Erfolge an der Bande hatte Kreis 2006 mit dem HC Lugano und 2008 mit den ZSC Lions gefeiert, die er als Cheftrainer zur Schweizer Meisterschaft führte.
Kreis gilt als Trainer, der Defensiv-Eishockey präferiert. Doch diesem Eindruck widersprach er am Montag gleich vehement. Natürlich hätten seine Teams "gute defensive Strukturen, aber ich lasse agieren und spielen".