Eishockey - Patrick Ehelechner im Interview: "Olympia war mein Draft im Journalismus"

Florian Regelmann
12. April 202210:48
Patrick Ehelechner will sein Know-how an junge Goalies weitergeben.imago images
Werbung
Werbung

Patrick Ehelechner hat sich nach seiner aktiven Goalie-Karriere als Deutschlands Nummer-eins-Eishockey-Experte (DEL-Playoffs live bei Magenta Sport ) etabliert. SPOX hat mit Ehelechner seinen beeindruckenden Weg Revue passieren lassen.

Herausgekommen ist ein offenes Gespräch, in dem Ehelechner über die Höhen und Tiefen seiner Laufbahn spricht und verrät, was sein Draft-Moment im Journalismus war.

Außerdem erklärt der 37-Jährige, wie er sich bei einer Busfahrt in Kanada blamiert hat, mit welcher Legende er abhängen durfte und wie sein Spruch "Ciao for now" entstanden ist.

Herr Ehelechner, erinnern Sie sich an den besten Save Ihrer Karriere?

Patrick Ehelechner: Absolut! Das war im Trikot der Augsburger Panther bei einem Spiel in Berlin. Zwei NHL-Superstars, Claude Giroux und Danny Briere, sind eine 2:1-Situation gelaufen. Briere täuscht den Schuss an, macht dann aber einen Flip-Pass über den Schläger von Steffen Tölzer und Briere feuert eine Direktabnahme aufs Tor. Aber da war die Rosenheimer Fanghand zur Stelle! (lacht) Diesen Save, diesen ungläubigen Gesichtsausdruck von Briere werde ich nie vergessen. Er hatte schon zum Jubeln angesetzt. Er kam auch dann noch zu mir, hat mir auf die Schoner geklopft und gesagt: "Good save, buddy!"

Sie sprechen es an, Sie stammen aus der Eishockey-Hochburg Rosenheim. Wie sind Sie als Kind ins Tor gekommen?

Ehelechner: Das ist eine ganz witzige Story. Meine Eltern waren Dauerkartenbesitzer in den 80er-Jahren in Rosenheim und haben mich zu den Spielen mitgenommen. In Rosenheim kommst du als Kind ja fast automatisch zum Eishockey, wir haben nichts anderes außer Eishockey. Ich saß immer bei ihnen auf dem Schoß, ich habe aber nie den Puck verfolgt. Ich habe während des gesamten Spiels nur Karl Friesen im Tor beobachtet. Für mich bestand Eishockey damals nur aus einer Position und das war der Goalie. Das war Karl Friesen, eine Legende bei uns in Rosenheim.

Rosenheim spielt jetzt schon seit vielen Jahren nicht mehr in der DEL. Träumen Sie von einem Comeback?

Ehelechner: Grundsätzlich muss ich sagen, dass viele Traditionsvereine leider in früheren Zeiten hängen geblieben sind und sich einfach nicht weiterentwickelt haben. Und wenn du das nicht machst, spielst du zu Recht nicht mehr in der DEL. Heutzutage geht es nicht nur um Eishockey, es geht auch um Entertainment, du brauchst eine Top-Halle, du musst dich ganz anders aufstellen. In Rosenheim hat aber ein Umdenken stattgefunden. Mit dem Ergebnis, dass wir jetzt ein modernisiertes Stadion und Strukturen haben, die sich in der DEL nicht zu verstecken bräuchten. Rosenheim ist auf dem richtigen Weg. Und dadurch, dass es jetzt wieder die Möglichkeit gibt, sportlich aufzusteigen und nicht nur, wenn ein Klub seine Lizenz verliert, gibt es auch eine Perspektive. Das ist super. Ich würde mir natürlich sehr wünschen, dass Rosenheim oder auch andere Traditionsstandorte wieder in der DEL auftauchen.

Friesen war ein frühes Idol von Ihnen, welche Goalies waren noch Vorbilder?

Ehelechner: Da gab es einige. Henrik Lundqvist war für mich immer ganz vorne dabei, natürlich auch ein Patrick Roy, den ich in meiner Kindheit bewundert habe. Aber ich muss sagen, dass ich heute auf diese Frage mit jemandem antworten würde, der gleich alt ist wie ich: Marc-Andre Fleury. An sich hast du ja niemand als Vorbild, der in deinem Alter ist, aber bei Fleury ist das für mich anders. Zum einen habe ich ihn persönlich kennenlernen dürfen in Pittsburgh und habe erlebt, was für ein feiner Mensch er ist. Und zum anderen hat "Flower" für mich den perfekten Goalie-Spielstil. Es gibt ja so viele Varianten des Torwartspiels, aber wenn ich Kindern einen Stil beibringen will, dann ist es der von Fleury. So wie er habe ich auch versucht, zu spielen, ich war nur leider nicht so gut. (lacht)

Patrick Ehelechner spielte in der DEL für Hannover, Mannheim, Duisburg, Nürnberg und Augsburg.imago images

"Dieser Tag war das größte Highlight meiner Karriere"

Welche Persönlichkeiten abseits des Eishockeys haben Sie inspiriert?

Ehelechner: In erster Linie Oliver Kahn. Niemand hat die Mentalität des niemals Aufgebens so verkörpert wie er. Da konnte Bayern in der 91. Minute mit zwei Toren zurückliegen, Oli Kahn hat trotzdem noch an den Sieg geglaubt. Diese Galligkeit, immer gewinnen zu wollen, hat mich fasziniert. Und die zweite Person aus dem Sport, die ich nennen muss, ist Roger Federer. Für mich zählt nicht nur der Sportler, für mich zählt auch der Mensch und wie er sich abseits des Platzes gibt. Und da gibt es niemanden, der an Federer herankommt. Er ist ein Mustermensch. Wie jemand in der heutigen Zeit, in der alles so gläsern ist, so auf dem Boden geblieben sein kann, so frei von Skandalen, beeindruckt mich. Kahn und Federer haben mich inspiriert. Aber wenn Sie mich fragen, mit wem ich mal gerne einen Tag tauschen würde, wäre das Johnny Depp. Er ist nach wie vor mein Lieblingsschauspieler seit seiner Meisterleistung in "Fluch der Karibik". (lacht)

Sie haben in der Jugend eine ziemlich rasante Entwicklung gemacht und sind mit 17 Jahren zum jüngsten Starting-Goalie der DEL-Geschichte geworden. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Tag?

Ehelechner: Dieser Tag war das größte Highlight meiner Karriere. Ich habe viele tolle Momente im Eishockey erlebt, ich bin zum Beispiel mit Nürnberg mal Hauptrundenmeister geworden, das war richtig geil, aber das allererste Spiel vergisst du nicht. Und ich war eben so jung. Wir haben mit Hannover 3:2 bei den Moskitos Essen gewonnen. Ich habe das damals leider gar nicht so realisiert und so sehr genießen können, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich war da wie in Trance. Wie im Tunnel. Aber wenn ich heute daran denke, muss ich sagen: Das war unfassbar. Alleine die damalige Scorpions-Truppe mit Legenden wie Len Soccio oder Wally Schreiber - einfach irre! Das ist echt ein bisschen schade, dass du in dem Moment so unter Strom stehst und nur auf Saves fokussiert bist, dass du gar nicht richtig mitbekommst, was eigentlich gerade abgeht.

Ein weiterer besonderer Moment war natürlich der Draft. Sie wurden von den San Jose Sharks in der fünften Runde gezogen.

Ehelechner: Und ich war live in Nashville vor Ort, das war sensationell. Wenn du gedraftet wirst, ist das ein Moment, den man schwer beschreiben kann. In diesem Moment verspürst du so eine Genugtuung, dass die ganzen Opfer, die du gebracht hast, sich doch gelohnt haben. Dass es eben doch richtig war, nicht jedes Wochenende Party zu machen wie deine Freunde, sondern zum Training zu marschieren. Diese Zeit bekommst du ja nie mehr zurück im Leben, aber wenn es sich dann bezahlt macht, ist es das wert. Du hast ja auf so einem Weg auch immer Kritiker, die dir nichts zutrauen.

Ein Moment, ich zitiere aus dem Scouting-Report. Er ist nicht sehr gut bei Breakaways und Shootouts, er hat die Tendenz, zu tief im Tor zu stehen.

Ehelechner: (lacht) Weltklasse. Das habe ich auch gelesen. Das mit der zu tiefen Position hat auch gestimmt, daran habe ich viel gearbeitet. Gedraftet zu werden, war eine Bestätigung für meine Arbeit. Und das ganze Draft-Wochenende war der Wahnsinn. Welche Leute du da auch kennenlernst, das hat einen solchen Spaß gemacht. Ich war mit Bobby Orr beim Abendessen.

Patrick Ehelechner im Trikot der Sudbury Wolves.getty

"Das war Bobby Orr, verdammt nochmal! Der große Bobby Orr!"

Bobby Orr? Mehr Legende geht ja gar nicht!

Ehelechner: Mein damaliger Agent war mit der Agentur von Bobby Orr verbandelt, so kam es dazu, dass er sich beim Draft um mich gekümmert hat. Das war auch wieder so eine Geschichte, die ich damals nicht gepeilt habe und die ich im Nachhinein gerne viel mehr aufgesaugt hätte. Ich meine, das war Bobby Orr, verdammt nochmal! Der große Bobby Orr! Ich habe die ganze Zeit mit Bobby Orr abgehangen und nicht gecheckt, was für ein Glückspilz ich bin.

Bei den Sharks standen zur der Zeit mit Evgeni Nabokov und Miikka Kiprusoff große Namen im Tor. Für Sie ging es erstmal in die kanadische Juniorenliga nach Sudbury. Was geht in Sudbury ab?

Ehelechner: (lacht) Nicht viel außer Eishockey. In Greater Sudbury gibt es den zweithöchsten Schornstein der Erde zu bestaunen, es gibt eine Nickelmine, aber ich bezweifle, dass jemand aus Deutschland zum Sightseeing nach Sudbury kommt. Aber dafür lieben die Menschen dort Eishockey und ihre Wolves. Wir Deutschen können uns das gar nicht vorstellen, wenn wir es nicht selbst erlebt haben. Bei uns können wir froh sein, wenn beim Junioren-Finale 1000 Zuschauer da sind, dort sind es regelmäßig über 10.000. Das ist verrückt. Für mich war diese Zeit schön und vor allem extrem prägend. Ich bin mit knapp 18 Jahren über den großen Teich und war zum ersten Mal in meinem Leben so richtig weg. Das war ja zu der Zeit noch ganz anders als heute in unserer digitalisierten Welt. Ich habe bei einer Gastfamilie gewohnt und hatte nur wenig Kontakt in die Heimat. Damals lief noch viel über Modems... bing, bing, brchhh... hat das gemacht. (lacht) Da war nichts mit FaceTime.

Geschichten über Busfahrten werden gerne genommen, wie geht Ihre?

Ehelechner: Einmal habe ich mich richtig blamiert. In der Kabine stand, dass ein 18-Stunden-Trip auf dem Programm steht. Und ich dachte mir halt naiverweise, dass damit der gesamte Trip gemeint ist. Also von Sudbury zum Spielort und wieder zurück bis zur Ankunft zuhause. Weil für längere Trips würden wir ja den Flieger oder den Zug nehmen. Aber die 18 Stunden waren nur die einfache Busfahrt zum Spiel! Als es rauskam, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, war das Gelächter groß. Und ich saß bei den nächsten Busfahrten immer in Reihe eins, um mir die wundervollen kanadischen Landschaften anzuschauen.

Sie haben dann zwei durchaus gute Jahre absolviert, im zweiten wurden Sie sogar zum All-Star Game eingeladen. Warum ging die Reise zurück nach Deutschland statt Richtung NHL?

Ehelechner: Mein Pech war der Lockout. Dadurch sind die NHL-Goalies nach unten in die AHL gekommen, um sich fit zu halten. Sprich: Für mich war kein Platz, ich hätte noch eine Stufe nach unten rutschen müssen in die East Coast Hockey League. Für die Juniorenliga war ich nämlich dann zu alt. Diese Aussichten auf nicht viel Spielzeit in der AHL haben den Entschluss reifen lassen, in die Heimat zurückzugehen. Dazu kam, dass ich privat durch den Krebstod meines Opas eine ganz schlimme Zeit durchmachen musste. Ich wollte nach Hause. Auch wenn ich wusste, dass ich mir damit nicht nur Freunde mache. Wenn du in dem Business etwas anders macht, als es manche gerne hätten, bist du ganz schnell weg vom Fenster.

Sie sind nach Mannheim, dort spielten Sie aber auch nicht.

Ehelechner: Da war wirklich der Wurm drin für mich. Bei den Adlern stand Frederic Chabot im Kasten und als dann noch Ilpo Kauhanen verpflichtet wurde, war mir klar: Hier wirst du auch nicht spielen. So bin ich nach Duisburg gegangen. Das mag nach einem Rückschritt klingen und sportlich war er das sicher auch, Duisburg stand zu der Zeit im Tabellenkeller, aber ich wollte einfach nur auf dem Eis stehen und spielen. Ich habe in der Zeit auch nicht der NHL-Chance nachgetrauert. Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich nicht zu hundert Prozent Gas geben können. Ich bin auch nicht der Typ, der zurückblickt. Ich war in Duisburg und hatte Bock auf Eishockey, das hat gezählt.

Ganz war der Traum auch noch nicht geplatzt. 2006 wurden Sie von den Sharks nach Pittsburgh getradet. Haben Sie damals nochmal Ihre Chance gewittert?

Ehelechner: Ein bisschen schon, ich war auch zweimal noch drüben im Camp in Pittsburgh, aber irgendwie sollte es nicht sein. Die Zeit bei den Penguins war aber auch so nochmal total spannend und hat Spaß gemacht. Einerseits, weil Pittsburgh so eine sensationelle Sportstadt ist. Wir waren einmal bei einem Steelers-Spiel in der ersten Reihe, das war irre, was da los war. Und andererseits, weil ich in eine Kabine mit Superstars wie Sidney Crosby, Evgeni Malkin, Kris Letang und Fleury reingekommen bin und erlebt habe, was für coole Jungs das sind. Das ist auch das Schöne am Eishockey. Es hat keine Rolle gespielt, dass ich ein No-Name aus Deutschland war, Crosby kam immer zu mir her und hat mich Sachen gefragt, ich habe ihn Sachen gefragt, es war alles ganz easy. Er ist einer der besten Spieler der Welt, aber er hat nullkommanull Starallüren.

Patrick Ehelechner will sein Know-how an junge Goalies weitergeben.imago images

Ehelechner: "Was für eine Majestätsbeleidigung!"

In Nürnberg hatten Sie dann Ihre wohl beste Zeit der Karriere, oder?

Ehelechner: Ja, definitiv. In Nürnberg habe ich alles miterlebt. Ich saß in der Kabine, als der Insolvenzverwalter vor uns stand und meinte, dass wir eigentlich alle gehen können. Die Lichter waren schon fast aus. Und dann kam Thomas Sabo und ich habe hautnah gesehen, wie etwas ganz Neues aufgebaut werden konnte. Plötzlich haben sich die Ice Tigers zu einer Marke entwickelt, plötzlich hatten wir Erfolg.

So viel Erfolg, dass Sie auch ein Kandidat für die Nationalmannschaft waren und die Heim-WM 2010 nur knapp verpassten.

Ehelechner: Das war ein herber Nackenschlag. Ich bin als Goalie Nummer vier kurz vor der WM gestrichen worden, weil sich Uwe Krupp für Rob Zepp entschied. Es war hart, aber ich habe versucht, mich nicht zu sehr herunterzuziehen zu lassen, sonst buddelst du dir ganz schnell ein Loch, aus dem du nicht mehr herauskommst.

Ihre letzte DEL-Station war dann Augsburg, ein ganz besonderer Traditionsverein. Woran denken Sie, wenn Sie an Augsburg denken?

Ehelechner: In Augsburg habe ich immer gefroren. (lacht) Daran denke ich. Aber ich habe Augsburg und das halboffene Stadion und die verrückten Fans geliebt. Für mich ist Augsburg auch seit dem Umbau eines der lautesten und besten Stadien in der DEL, weil man es geschafft hat, den Charme des Curt-Frenzel-Stadions zu erhalten. Augsburg ist einmalig, ich habe die Zeit dort sehr genossen.

Sie haben in der Folge sehr früh mit 30 Jahren Ihre Karriere beendet. Warum?

Ehelechner: Das war eine rein rationale Entscheidung. Losgelöst vom damaligen Servus-TV-Sportchef Philip Wohlfarth, der aus dem Nichts auf mich zukam und mir eine Trainee-Stelle anbot. ServusTV hatte damals ja die DEL-Rechte. Meine erste Reaktion war: "Was für eine Majestätsbeleidigung! Fragt der mich, ob ich aufhören will? Unglaublich!" (lacht) Ich habe das erst gar nicht ernst genommen. Aber je länger der Sommer ging, desto mehr Gedanken habe ich mir gemacht. Bis zu dem Punkt, an dem ich mir eine stinknormale Pro-Contra-Liste erstellte und feststellen musste, dass die Contra-Seite deutlich länger war. Ich hatte auch im Kopf, dass ich viele Mitspieler gesehen habe, die nach der Karriere in ein Loch gefallen sind. Und ich wollte immer selbst entscheiden, wann ich aufhöre. Das war mir ganz wichtig. Ich war auch nicht so gut aufgestellt, ich hatte nur die Mittlere Reife als Abschluss, weil mein Studium in Kanada hier nicht anerkannt wurde. Da machst du dir schon Gedanken, das Leben hört ja mit 30 nicht auf, sondern geht hoffentlich noch sehr lange weiter.

Patrick Ehelechner bei der Arbeit als MegantaSport-Experte.magenta

Ehelechner: "Olympia war mein Draft im Journalismus"

Alles verständlich, aber so rational zu sein, muss doch die Hölle sein.

Ehelechner: Das Herz hat schon geweint, ganz klar. Ich habe 26 Jahre fürs Eishockey gelebt. Aber ich wusste trotzdem, dass ich das Richtige tue. Und so stand ich dann nicht mehr im Tor, sondern als 30-jähriger Praktikant im Büro bei ServusTV, gefühlt nur 17-Jährige um mich herum. Aber mir war das egal. Ich habe es wie ein Eishockey-Spiel gesehen und war total wissbegierig. Ich wollte alles erlernen, ich wollte genau wissen, wie so eine Produktion läuft, ich habe mich da richtig reingefuchst. Und ich habe mir wie früher im Sport auch Ziele gesteckt. Einfach auch, um den inneren Schweinehund zu überwinden. Und im TV ist es auch wie früher im Tor: Wenn das rote Licht angeht, musst du performen. Zum Glück hatte ich Leute, die Talent in mir gesehen und mich unterstützt haben.

Olympia 2018 war für Ihre Karriere als Experte ganz entscheidend.

Ehelechner: Olympia 2018 war der Durchbruch. Das war mein zweiter Draft. Mein Draft im Journalismus. So kann man es glaube ich echt beschreiben. Es hat alles eine andere Dimension angenommen, ich hatte auf einen Schlag 10.000 Follower mehr, bis heute sprechen mich die Eishockey-Fans bei den Spielen darauf an. Ich muss der Nationalmannschaft dankbar sein. Wenn die Jungs nicht das Finale erreicht hätten, was ja kein Schwein gedacht hätte vor dem Turnier, hätten wir nicht so ausrasten können. Die ganze Atmosphäre vor Ort war atemberaubend, in diesen Wochen hat einfach alles gepasst. Und dann sind wir eben durch die Decke gegangen, zum Glück hat es wohl ein paar Menschen gefallen, nachdem diese Art des Kommentierens bis dahin ja immer kritisch gesehen wurde. Aber ich stehe total dahinter. Ich will, dass mehr Fans sich für Eishockey interessieren. Das ist mein Ziel. Und dafür brauchen wir Emotionen.

Sie haben auch Ihren eigenen Spruch kreiert: Ciao for now. Wie ist das entstanden?

Ehelechner: 2016 war ich bei meinem Schwager in Brindisi in Italien und habe dort italienisches Fernsehen gesehen. Ich habe nichts verstanden, aber am Ende sagte der Typ im TV: Ciao for now. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir dachte: Das übernimmst du jetzt. Du musst dich heutzutage irgendwie aus der Masse abheben, du brauchst ein Merkmal, du musst ein bisschen aus der Reihe tanzen. Du musst dich verkaufen. Von den Normalen haben wir doch mehr als genug. Die Leute wollen ja auch unterhalten werden, rein sportlich kommentieren, das reicht nicht mehr. Wenn der Fan am See, im Zug oder wo auch immer sitzt und Eishockey schaut, will er neben dem Sportlichen auch ein bisschen entertaint werden. Das versuche ich so gut wie möglich zu liefern.