Die deutsche Nationalmannschaft hat zum Auftakt der Heim-WM in Köln für ein Ausrufezeichen gesorgt! Vor 18.688 Zuschauern in der Lanxess Arena besiegte man im ersten Gruppenspiel den haushohen Favoriten aus den USA mit 2:1 (1:0, 0:0, 1:1).
Damit gelang dem Team von Bundestrainer Marco Sturm die erhoffte Sensation in der Gruppe A - und das Spiegelbild zum 2:1 gegen die Amerikaner bei der WM 2010 auf Schalke. NHL-Star Tobias Rieder besorgte in der 11. Minute die Führung, nach dem Ausgleich durch Connor Murphy neun Minuten vor Schluss war es dann Patrick Hager, der einen Schuss von Dennis Seidenberg unhaltbar abfälschte.
Neben den Torschützen war vor allem Goalie Thomas Greiss eine Bank: Greiss kam auf starke 42 Saves und damit auf 17 mehr als Jimmy Howard auf der Gegenseite. Ein ums andere Mal bissen sich die US-Stars die Zähne am Goalie der New York Islanders aus, Greiss wurde zum besten Spieler der Partie gewählt.
Durch den Sieg über den Medaillenkandidaten hat das DEB-Team den Grundstein für das Erreichen des Viertelfinals gelegt. Am Sonntag geht es um 20.15 Uhr gegen Schweden.
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Der Spielfilm:
Vor dem Spiel: Rückschlag für Bundestrainer Marco Sturm: Nachdem Kapitän Christian Ehrhoff das Abschlusstraining nicht bestreiten konnte, ist nun kein Einsatz möglich. Er ist ebenso nicht dabei wie Sinan Akdag, David Wolf und der dritte Goalie Felix Brückmann. Die erste Reihe gegen die US-Boys bilden Goalie Thomas Greiss, Interimskapitän Dennis Seidenberg, Moritz Müller, sowie Tobias Rieder, Brooks Macek und Dominik Kahun im Angriff.
Auf der Gegenseite hat Jeff Blashill von den Detroit Red Wings mit Johnny Gaudreau und Jack Eichel zwei seiner drei Topstars in die erste Angriffsreihe gesteckt. Komplettiert werden sie von Anders Lee, Noah Hanifin, Jacob Trouba und Goalie Jimmy Howard. Dylan Larkin gibt in der zweiten Reihe den Center.
1. Drittel: Mehr als munterer Beginn in der Lanxess Arena! Schon nach wenigen Sekunden war Gaudreau frei durch und musste eigentlich netzen, aber Greiss war zur Stelle. Danach hatten die Amerikaner klare Feldvorteile und etablierten sich immer wieder im deutschen Drittel, nur die Abschlüsse waren zu ungenau. Das DEB-Team versuchte es über schnelle Breakaways, was in der vierten Minute über Kahun und Abeltshauser beinahe gelang
Als sich die Partie gerade etwas beruhigt zu haben schien, führte plötzlich der Gastgeber! Schuss aus spitzem Winkel von Reimer, Howard konnte nicht festhalten und Rieder spritzte dazwischen, legte die Scheibe eiskalt am Goalie vorbei und traf links unten. Danach tobte die Halle, es wurde hitziger: Jacob Trouba kassierte bei den US-Boys die erste Zeitstrafe der Partie, es folgte die stärkste Phase der Deutschen. Aber ein zweiter Treffer wollte nicht fallen. Es folgte noch eine Drangphase der Amerikaner, dann war Pause. 1:0 Deutschland.
2. Drittel: Der erste Konter für Deutschland nach nicht einmal einer Minute über Tiffels, danach pressten die Gäste - es schepperte nicht zum ersten Mal an Greiss' Gehäuse. Ab Minute 25 waren beide Teams hier mit absolut offenem Visier unterwegs: Gaudreau auf der einen, wieder Rieder auf der anderen Seite, das hätte das 2:0 sein können! Die Angriffsphasen der Amerikaner waren länger, aber die Gegenstöße von Sturms Mannen haben es in sich - Macek scheiterte an Howard. Erste Zeitstrafe gegen Müller, danach brannte es mehrfach lichterloh vor Greiss, doch der Puck wollte nicht über die Linie. Noch sechs Minuten, Andrew Copp verzog vor Greiss völlig frei. Entlastungsangriffe des DEB-Teams waren danach absolute Mangelware, ein erzwungenes Bully und kurz Durchschnaufen fast das höchste der Gefühle. Aber die Führung hielt. Und hielt. Und hielt. 1:0 Deutschland.
3. Drittel: 20 Minuten Nägelkauen? Deutschland begann nach einer Zeitstrafe in Unterzahl, und als man die irgendwie überstanden hatte, ging es fast nahtlos so weiter, Spiel auf ein Tor. Doch Greiss war eine Bank. Mal schien den Gästen bei seinem Anblick das Herz in die Hose zu rutschen, mal bissen sich die Deutschen in die Zweikämpfe und verhinderten Schlimmeres. Aber es konnte nicht ewig gutgehen: Durch eine Traube vor dem deutschen Kasten steckte Larkin zurück auf Connor Murphy, und der Teamkollege von Tobias Rieder schlenzte von rechts ins lange Eck - Greiss war geschlagen, der hatte die Scheibe gar nicht kommen sehen.
Die Luft war raus aus der Halle, der Favorit drückte und war nah an der Führung, doch die deutsche Mannschaft überstand diese schwierige Phase. Und in Überzahl zog Seidenberg schließlich von links ab, Patrick Hager hielt den Stock rein - unhaltbar abgefälscht, Deutschland wieder in Front! Die letzten Minuten wurden vogelwild, aber es reichte! Die Halle zählte die letzten Sekunden herunter, dann war Schluss! Endstand: 2:1 Deutschland!
Fazit: Von diesem Auftakt hatten die deutschen Eishockey-Fans geträumt. Das Viertelfinale muss nun kein Traum mehr bleiben. Gegen Schweden muss allerdings noch einmal eine Steigerung her, will man die nächste Überraschung schaffen.
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Der Star des Spiels: Thomas Greiss. 42 Saves, darunter mehrere spektakuläre Paraden: Es bewahrheitete sich, was Marco Sturm vor dem Turnier gesagt hatte - ein Goalie in Topform ist schon die halbe Miete. Greiss hatte bereits eine bärenstarke WM 2016 in Russland gelegt. Macht er so weiter, muss das Viertelfinale kein Traum bleiben.
Der Flop des Spiels: Jimmy Howard. Der US-Goalie zeigte zwar keine schlechte Leistung, ließ vor dem 1:0 von Rieder aber prallen und sah dann unglücklich aus - wurde zugegebenermaßen aber auch von seinen Vorderleuten im Stich gelassen. Beim zweiten Gegentor machtlos. Bis auf die Chancenverwertung kann man den Amerikanern an diesem Abend wenig vorwerfen, aber im Tor war Deutschland diesmal besser besetzt.
Das fiel auf:
- 51 Minuten lang war die Taktik des Bundestrainers voll aufgegangen: Ein ums andere Mal hatte er Thomas Greiss stark geredet und seinen Goalie zur menschlichen Wand aufgebaut - was der dann auch bestätigte und vielleicht auch in den Köpfen der US-Boys hängen geblieben war. Vor Greiss eine massierte Defense, vorne Nadelstiche setzen und irgendwie treffen, am besten durch NHL-Star Tobias Rieder. Genau so kam es dann auch. Dass man den Rückstand so wegstecken konnte - sensationell!
- Natürlich gehörte auch eine Menge Glück dazu: Ein mögliches 2:1 wurde den Gästen gerade noch weggepfiffen, generell hatten sie mehr vom Spiel und die hochkarätigeren Chancen. Greiss, eine gehörige Portion Dusel und der Power-Play-Treffer machten dann den Unterschied.
- Bei den Amerikanern fiel die fehlende Eingespieltheit (nur ein Vorbereitungsspiel) vor allem in der zweiten und dritten Reihe auf. Die erste Reihe mit Gaudreau, Eichel und Lee war immer wieder brandgefährlich, vor allem der pfeilschnelle Gaudreau sorgte mehrfach für Raunen im Publikum und lieferte sich zeitweise einen Zweikampf mit Greiss (allein vier Torschüsse im zweiten Spielabschnitt).
- Insgesamt war das gefürchtete Kombinationsspiel des Favoriten nur zeitweise zu sehen, weil sich Deutschland nach einer hektischen Anfangsphase insgesamt gut darauf einstellte und mit enorm viel Kampfkraft dagegen hielt. Nur die Individualisten aus Blashills Truppe waren nie ganz auszuschalten.
- Auch das Publikum in der Lanxess Arena kam im Laufe der Partie in der Heim-WM an. War im ersten Viertel zeitweise noch Leerlauf auf den Rängen, schwappte im Mittelabschnitt schon die Laola durch die fast 17.000 Zuschauer. In den Schlussminuten hielt es niemanden mehr auf den Sitzen - genau diese phänomenale Unterstützung wird sich Sturm erträumt haben.