Hat Nico Hülkenberg auf das falsche Pferd gesetzt? Das Formel-1-Projekt von Audi ist schon vor dem Einstieg zum Scheitern verurteilt

Christian Guinin
01. August 202408:12
SPOXgetty
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CEO weg, Projektleiter weg, Wunschfahrer weg. Anderthalb Jahre vor dem offiziellen Einstieg in die Formel 1 kracht es bei Audi gehörig. Der Druck ist groß, der Berg an Problemen gewaltig. Ist das Projekt schon vor der Premiere zum Scheitern verurteilt?

"Williams ist der richtige Ort für mich, um meine Reise in der Formel 1 fortzusetzen. Davon bin ich vollkommen überzeugt." Im Grunde bedarf es lediglich dieser zwei Sätze von Carlos Sainz vom vergangenen Montag, um den Zustand zusammenzufassen, in dem sich Audi und sein F1-Projekt derzeit befinden. Innerhalb kürzester Zeit haben es die für 2026 von nicht wenigen Experten als Dark Horse gehandelten Ingolstädter geschafft, sich in äußerst unruhige Fahrwasser zu manövrieren.

Angefangen hatte alles vor einigen Wochen mit einem Medienbericht aus England, wonach zwischen den beiden führenden Verantwortlichen der Audi-Übernahme, Projektleiter Oliver Hoffmann und CEO Andreas Seidl, ein immer stärker ausufernder Machtkampf stattgefunden habe. Hoffmann soll versucht haben, an Seidls Stuhl zu sägen und hatte dabei die fehlende Entwicklung des Teams seit der Übernahme des ehemaligen McLaren-Teamchefs bemängelt.

Bei einem Blick auf die nackten Zahlen eine durchaus nachvollziehbare Argumentation, schließlich belegt der in diesem Jahr noch unter dem etwas wirren Namen Stake F1 Team KICK Sauber antretende Rennstall nach 14 von 24 absolvierten Rennen den letzten Platz in der Konstrukteurswertung. Als einziges der zehn Teams hat man gar das Kunststück vollbracht, noch nicht einen WM-Punkt zu sammeln. Vergleicht man diesen Wert mit dem Vorjahr, ist sogar ein sportlicher Rückschritt zu bilanzieren, hatte man zum selben Zeitpunkt 2023 immerhin schon zehn Zähler auf dem Konto.

Anstatt die Angelegenheit intern zu regeln oder sich klar einer Seite zuzuwenden, beschloss Audi dann vergangenen Woche, die Reißleine zu ziehen und die beiden Streithähne fristlos ihrer Ämter zu entheben. Wie überraschend die Entscheidung der Ingolstädter kam, konnte man an der Reaktion von Nico Hülkenberg, seines Zeichen für das kommende Jahr bestätigter Stammpilot, ablesen, der den versammelten Journalisten am Rande des Belgien-GPs in Spa etwas überfordert erklären musste, von den Vorkommnissen kalt erwischt worden zu sein: "Das war offensichtlich eine kleine Welle, ein kleiner Schock", so der Emmericher, der von Audi erst am selben Tag informiert worden war.

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