Formel-1-Regeländerungen für 2018: Halo, Reifen und Neues zu den Motoren

Dominik Geißler
22. März 201815:17
In der Formel 1 ist der Halo-Kopfschutz künftig Pflicht.getty
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Wenn auch die Regeländerungen für die Formel-1-Saison 2018 im Vergleich zum Vorjahr gering erscheinen, so gibt es trotzdem nennenswerte Neuerungen. SPOX gibt vor dem Auftakt in Australien (Fr., 2 Uhr im LIVETICKER) einen Überblick darüber, was es mit dem Halo-System genau auf sich hat, wie die künftigen Einschränkungen am Motor aussehen und was sich im Reglement sonst noch so tut. Und: Wer sind die Favoriten?

Dieser Artikel erschien erstmalig im November 2017 und bekam im März 2018 ein Update.

Technisches Reglement in der Formel 1

  • Einführung des Halo-Systems:

Dem Weltverband FIA liegt Sicherheit besonders am Herzen. Um die Fahrer zum Beispiel vor herumfliegenden Teilen zu schützen, kommt 2018 ein neuer Cockpitschutz zum Einsatz: der Halo. Das Titan-Bauteil besteht aus einem Bügel oberhalb des Cockpits, der an drei Punkten ans Chassis befestigt ist.

Die FIA rechnete vor, dass sich die Überlebenschance der Fahrer durch den zusätzlichen Schutz um 17 Prozent erhöhe. Damit hat der Halo auch das Rennen gegen das Shield gemacht, welches ebenfalls lange im Gespräch war, dessen Entwicklung aber zu lange gedauert hätte.

Der Heiligenschein wiegt rund 14 Kilogramm und ist ein Einheitsteil der FIA. Die Oberseite des Rings darf in einem Rahmen von von 20 Millimetern "nach eigenen Vorstellungen der Teams" verkleidet werden, erklärte Rennleiter Charlie Whiting.

  • Mehr Sicherheit:

Die Fahrer tragen künftig biometrische Handschuhe. Heißt: In den Stoff werden drei Millimeter dünne Sensoren eingenäht, die medizinische Daten wie den Puls und Sauerstoffgehalt im Blut übermitteln. Dadurch können Ärzte den Zustand eines verunfallten Fahrers schneller richtig einschätzen. Auch die Fahrzeuge sollen noch stabiler werden: Statt zwei Befestigungen pro Rad sind jetzt drei festgeschrieben.

  • Anhebung des Mindestgewichts:

Nachdem die Boliden schon 2017 massiv an Gewicht zugelegt haben, steigt das Mindestgewicht der 2018er-Fahrzeuge nochmals um fünf Kilogramm an und liegt dann entsprechend bei insgesamt 733 Kilogramm. Grund für die Anhebung ist in erster Linie der Halo.

  • Design und Aerodynamik:

Für viel Kritik sorgten im letzten Jahr die Heckflosse und der daran angebrachte T-Flügel - beides aerodynamische Elemente, um den Luftstrom Richtung Heck besser steuern zu können. Weil die Optik dadurch aber stark beeinflusst wurde, sind beide Teile nun verboten. Auch der sogenannte Monkey Seat, ein Leitblech um die Auspuffendrohre herum, darf 2018 nicht mehr verwendet werden.

  • Einschränkungen bei der Vorderradaufhängung:

Zuletzt wurde die Vorderachse von manchen Teams so konstruiert, dass sich diese beim Einlenken absenkt. Der Effekt: Das Fahrzeug generiert mehr Abtrieb, die Kurvengeschwindigkeit steigt. Laut Reglement ist dieser Trick jedoch eigentlich verboten, da das Fahrwerk einzig und allein als Aufhängungseinrichtung dienen und keine aerodynamischen Vorteile bringen soll.

Diesen Fakt hat die FIA im Winter nun nochmal klargestellt. Besonders betroffen dürften dem Vernehmen nach Ferrari, Red Bull und Renault sein.

  • Ölverbrennung wird verhindert:

Laut Reglement darf Öl nur als Schmier- und nicht als Kraftstoff verwendet werden. Mercedes und Ferrari wurden im vergangenen Jahr allerdings verdächtigt, mit Ölverbrennung bei gleichem Benzinfluss zusätzliche Leistung zu erzeugen.

Um ein mögliches Vergehen in Zukunft besser feststellen zu können, müssen die Daten des Hauptöltanks nun von den Herstellern unmittelbar an die FIA weitergeleitet werden. Zudem wird es keine aktive Ventilsteuerung mehr zwischen Öltank und Verbrennungsmotor geben. Auch ist dann an jedem Rennwochenende nur noch eine Öl-Spezifikation pro Team erlaubt.

Sportliches Reglement in der Formel 1

  • Weitere Reduzierung der Motorenzahl:

In der letzten Saison war die Verwendung von vier Teilen pro Motorkomponente erlaubt. Um die Kosten weiter einzusparen, sind 2018 maximal drei Power-Units zugelassen. Konkret dürfen drei Verbrennungsmotoren, drei Turbolader, drei MGU-Hs sowie zwei MGU-Ks, zwei Batterien und zwei Steuereinheiten verwendet werden.

Sollte ein Fahrer mehr als die erlaubte Anzahl in einer Saison verwenden, drohen ihm wie zuletzt Startplatzstrafen. In der Aufstellung kann es dann je nach Tausch mindestens fünf oder zehn Ränge nach hinten gehen.

Die schärferen Restriktionen sorgen daher bei vielen Beteiligten für Kritik. Lewis Hamilton prangerte beispielsweise an: "Es wird sicherlich schlimmer, wenn wir mit drei Motoren durch die Saison kommen müssen. Wir werden dadurch gezwungen, wie Langstrecken-Piloten zu fahren."

  • Strafversetzungen werden begrenzt:

In der Vergangenheit sorgten Strafversetzungen um beispielsweise 65 Plätze für viel Verwirrung - schließlich gehen nur 20 Fahrer in der Formel 1 an den Start. In der neuen Saison sorgt die FIA nun für Klarheit: Sollte ein Pilot mehr als 15 Ränge nach hinten versetzt werden, geht er automatisch als Letzter ins Rennen. Trifft das auf zwei oder mehr Fahrer zu, muss derjenige von ganz hinten starten, dessen Strafe als letztes ausgerufen wurde.

  • Neue Reifenmischungen von Pirelli:

Statt fünf gibt es in diesem Jahr sieben verschiedene Trockenreifen-Mischungen. Neu hinzukommen der Superhard- sowie der Hypersoft-Reifen. Ersterer erhält eine hellblaue Farbmarkierung, Letzterer einen pinken Streifen.

Insgesamt werden alle Sorten um eine Stufe weicher. Heißt im Klartext: Die Superhards sind so hart wie der Hardreifen von 2017, die neuen Hards so hart wie der Medium, der neue Medium so weich wie der derzeitige Soft usw. - bis schließlich zum Hypersoft, der nochmal weicher ist als der aktuelle Ultrasoft.

Obwohl es nun also - Regenreifen und Intermediates miteingerechnet - insgesamt neun verschiedenen Sorten gibt, dürfen die Teams weiterhin nur drei Trocken-Sorten pro GP-Wochenende auswählen, die sich dann auf jeweils 13 Sätze aufteilen.

  • Testfahrtbeschränkung aufgeweicht:

Die offiziellen Wintertestfahrten fanden vom 26. Februar bis zum 1. März sowie vom 6. bis zum 9. März 2018 statt. Darüber hinaus werden je zwei Testtage im Mai und im Juli bzw. August ausgetragen.

Darüber hinaus dürfen die Teams, und das ist neu, nun auch bei Show-Events von Liberty Media mit den aktuellen Autos fahren. Bisher musste auf frühere Modelle zurückgegriffen werden. Beschränkt sich diese Runs auf maximal 15 Kilometer.

  • Sonstiges:

Weil die von Pirelli gelieferten Reifen nicht zu 100 Prozent identisch sind, sondern bezüglich Buchtung und anderen Feinheiten minimal vom Standard abweichen können, haben die Teams die Pneus immer geprüft, um sich so die besten Sätze für die entscheidenden Sessions aufzuheben. Das ist nun nicht mehr möglich, Reifenprüfstände sind ab 2018 verboten.

Sebastian Vettel stand vor dem Start zum China-GP einen Meter versetzt in seiner Box. Dadurch konnten die Messinstrumente den Ferrari-Piloten nicht erfassen, ein möglicher Frühstart hätte nicht geahndet werden können. Jetzt sind die Fahrer dazu verpflichtet, ihre Autos so in die Startbox zu stellen, dass die Systeme funktionieren.

Wegen des Halos wird die maximal zulässige Ausstiegszeit eines Piloten aus seinem Fahrzeug von fünf auf sieben Sekunden erhöht. Bis zum Aufstecken des Lenkrads dürfen damit höchstens zwölf statt den bisherigen Sekunden vergehen.

Die wichtigsten Regeländerungen 2018 im Überblick:

Technisches ReglementSportliches Reglement
Einführung des Halo-SystemsReduzierung auf drei Motoren
Mehr Sicherheit (biometrische Handschuhe, Radbefestigung)Neue Reifenmischungen (Superhard, Hypersoft)
Anhebung des MindestgewichtsAufweichung der Testbeschränkungen
Verbot der Heckflosse und des T-FlügelsKeine Reifenprüfstände, Startbox-Position, Ausstiegszeit
Verhinderung der Ölverbrennung

Rennkalender in der Formel-1-Saison 2018

Die kommende Saison startet am 25. März in Australien und endet am 25. November 2018 in Abu Dhabi. Dabei wird die Rekordzahl von 21 Rennen aus Jahr 2016 wieder erreicht.

Seine Rückkehr in den Kalender feiert der Große Preis von Deutschland in Hockenheim. Das Rennen findet am 22. Juli statt. Auch Frankreich ist nach zehn Jahren Pause wieder im Kalender vertreten. Allerdings wird nicht in Magny-Cours gefahren, sondern in Le Castellet nahe Marseille (24. Juni).

Dafür findet 2018 kein Großer Preis von Malaysia statt. Ob das Rennen in Sepang 2019 wieder seinen Weg in die Formel 1 findet, steht bislang noch nicht fest.

Stressig dürfte für die Teams vor allem der Juni und Juli werden. Zwischen dem 24. Juni und dem 8. Juli finden an drei Wochenenden in Serie Grands Prix statt (Frankreich, Österreich, Großbritannien).

Favoriten für die Formel-1-Saison 2018

Nachdem die vergangene Saison zunächst vom Zweikampf zwischen Mercedes und Ferrari dominiert war, näherte sich mit der Zeit Red Bull dem Duo an. Immerhin drei Siege konnten Daniel Ricciardo und Max Verstappen am Ende verzeichnen.

Analysiert man nun die Winter-Testfahrten Ende Februar bzw. Anfang März, zeigt sich schnell: Red Bull hat zu Ferrari aufgeschlossen, Branchenprimus Mercedes wird wohl weiter nur schwer zu schlagen sein. Ein Eindruck, den auch Formel-1-Experte Marc Surer im SPOX-Interview teilt: "Mercedes ist nach wie vor die Nummer eins, dahinter kämpfen Ferrari und Red Bull."

Wer auf einen Fünfkampf um die WM, bei der auch Fernando Alonso im McLaren mitmischt, gehofft hat, dürfte enttäuscht werden - zumindest wenn man den Testfahrten vertraut. Dort zeigte sich der McLaren zwar vom Speed her konkurrenzfähig, allerdings fehlte es mal wieder an Standfestigkeit. Und das, obwohl man den anfälligen Honda-Motor gegen Renault-Aggregate getauscht hat.