Sebastian Vettel ist SPOX-Weltmeister

Alexander Maack
20. November 201211:39
Sebastian Vettel sichert sich mit seinem zweiten Platz vorzeitig den Gesamtsieg im Driver-RankingGetty
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Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt ein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 19: Der USA-GP.

Es ist soweit. Sebastian Vettel ist Weltmeister! Zumindest im SPOX-Driver-Ranking 2012. Ein Wochenende vor dem Ende der Saison sichert sich der Heppenheimer zwei Titel auf einmal. Der Mann des Rennens ist aber ein anderer: Lewis Hamilton sichert sich im McLaren den Tagessieg und landet dabei knapp vor seinem eigenen Teamkollegen.

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Die Wertung für den USA-GP:

Platz 1, Lewis Hamilton: Der Brite hat den zweiten USA-GP hintereinander gewonnen. Und wie! Hamilton setzte während des gesamten Wochenendes als einziger Fahrer dauerhaft den anfangs übermächtig scheinenden Vettel unter Druck. Im Qualifying trennten beide schließlich nur noch 0,102 Sekunden.

Zu Beginn des Rennen musste der McLaren-Pilot dann wie befürchtet aufgrund der schlechteren Startseite Mark Webber passieren lassen. Allerdings machte Hamilton schnell Druck und überholte den Australier zweimal hintereinander und konnte die Lücke von 2,8 Sekunden zum Führenden prompt schließen.

Gegen Vettel war das Überholen deutlich schwerer. Der Weltmeister von 2008 setzte den Heppenheimer zwar unter Druck, konnte vor dem Boxenstopp allerdings nicht vorbeigehen, weil seine Slicks abbauten. Nach dem Reifenwechsel dasselbe Bild: Hamilton kam näher an Vettel heran, doch selbst mit DRS schaffte er es nicht, das Überholmanöver zu vollenden.

Das gelang erst, als Vettel zum falschen Zeitpunkt Narain Karthikeyan überholen musste. Hamilton ergriff die wohl einzige Chance und kassierte den Deutschen auf der Gegengeraden. Danach verteidigte er seinen Vorsprung souverän, auch weil Vettel direkt aus der DRS-Reichweite rutschte.

Platz 2, Jenson Button: Auch der zweite McLaren-Pilot lieferte eine tolle Vorstellung. An seinem zwölften Startplatz war er vollkommen unschuldig. Ein Defekt des Gaspedal-Sensors kostete ihn Q3, weil sein Auto plötzlich nur noch 100 Stundenkilometer schnell war. McLaren zog die richtige Konsequenz und stellte Button auf harten Reifen an den Start.

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Damit fiel der Brite in der ersten Runde zwar auf Platz 15 zurück, konnte sich dann aber mit beeindruckendem Tempo und bedachten Überholvorgängen wieder nach vorne arbeiten.

Ohne den Defekt wäre das Podium im Rennen vorprogrammiert gewesen. Am Ende hätte Button den Ferrari von Massa fast noch überholt. Allerdings hinderte ihn ein Problem mit dem KERS daran.

Platz 3, Sebastian Vettel: Die Vorstellung in den Trainings war mehr als dominant. Trotz technischer Probleme schien Vettel meilenweit vor seinen Gegnern zu liegen. 41 Runden lang kontrollierte er das Feld. Dass er dann beim Überrunden von Karthikeyan Zeit verlor, ist aus meiner Sicht nicht sein Fehler.

Das Auflaufen anders zu timen, hätte bedeutet, mutwillig langsamer zu fahren. Hamilton wäre somit ebenfalls herangerückt und hätte die Chance zu überholen gehabt. Insgesamt lieferte Vettel wieder eine riesige Leistung ab, die aber an diesem Wochenende nur zu Rang drei reicht.

Platz 4, Felipe Massa: Der zweite Mann bei Ferrari war in den USA der Stärkere. Und zwar deutlich: Massa war in allen drei Teilen des Qualifyings schneller als Alonso und qualifizierte sich mit der siebtschnellsten Zeit. Dass der Brasilianer den von der Scuderia durchgesetzten Siegelbruch an seinem Getriebe und die Strafversetzung um fünf Plätze als Teamplayer hinnahm, ist ihm umso höher anzurechnen.

Im Rennen kam Massa fast an die Leistung Buttons heran. Vom elften Startplatz aus fuhr Massa dann wieder auf Position vier. Seine schnellste Rennrunde war zwei Zehntelsekunden schneller als die des Teamkollegens.

Platz 5: Nico Hülkenberg: Die Form des Emmerichers ist überwältigend. Während Teamkollege Paul di Resta schwächelte, schlechter durch die Qualifikation kam und sich im Rennen einen Dreher leistete, der die Strategie kaputtmachte, überzeugte Hülkenberg abermals.

Durch die Strafe gegen Massa musste Hülkenberg auf die schlechtere Seite wechseln, meisterte dies aber ordentlich und hielt seine Position. Schumacher ließ er schon in Runde zwei hinter sich und verteidigte sich dann rundenlang gegen Räikkönen.

Besonders auffällig war aber, wie er im Force India während der letzten 20 Runden die beiden schnelleren Williams in Schach hielt. Erst nach dem Rennen kam heraus, dass Hülkenberg wegen eines Telemetrie-Ausfalls im Benzinsparmodus unterwegs war, wodurch die Leistung noch höher bewertet werden muss.

Platz 6, Kimi Räikkönen: Der Finne machte mit dem Manöver des Rennens auf sich aufmerksam, als er sich beim Herausbeschleunigen aus Turn 1 links neben Hülkenberg setzte, in der folgenden Rechtskurve voll auf dem Gas blieb und damit vorbei ging.

Ansonsten zeigte sich Räikkönen wieder von seiner gewohnten Seite: Er fuhr bedacht und ging kein Risiko ein, durch das ein Ausfall möglich gewesen wäre. Kommt Räikkönen am Start extrem gut weg und liegt vorne, kann er so ein Rennen gewinnen. Liegt er aber hinter Piloten, die nicht ausfallen, reicht es nicht.

Ich würde mir etwas mehr Aggressivität vom Iceman wünschen. Dann hätte er vielleicht auch nicht das Problem gehabt, seine harten Reifen nach dem Boxenstopp auf Arbeitstemperatur zu bringen. Das kostete den Finnen nämlich einige Punkte.

Platz 7, Fernando Alonso: In Austin war der Spanier zwar der Mann des Rennens, weil fast niemand nach dem Qualifying damit gerechnet hätte, dass er die WM weiter offen hält. Dennoch ist er im Driver-Ranking weit abgeschlagen.

Alonso legte einen gewohnt starken Start hin und verbesserte sich direkt um drei Plätze. Danach ging allerdings nichts mehr. Hätte Webber kein Lichtmaschinen-Problem gehabt, wäre der dritte Platz unwahrscheinlich gewesen. So aber machte Alonso das Maximale aus seinen Möglichkeiten, wobei er seinem eigenen Teamkollegen Massa ausnahmsweise deutlich unterlegen war.

Platz 8, Daniel Ricciardo: Am Start fiel der Toro-Rosso-Fahrer auf der schlechteren linken Spur von seinem 18. auf den 20. Rang zurück. Danach begann seine Aufholjagd. Nach Button war er der Fahrer mit den meisten Überholmanövern, wobei er besonders in Kurve eins einige sehenswerte Aktionen startete.

Ricciardo kämpfte im Red-Bull-Zweitwagen lange Zeit auch mit den überlegenen Button und Massa. Für seine Leistung im Rennen hat er sich eigentlich sogar mehr als vier Punkte verdient. Doch der Wermutstropfen der verpassten Qualifikation für Q2 verhindert eine bessere Platzierung.

Platz 9, Pastor Maldonado: Der Williams-Pilot hätte im Qualifying die Chance gehabt, wesentlich weiter vorne zu stehen, überfuhr aber das Auto, sodass er nur von Position neun ins Rennen ging.

Dass er vor dem eigenen Teamkollegen Bruno Senna startet, ist normal. Allerdings bewies Maldonado in Austin Racer-Qualitäten. Beim Start fiel er um vier Plätze zurück, nach Runde acht war er gar nur noch Fünfzehnter, arbeitete sich aber anschließend wieder nach vorne. In der 52. Runde krönte er schließlich mit einem starken Manöver seine Leistung und schob sich wieder am eigenen Teamkollegen vorbei.

Platz 10, Timo Glock: Es war wohl eine der besten Qualifying-Runden, die der Odenwälder jemals hingelegt hat. Sechs Zehntelsekunden nahm er dem eigenen Teamkollegen Charles Pic ab und lag damit acht Zehntel vor dem guten Witali Petrow im KERS-bevorteilten Caterham.

Bei seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten - Glock fuhr 2005 in der Champ-Car-Serie und wurde damals als Rookie of the Year ausgezeichnet - hatte er dann kaum Chancen. Die Caterham spielten zu Rennbeginn den KERS-Vorteil aus und überholten die Marussia. Danach fuhr Glock äußerst gleichmäßige Rundenzeiten, die ihm seinen zweiten Punkt im Driver-Ranking 2012 veraschaffen.

Härtefall 1, Romain Grosjean: Der Franzose kommt ins Ziel, wird nach einer tollen Aufholjagd noch Siebter und kriegt dennoch im Driver-Ranking keinen einzigen Punkt. Dabei war er im Qualifying schneller als Teamkollege Räikkönen, kam am Start besser weg und lag sicher vor dem Finnen. Doch dann übertrieb Grosjean seinen Einsatz. Er fuhr zu schnell in Kurve 19, drehte sich und musste wenig später in die Box, weil die weichen Reifen hinüber waren.

Der persönliche Fehler kostet ihm die Punkte. Zur Ehrenrettung: Grosjean war schneller als sein Teamkollege, verringerte den Abstand sukzessive und lag kurz vor Ende weniger als eine Sekunde hinter ihm.

Härtefall 2, Mark Webber: Auch Vettels Teamkollege hätte eigentlich Punkte verdient. Allerdings blieb er wegen des Defekts seiner Lichtmaschine nicht lang genug im Rennen, damit ich seine Leistung hundertprozentig einschätzen könnte.

So zählt vor allem der Eindruck der ersten beiden Tage, als Webber dem eigenen Teamkollegen deutlich unterlegen war. Offenbar hatte der Australier deutlich mehr mit dem geringen Grip-Niveau des Circuit of The Americas zu kämpfen. Deshalb reicht es am Ende nicht mehr zum Sprung in die Top 10.

Die Punkte für das Austin-Wochenende:

Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM