Favoritensterben? Wohl eher Ausrottung

Alexander Mey
12. Mai 201221:06
Sebastian Vettel warf im Parc Ferme in Barcelona einige skeptische Blicke auf seinen Red Bullxpb
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Die Riege der Favoriten auf den Sieg beim Spanien-GP (So., 13.45 Uhr im LIVE-TICKER) schaute sich nach dem Qualifying konsterniert an. Vom Sieg redet auch von den deutschen Stars niemand mehr. Nach der Disqualifikation von Lewis Hamilton ist Lotus der heißeste Tipp auf den Sieg.

Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Michael Schumacher, Jenson Button, Mark Webber. All diese großen Namen standen in den ersten Rennen bei der Frage nach den Favoriten auf Sieg und Podiumsplätze ganz oben auf der Liste.

Die kann man diesmal wohl alle vergessen. Nicht nur, weil sie sich auf den Startplätzen sechs, sieben, acht, zehn und elf wiederfinden. Sondern vor allem, weil keiner von ihnen so ganz genau wusste, warum er so weit hinten in der Startaufstellung steht. Ratlosigkeit, wohin man blickte.

Mercedes-Duo wenig optimistisch - Vettel hofft auf Reifen

"Es wird nicht so sein, dass wir plötzlich viel schneller sind. Ziel muss es sein, noch einen Platz aufzuholen - mehr wird schwer", sagte Rosberg. Schumacher äußerte sich ähnlich: "Das Rennen wird eine schwierige Nummer." Er hatte im Gegensatz zu Rosberg in Q3 gar nicht erst versucht hatte, eine gute Rundenzeit zu fahren, und stattdessen lieber Reifen gespart.

Das gleiche hat auch Vettel getan, ohne allerdings zu wissen, was es ihm bringen wird. "Ob uns die drei Sätze neue harte Reifen dazu verhelfen, uns nach vorne zu spülen, werden wir erst morgen wissen", sagte der Weltmeister. Immerhin hat er dank der Hamilton-Strafe das Glück, am Start auf der sauberen Seite der Strecke stehen zu können. Das ist in Barcelona gewöhnlich ein großer Vorteil.

Button konsterniert - Hamiltons Siegchancen futsch

Aber was ist in dieser Saison schon gewöhnlich? Der zehnte Startplatz von Button sicher nicht. "Wenn meine Balance im Auto so ist wie heute, werde ich im Rennen Probleme bekommen und es wird ein harter Nachmittag", sagte der McLaren-Pilot. "Hoffentlich bekomme ich noch heraus, warum ich diese Probleme habe."

Sein Teamkollege Lewis Hamilton hatte sie nicht. Im Gegenteil: Er war am Samstag deutlich der schnellste Mann und zeigte, was ein optimal abgestimmter McLaren zu leisten imstande ist. Dass er nun von ganz hinten starten muss und dadurch wohl kaum noch Siegchancen hat, ist umso bitterer.

Über die Reifen sagte er am Freitag: "Ich bin auf den harten Reifen den besten Long-Run des Jahres gefahren. Der war schnell und die Reifen haben ewig gehalten."

Lotus, Williams und Sauber auf Long-Runs stark

Hamilton hätte der fünfte Sieger im fünften Rennen werden können, aber es gibt ja noch andere Kandidaten für diesen Titel. Denn da sind noch Sensations-Polesetter Pastor Maldonado, Romain Grosjean, Kimi Räikkönen und vielleicht sogar Sergio Perez.

Sie alle sahen schon am Freitag auf den Long-Runs stärker aus als Red Bull, Mercedes und sogar McLaren. "Die Lotus sehen sehr schnell aus im Long-Run. Aber auch die Sauber und Williams waren gut", stellte Button schon am Freitag fest. "Da gibt es Autos, die man vielleicht nicht vorne erwarten würde."

Räikkönen-Sieg liegt in der Luft

Am stärksten sah am Freitag Lotus aus. Sowohl Räikkönen als auch Grosjean konnten mit vollen Tanks deutlich schneller fahren als die anderen Top-Teams. Bedenkt man zusätzlich, dass das Auto bei ähnlichen Temperaturen auch in Bahrain schon siegfähig war, ist mit Lotus ganz fest zu rechnen.

"Normalerweise war unser Auto im Rennen immer stärker als im Qualifying. Wenn das am Sonntag wieder so ist, werden wir ziemlich glücklich sein", sagte Räikkönen. "Unsere Long-Runs waren sehr vielversprechend, wir sehen also nicht allzu schlecht aus." Der erste Sieg des Iceman seit dem Comeback liegt in der Luft.

Ein zweiter Alonso-Paukenschlag?

Oder schlägt doch Fernando Alonso zum zweiten Mal zu? Startplatz zwei im Ferrari ist mehr, als eigentlich im Auto drin steckt, gab Alonso im Nachhinein zu. Aber wer, wenn nicht er beim Heimspiel in Spanien wäre für einen Ferrari-Paukenschlag gut?

"Wenn man mir den dritten Platz auch morgen anbieten würde, wäre ich wohl zufrieden. Aber im Rennen kann alles passieren. Man hat in Bahrain gesehen, dass die Startplätze nicht mehr so viel bedeuten wie früher. Mit dem Reifenabbau und der erhöhten Zahl an Boxenstopps gibt es einige Unsicherheitsfaktoren", sagte Alonso vor Bekanntgabe der Hamilton-Disqualifikation.

Jede Menge Turbulenzen bei den zu erwartenden drei bis vier Boxenstopps werden diesmal ausnahmsweise aus deutscher Sicht die einzige Hoffnung auf Podestplätze sein.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM