Formel 1 - Driver-Ranking zum Großen Preis der USA: Kimi Räikkönen, du Gott!

Dominik Geißler
24. Oktober 201811:42
Kimi Räikkönen holte in den USA seinen vielleicht letzten Sieg in der Formel 1.imago
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 18 der Saison 2018: der Große Preis der USA. Während Sebastian Vettel eine Achterbahnfahrt hinlegt, sorgt Ferrari-Kollege Kimi Räikkönen mit seinem Sieg für Erlösung. Credits gibt es für Max Verstappen, Rüffel hingegen für Lance Stroll.

Anmerkung: Eigentlich wären Esteban Ocon und Kevin Magnussen Teil des Driver-Rankings geworden, aufgrund ihrer Disqualifikation - Ocon verbrannte in der ersten Runde mehr Benzin als erlaubt, Magnussen verbrauchte über die Distanz zu viel Sprit - können sie aber nicht in die Wertung aufgenommen werden.

Platz 10, Charles Leclerc:

Seinen beschädigten Boliden musste er schon nach 31 Runden abstellen, dennoch gibt's für den Rookie an dieser Stelle ein Trostpünktchen. Mehr als überzeugend war sein Qualifiyng, in dem er den Sauber ins dritte Segment räumte und Teamkollege Marcus Ericsson (Platz 19) mal wieder deutlich in die Schranken wies. Wäre Charles Leclerc nicht in der ersten Runde von Romain Grosjean abgeräumt worden, er hätte wohl den einen oder anderen Zähler mitnehmen dürfen.

Platz 9, Sergio Perez:

Der Heim-GP steht am kommenden Sonntag erst noch bevor, doch auch das Rennen in Austin, Texas, dürfte sich für Sergio Perez ein bisschen wie Zuhause anfühlen. Immerhin darf er hier auf zahlreiche mexikanische Fans bauen.

Nach vorne getragen haben sie ihn jedoch nur bedingt. Gegen Renault war Perez chancenlos und auch gegen Kevin Magnussen zog er, unter anderem wegen eines verpatzten Boxenstopps, eigentlich den Kürzeren. Das Tempo von Stallgefährte Ocon ging er nur bis zum Stopp mit - auch wenn er, wie üblich, eine Teamorder forderte. Immerhin: Einen wirklichen Fehler leistete sich der Mann, der auch im kommenden Jahr für Racing Point Force India an den Start geht, nicht.

Platz 8, Sergey Sirotkin:

Natürlich war das auch diesmal keine alles überragende Glanzvorstellung vom Russen, doch in einem Williams dieser Tage wirklich zu strahlen, ist auch viel verlangt. Zudem setzte sich Sergey Sirotkin gegen Stallgefährte Lance Stroll durch und erlaubte sich das Rennen über keine Schnitzer. Ärgerlich für ihn: Stoffel Vandoorne traf ihn zu Beginn an der Seite, somit musste sich Sirotkin über die gesamte Renndauer mit einem Schaden am Auto herumschlagen. Das machte sich vor allem im zweiten Stint bemerkbar, als er einige Plätze verlor.

Platz 7, Sebastian Vettel:

Und wieder und wieder und wieder kollidiert Sebastian Vettel mit einem Kontrahenten. Und wieder und wieder und wieder ist er derjenige, der sich dreht und zurückfällt. Tatsächlich bitter. Es wirkt, als hätte jemand zu oft auf Replay gedrückt und möchte Vettels Dreher zu einer Art Running Gag verkommen lassen. Mit der Einschränkung, dass der Heppenheimer und seine Fans darüber wahrlich nicht lachen können.

Doch Vettel ist für die Unglücksserie natürlich selbst verantwortlich. Das weiß er. Im jüngsten Fall passierte der eigentliche Fehler jedoch schon im ersten Freien Training, als er unter Roter Flagge zu schnell unterwegs war und sich eine Startplatzstrafe einhandelte. Oder aber eine Kurve zuvor, als der Ferrari-Pilot kurz ins Schlingern geriet und den gerade erst überholten Daniel Ricciardo so die Chance zum Konter gab. Der Dreher machte das Fiasko dann nur perfekt.

Der Kardinalfehler war an diesem Wochenende besonders bitter, weil Vettel eigentlich echte Siegchancen hatte. Schon im Qualifying überzeugte er mit überraschend viel Speed und war bis zur letzten Kurve gleichauf mit Polesetter Hamilton. Und auch bei seiner Aufholjagd von Platz 15 auf vier zeigte Vettel, dass er sehr gut unterwegs war. Stark zudem sein konsequentes Überholmanöver gegen Valtteri Bottas in der vorletzten Runde.

Platz 6, Carlos Sainz Junior:

Ebenfalls ein Auftritt mit Höhen und Tiefen. In Sachen Rennpace war Carlos Sainz Junior voll da, auch im Qualifying fehlten ihm nur 0,002 Sekunden für den Einzug ins Q3.

Doch schlichen sich immer wieder kleine Fehler ein. So verbremste er sich direkt nach dem Start und nutzte die Auslaufzone verbotenerweise zu seinem Vorteil. Konsequenz: eine Fünf-Sekunden-Strafe. Stark wiederum sein Überholmanöver gegen Ocon in Kurve sechs.

Platz 5, Brendon Hartley:

Na gut, der Neuseeländer hatte Glück, dass er durch Ocons und Magnussens Disqualifikationen in die Punkteränge rutschte. Doch das hat er sich zweifelsohne verdient!

Immerhin startete Brendon Hartley nach einem Motorwechsel vom letzten Platz aus. Aus dem Gewusel zu Beginn hielt er sich raus, anschließend überzeugte er mit durchgängig solidem Tempo, das ihn auch gegen den von hinten Druck machenden Marcus Ercisson vor einem Positionsverlust schützte. Würde Hartley öfter so fahren, er hätte seine Vertragsverlängerung bei Toro Rosso schon längst im Sack.

Platz 4, Lewis Hamilton:

Viel ankreiden kann man Lewis Hamilton nicht. Er hat sich abermals die Pole Position gesichert und sah zeitweise schon wie der kommende Rennsieger und Weltmeister aus. Dann aber ließen ihn seine Gummis im Stich, ein zweiter Boxenstopp musste her und Chance auf eine Entscheidung im WM-Kampf war weg. Wie viel Anteil Hamilton am massiven Reifenabbau hat und wie viel am nicht ideal abgestimmten Mercedes lag, ist Spekulation. Optimal war der Rennverlauf aber zumindest nicht.

Dass Hamilton in den Zweikämpfen mit Räikkönen und Verstappen die letzte Aggressivität vermissen ließ, ist mit Blick auf die Weltmeisterschaft verständlich, gibt für de Leistung im Rennen an sich aber minimale Abzüge.

Platz 3, Nico Hülkenberg:

Bevor der Rheinländer in die USA reiste, konnte er auf gerade mal ein Top-10-Ergebnis aus den letzten sechs Rennen zurückblicken. Statt den Topteams im Laufe der Saison näher zu kommen, schien der Zitronenflitzer ausgequetscht zu sein. Technische Probleme, schlechte Balance - der Renault sprang vom Regen in die Traufe.

Und nun? Steht für Nico Hülkenberg plötzlich ein sechster Rang zu Buche. Den Titel "Best of the Rest" und mit Sainz' Platz sieben das beste Saisonergebnis für Renault gibt's inklusive. Das Mittelfeld-Duell mit Haas wird das französische Werksteam aller Voraussicht nach gewinnen.

Eine wirkliche Erklärung für den Aufschwung hatte Hülkenberg nach dem Rennen zwar nicht, vielmehr sah er den Circuit of the Americas einfach als entgegenkommend an, doch holte der 31-Jährige so oder so das Maximum heraus. Das Qualifying lief gut, der Start mit einer gewonnenen Position noch besser. Anschließend hielt er sich so mühelos wie einsam hinter den Topteams.

Platz 2, Max Verstappen:

Fangen wir mit dem Negativen an, das ist nämlich schnell erzählt: Max Verstappen räuberte im Qualifying etwas zu sehr über die Kerbs in Kurve 16 und zerbrach sich dabei die Hinterradaufhängung. Das war unnötig, aber auch unglücklich. Immerhin war der Red-Bull-Pilot nicht der einzige, der diese Linie wählte.

Weil sich das Team für einen Getriebewechsel entschied, ging es für den Cowboy in spe also von Platz 18 in den Sonntagsritt, der ein besonders wilder werden sollte. Nach einem Umlauf fand sich Verstappen dank der chaotischen Startphase und konsequenter Überholmanöver bereits auf dem neunten Rang wieder. Acht Runden später war er schon Vierter.

Das Besondere: Der Niederländer packte nicht nur den Hammer aus, sondern streichelte ganz nebenbei noch seine Reifen wie ein Meister. 34 Runden lang überlebte er auf den Supersofts, die er nach einem erfolgreichen Undercut gegen Bottas aufgeschnallt bekam. "Eigentlich hatten wir mit einer Zweistopp-Strategie geplant. Doch Max hat die Reifen so gut in Schuss gehalten, dass wir die Taktik umgestellt haben", lobte Teamchef Christian Horner seinen Schützling und beschrieb dessen Fahrt auf Platz zwei als "vintage".

Für eine Attacke gegen Kimi Räikkönen reichte es nicht mehr, doch wie sich Verstappen nach einem kleinen Verbremser gegen Hamilton verteidigte, verdient Respekt. So konsequent muss man sich das gegen den alten und wohl neuen Weltmeister erstmal trauen.

SPOXgetty

Platz 1, Kimi Räikkönen:

2044 Tage musste sich Räikkönen gedulden, um nach dem Australien-GP 2013 mal wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Das macht 113 Rennen, die zwischen den beiden Siegen lagen - so lange musste kein anderer Fahrer vor ihm warten. Netterweise fiel der 21. Sieg seiner Formel-1-Karriere zudem auch noch genau auf den Tag, an dem der Finne vor elf Jahren seinen WM-Titel gewann. Zufälle gibt's!

Doch genug der Zahlenkunde. Es gilt den Mann zu ehren, der mit seinem Triumph nicht nur Millionen von Fans erlöste, sondern der Weltmeisterschaft das letzte bisschen Spannung bewahrte. Und danach natürlich cool wie eh und je seinen Erfolg bejubelte.

Am Samstag setzte Räikkönen seinen Ferrari mit nur 0,070 Sekunden Rückstand auf Platz zwei. Nur, um beim Start den Plan der Scuderia wie erhofft umzusetzen und mit Ultrasofts direkt die Führung zu übernehmen. Als Hamilton am Ende des ersten Stints mit frischen Reifen Druck machte, brillierte Räikkönen mit einer perfekten Verteidigungsfahrt. Auf den Geraden uneinholbar, machte er sich in den engen Kurven so breit wie nur möglich.

Nach seinem Stopp gelang es ihm, Zeit auf Hamilton gut zu machen, ohne sich die Reifen dabei zu zerstören - der Schlüssel zum Erfolg. Wie er mit Verstappen und Hamilton im Kreuz die letzten Runden überstand, war dann ohnehin Iceman-like. Und auch wenn es sich Räikkönen nur bedingt anmerken ließ, der Sieg dürfte vor seinem Wechsel zu Sauber ein besonderes Glücksgefühl in ihm ausgelöst haben.

Untauglich, Lance Stroll:

"Wenn man mitten im Feld unterwegs ist, wundert man sich teilweise schon, wie minderwertig das Niveau dort ist", schimpfte Fernando Alonso nach seinem Abschuss und betonte, dass mit Blick auf die WEC selbst Amateurfahrer besser seien. Gegen wen sich die Kritik explizit richtete, ließ der Spanier offen, doch Lance Stroll dürfte sich wohl angesprochen fühlen. Immerhin war er es, der Alonso völlig unnötig in den schnellen Esses von der Strecke bugsierte.

Es war Strolls größter Patzer an diesem Wochenende. Doch auch sonst wusste er in keiner Weise zu überzeugen. Wenn Stroll selbst von Sirotkin, der nun auch nicht unbedingt als kommender Champion gilt, so deutlich geschlagen wird, muss man an seiner Tauglichkeit zweifeln. Trotzdem wird er wohl kommendes Jahr im Racing Point Force India sitzen - Geld und Familie machen es möglich.

So stimmten die User ab:

Die User sahen ebenfalls Räikkönen ganz vorne. Über 50 Prozent der Stimmen gingen an den Rennsieger, dahinter folgen Verstappen und Hamilton. Vettel darf sich immerhin über Platz vier freuen.