Die Formel 1 trauert um Sir Frank Williams. Der Gründer des gleichnamigen britischen Teams ist im Alter von 79 Jahren verstorben.
Triumphe und Tragödien, große Siege und viel Drama - kaum jemand in der Formel 1 hat so viel erlebt wie Sir Frank Williams. Der Brite führte sein Team an die Spitze, die Queen schlug ihm zum Ritter - aber in seinem Auto starb auch Ayrton Senna vor den Augen der Welt. Am Sonntag vermeldete der Rennstall den Tod des Elder Statesman der Königsklasse. Williams wurde 79 Jahre alt. Sein Team würdigte ihn als "Ikone" und "wahren Pionier" des Sports.
Die schwärzeste Stunde seiner Karriere war der Tod Sennas. "Viele gaben uns die Schuld dafür. Als hätten wir der Welt ein Gemälde von Michelangelo gestohlen", sagte Williams einmal. Den Unfall von Senna 1994 in Imola hat er nie verarbeitet.
Über seinen eigenen Unfall, der sein Leben am 7. März 1986 für immer veränderte, redet Williams viel offener. "Das Auto ist mir plötzlich ausgebrochen, hat sich sechs- oder siebenmal überschlagen, dann habe ich einen stechenden Schmerz in meinem Nacken verspürt", sagte Williams über diesen Schicksalsschlag.
Er versuchte, nach dem Gurt des Mietwagens zu greifen, mit dem er von der Rennstrecke in Le Castellet zum Flughafen fahren wollte - doch Williams konnte seinen Arm nicht mehr bewegen. Seit jenem Tag saß Sir Francis Owen Garbatt Williams, genannt Frank, im Rollstuhl. Er musste danach rund um die Uhr betreut werden.
Williams hatte "schwere Kindheit"
Seinen Unfall betrachtete Williams schnell als Beginn eines neuen Lebens. "Ich sehe es so, Ginny", soll er zu seiner Ehefrau Virginia gesagt haben: "Ich hatte 40 fantastische Lebensjahre. Nun werde ich eben noch 40 Jahre eines völlig anderen Lebens haben."
Williams war schon immer ein Kämpfer. Der Sohn eines Offiziers der Royal Air Force durchlebte nach eigenen Angaben eine "schwere Kindheit", nach der Scheidung der Eltern musste er in ein katholisches Internat. Als Rennfahrer war er nicht talentiert genug und chronisch pleite, auch als Mechaniker und Händler gebrauchter Rennwagen war sein Weg beschwerlich.
Er sei damals "der Witz der Branche" gewesen, sagte Williams einst dem Spiegel. Der Durchbruch kam, als er 1977 mit dem damals unbekannten Konstrukteur Patrick Head einen eigenen Rennstall aufbaute.
Williams arbeitete erfolgreich in der Sponsoren-Akquise, seine Menschenkenntnis und sein Gespür ließen das Team zum heute immer noch dritterfolgreichsten der Formel-1-Geschichte werden.
Williams brachte viele Stars hervor
Die meisten Triumphe feierte der Rennstall übrigens nach Williams' Unfall: Fünf der sieben Fahrer-Titel und sieben von neun WM-Titeln in der Konstrukteurs-Wertung gewann Williams nach 1986.
Topstars wie Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost oder Senna fuhren für Williams, auch zahlreiche deutsche Piloten feierten Erfolge mit dem Team aus Grove: Ralf Schumacher holte seine sechs Rennsiege für Williams, Heinz-Harald Frentzen wurde 1997 Vize-Weltmeister, und Nico Hülkenberg schaffte mit seiner Pole in Brasilien 2010 eine kleine Sensation.
Und auch der mittlerweile zurückgetretene Weltmeister Nico Rosberg fuhr von 2006 bis zu seinem Wechsel 2010 zu Mercedes für Williams. "Es ist unglaublich, was er geleistet hat. Ich respektiere ihn vor allem als Person sehr", sagte Rosberg über Williams.