Max Verstappen hat sich beim chaotischen Großen Preis von Japan vorzeitig zum Weltmeister gekrönt - nach Rennende war allerdings überall die Verwirrung groß. Auch Verstappen selbst ging anfangs davon aus, dass der Titelgewinn auf das kommende Rennen verschoben werden muss. Doch die Regeln sind in diesem Falle klar.
Verstappen erneut Weltmeister: Was war in Japan passiert?
Bei widrigen äußeren Bedingungen gingen die Piloten in Suzuka an den Start. Ferrari-Pilot Carlos Sainz Jr. verlor aufgrund von Aquaplaning die Kontrolle über sein Fahrzeug und schied unmittelbar nach dem Rennbeginn aus. Generell waren die Sichtverhältnisse sehr schlecht, worüber sich auch die Fahrer beschwerten. Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke, kurz darauf wurde das Rennen in der dritten Runde sogar unterbrochen.
Das Wetter besserte sich jedoch kaum, am Ende mussten die Fahrer über zwei Stunden warten, ehe das Rennen per fliegendem Start hinter dem Safety Car wieder aufgenommen werden konnte. Letztlich wurden beim Sieg von Verstappen nur 28 der 53 geplanten Runden absolviert, der Niederländer siegte vor Teamkollege Sergio Perez und Charles Leclerc im zweiten Ferrari. Es war bereits sein zwölfter Erfolg in der laufenden Saison.
Auch gab es eine große Schrecksekunde für alle Beteiligten: Dem Franzose Pierre Gasly im AlphaTauri fuhr bei hohem Tempo ein Bergungsfahrzeug entgegen, als dieser nach einem Boxenstopp dem Feld hinterherfuhr. "Das ist inakzeptabel", schimpfte er im Funk. Die Rennleitung sah jedoch die Schuld beim Piloten selbst und verhängte wegen zu hoher Geschwindigkeit und einem groben Fehlverhalten eine 20-Sekunden-Strafe.
gettyFormel 1: Warum war die Verwirrung so groß?
"Bin ich Weltmeister? Bin ich es nicht?", fragte Verstappen kurz vor der Siegerehrung, klar schien dies keinem zu sein. "Das war für uns alle eine Riesenüberraschung", sagte sogar Red-Bull-Teamchef Helmut Marko bei Sky über den WM-Titel. Doch was besagen die Regularien? Nahezu sämtliche Experten gingen davon aus, dass nicht die volle Punktzahl vergeben wird, da gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der vorgesehen Distanz gefahren wurde.
Doch dem ist nicht so: Die FIA hat ihre Regularien zwar im Vorjahr überarbeitet, sodass je nach absolvierter Strecke nur ein Teil der Punkte vergeben wird. Sind es weniger als 25 Prozent der Renndistanz, erhält der Sieger sechs Punkte, unter 50 Prozent 13 Punkte, unter 75 Prozent 19 Punkte und darüber hinaus die volle Punktzahl. Wäre dieses Szenario zur Anwendung gekommen, hätte Verstappen seinen Titelgewinn vertagen müssen, da Verstappen, Perez und Leclerc 19, 14 und 12 Punkte erhalten hätten. Exakt ein Punkt hätte ihm gefehlt.
Doch für Fälle wie den in Japan greift eine andere Regelung, denn Artikel 6.5 besagt zu Beginn der Erläuterungen: "Wenn ein Rennen gemäß Artikel 57 unterbrochen wird und nicht wieder aufgenommen werden kann, werden die Punkte für jeden Titel nach den folgenden Kriterien vergeben ...".
Das heißt: Aufgrund der Tatsache, dass das Rennen wieder aufgenommen und nach der Höchstdauer von drei Stunden mit der Zielflagge abgewunken wurde, läuft die Punktevergabe wie gewohnt ab. Die verkürzte Renndistanz ist irrelevant. Dies bestätigte auch die FIA in einem Statement nach dem Rennen: "Die Regeln bezüglich der reduzierten Punktevergabe gelten nur im Falle einer Rennunterbrechung, die nicht wieder aufgenommen werden kann, und daher werden die vollen Punkte vergeben und Max Verstappen ist Weltmeister."
Verstappen Weltmeister: Was sagten die Beteiligten?
"Wir haben das alle nicht verstanden, ich glaube, es war sehr verwirrend für Max", sagte auch Verstappens Lebensgefährtin Kelly Piquet. Denn erschwerend kam hinzu: Leclerc, der die Ziellinie als Zweiter überquert hatte, wurde anschließend mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt, da er im Duell mit Perez in der Schlussrunde eine Schikane unerlaubt abgekürzt hatte.
Somit wurde Leclerc auf Platz drei zurückgestuft, was Verstappen genau jenen Vorsprung brachte, der für den Titel reichte. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sprach bei Sky von einer "lächerlichen und inakzeptablen" Entscheidung. Ferrari verzichtete allerdings auf einen Protest. Dennoch war auch Marko weiterhin verwirrt: "Unsere Strategen haben gesagt, dass uns ein Punkt fehlt."
Und was sagte der neue und alte Weltmeister: "Es sind gemischte Gefühle. Ich danke allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben." Über den Erfolg sei er nach dem Rennen von der FIA informiert worden. "Nicht zu glauben."
Formel 1: Der WM-Stand (nach 18 von 22* Rennen)
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 366 |
2 | Sergio Perez | Red Bull | 253 |
3 | Charles Leclerc | Ferrari | 252 |
4 | George Russell | Mercedes | 207 |
5 | Carlos Sainz | Ferrari | 202 |
6 | Lewis Hamilton | Mercedes | 180 |
7 | Lando Norris | McLaren | 101 |
8 | Esteban Ocon | Alpine | 78 |
9 | Fernando Alonso | Alpine | 65 |
10 | Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 46 |
*Der Russland-GP wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ersatzlos gestrichen. Ursprünglich hatte die Formel 1 für die Saison 2022 23 Rennen eingeplant.