Die Formel-1-Saison 2015 verspricht Spannung: Fünf Weltmeister, drei Deutsche, ein Haufen talentierter Neulinge. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen von Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Co. und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 5: Der Spanien-GP in Barcelona.
Platz 1, Nico Rosberg: Der Vizeweltmeister überzeugte erstmals in dieser Saison, weil er sich auf seine Stärke besonnen hat, mit der er im Vorjahr bis zum Saisonfinale um den Titel kämpfte: Elf Pole Positions des deutschen Mercedes-Fahrers in der Saison 2014 standen sieben von Lewis Hamilton gegenüber. Doch in diesem Jahr drehte der Brite plötzlich den Spieß um und fuhr bei den ersten vier Rennen immer Startplatz 1 heraus.
Rosberg hatte versucht, Lehren aus der Niederlage zu ziehen und sich mehr aufs Rennen zu konzentrieren, damit ihn Hamilton nicht mehr spielerisch überholt. Der Plan scheiterte grandios. Noch beim letzten Grand Prix in Bahrain verspielte er die Pole Position, weil er in Q2 seinen Reifen fürs Rennen schonte und sich damit selbst aus dem Rhythmus brachte.
An diesem Wochenende kehrte Rosberg deshalb zurück zum bewährten Vorgehen. Er entschied das Qualifying und den Start für sich, anschließend konnte er seinen Einsatz in Führung liegend dosieren. Das machte er perfekt und sicherte sich deshalb verdient seinen ersten Saisonsieg. In Monaco kommt ihm seine Qualifying-Stärke abermals zugute. Interessant wird es danach: Wie gut ist Rosberg im Jahr 2015, wenn er von Hamilton gejagt wird?
Platz 2, Sebastian Vettel: Den Kampf um den Sieg konnte Ferrari schon am Freitag abschreiben. Der runderneuerte SF15-T bereitete Ingenieuren und Fahrern Kopfzerbrechen, Vettel entschied sich im Gegensatz zu seinem Teamkollegen aber, den Neuentwicklungen eine zweite Chance zu geben. Das zahlte sich aus.
Seine gute Form mit vier Podiumsplätzen in fünf Rennen rührt auch daher, dass Vettel wieder das nötige Glück auf seiner Seite hat: Er trifft jederzeit die richtigen Entscheidungen. Der 27-jährige Heppenheimer war nach den Setupänderungen deutlich schneller als Kimi Räikkönen, hatte den Iceman abermals im Griff.
Mit seinem guten Start manövrierte er sich an Hamilton vorbei und ließ den Weltmeister verzweifeln. Obwohl der Brite das wesentlich schnellere Auto fuhr, kam er nicht an Vettel vorbei, der trotz des mentalen Drucks jeden noch so kleinen Fehler vermied. Dass Ferrari die Dreistoppstrategie von Mercedes nicht coverte, verhinderte schlussendlich Platz 2 im Ziel.
Platz 3, Valtteri Bottas: Der Finne macht aus seinem Williams eine echte Ferrari-Bremse. Nachdem Vettel in Sakhir nur hinterherfahren musste, war in Barcelona Räikkönen dran. Der Iceman bekam keine einzige Chance, seinen Landsmann zu überholen. Warum? Weil ihn Bottas austrickste.
Der 25-Jährige kalkulierte an mehreren Stellen, wo ein Überholmanöver unmöglich ist, freiwillig einen Zeitverlust ein. Er wählte seine Linie so, dass er optimal aus den Kurven herausbeschleunigte. Nur durch Bottas' Geschick musste Räikkönen sich nach seiner Fehlentscheidung, auf die Updates am SF15-T zu verzichten, mit Platz 5 zufrieden geben.
Platz 4, Daniel Ricciardo: Red Bull hat mal wieder ein Problem. Die schon verbrauchten Motoren zwangen die Fahrer am Freitag dazu, viel Zeit in der Box zu verbringen, um Kilometer zu sparen. Dabei hätten sie das Aero-Update testen und verstehen müssen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass beim Setup einiges daneben ging.
Weil Ricciardo zusätzlich noch einen Fehler auf in Q3 einbaute, sprang für ihn nur Startplatz 10 heraus. Die Toro Rosso waren aber sowieso nicht in Reichweite. Als das B-Team am Sonntag ebenso zurückfiel wie Lotus, ackerte sich der Australier nach vorne und fuhr Platz 7 ins Ziel. Mehr war unter keinen Umständen drin.
Platz 5, Felipe Nasr: Der Brasilianer ist ein Teil des Trios, das ich trotz fehlender Punkte im Rennen am Ende in meiner 10 sehe. Die Begründung ist einfach: Er fuhr fast fehlerfrei, was in Barcelona kaum einem Piloten gelang.
Zudem stellte Nasr seinen Teamkollegen Marcus Ericcson deutlich in den Schatten. Eine halbe Sekunde nahm er ihm im Sauber-internen Duell in Q1 ab und schob sich zwischen die McLaren. Die Chance auf Punkte hätte er nur bei mehr Ausfällen gehabt - Sauber fehlten Updates, um in den Kampf einzugreifen.
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Platz 6, Carlos Sainz jr.: Was genau im Rennen los war, weiß wohl selbst Toro Rosso nicht. Vom bisher besten Startplatz seiner kurzen Karriere fiel der Spanier wie Teamkollege Max Verstappen immer weiter zurück. Hatte Renault nur für das Qualifying genug Leistung freigegeben?
Trotzdem schaffte es der Rallye-Legenden-Sohn, im Schlussstint auf den Medium-Slicks wieder an das A-Team von Red Bull heranzurobben. Daniil Kvyat musste sich in der letzten Runde überholen lassen. Dass die Stewards für das Überholen abseits der Strecke keine Strafe zeigten war richtig: Sainz jr. vermied so einen Crash und nahm den Fuß noch vom Gas.
Platz 7, Lewis Hamilton: Nach den brillanten Vorstellungen zum Saisonauftakt wirkte die Leistung des Weltmeisters in Barcelona im Vergleich schlecht. Es war aber ordentlich, auch wenn er gegen den wiedererstarkten Rosberg eindeutig verlor. Fast drei Zehntel Rückstand im entscheidenden Qualifying-Abschnitt waren zu viel.
Dass Hamilton den Start vermasselte, die Räder durchdrehen ließ und nur durch einen Strategie-Kniff seines Teams wieder auf Platz 2 kam, gibt einen weiteren kleinen Abzug. Nichtsdestotrotz: Hamilton bleibt der unangefochtene Favorit auf den Titel, Rosberg muss seine aufstrebende Form erst bestätigen. Ob sich Hamilton deshalb herausnehmen kann, Mercedes öffentlich bloßzustellen?
Für mich hat er damit eine Grenze überschritten: Selbst der vermeintliche Superstar muss sich in sein Team einfügen. Er darf keine Sonderrechte fordern, wenn sie der Politik des Team widersprechen. Aber dieser Eindruck ändert nichts an seiner Leistung, die solide war.
Platz 8, Romain Grosjean: Der achte Platz am Sonntag mag auf den ersten Blick ein durchwachsenes Ergebnis sein. Da der aber unter widrigsten Bedingungen zustande kam, bekommt der Franzose von mir eine gute Leistung attestiert.
Vor Teamkollege Pastor Maldonado qualifiziert, bugsierte Grosjean nach einem guten Start und einem vermeidbaren Ausrutscher in der Startkurve seinen Lotus nach und nach vorsichtig an der Konkurrenz vorbei. Der Verlust des vierten Gangs führte zum Ende der Aufholjagd.
Platz 9, Sergio Perez: Nur Platz 13 für den Mexikaner beim Spanien-GP. Dennoch war er für mich eine der positiven Lichtblicke an diesem Wochenende. Dass Force India aufgrund der Aerodynamik-"Killerstrecke" Probleme bekommen würde, hatte das Team erwartet. Am Ende waren nur die Manor auf eine Runde langsamer.
Am Sonntag drehte Perez dann allerdings auf. Er überholte direkt Teamkollege Nico Hülkenberg, hielt bei seinem extremen Schlusstint 30 Runden auf den weicheren Medium-Slicks aus und bekam so die Oberhand gegenüber Sauber-Schwede Marcus Ericcson. Schlecht war das sicher nicht.
Platz 10, Will Stevens: Der Manor-Fahrer aus Großbritannien ist im Feld konkurrenzlos - weil sein Team so schlecht ist. Oder nicht? Es ist die wichtigste Frage bei der Beurteilung der Leistung von Stevens und Teamkollege Roberto Merhi.
Für mich zählt, dass der Brite Merhi Qualifying für Qualifying und Rennen für Rennen in die Tasche steckt. Obwohl ihm vor seinem Formel-1-Debüt in Abu Dhabi niemand das Talent dazu attestiert hätte. Stevens nutzt Merhis Schwäche und bewegt das schlechte Auto effektiv und sicher um die Strecke. Das einzige Manko: Seine Start sind zu schlecht. Da fällt er regelmäßig hinter den Spanier zurück.
Härtefall, Pastor Maldonado: Ich gebe zu, dass jeder Vorfall mit dem Venezolaner in einem Kopf einen Reflex auslöst: Unfall? Maldonado? Ist doch nichts Besonderes. Dabei hat sich der 30-Jährige verbessert und zerstört nicht mehr bei jeder Session sein Auto. In Barcelona musste der Lotus allerdings mal wieder dran glauben.
Besonders ärgerlich: In Runde 3 ließ er Romain Grosjean in Turn 3 viel zu wenig Platz auf der Innenbahn, löste die teaminterne Kollision ohne Druck aus und riss dabei die Endplatte seines Heckflügels ab. Maldonados eigenes Rennen war gelaufen, als die FIA ihn direkt nach seinem Reifenwechsel nochmal an die Box bestellte: Die herumflatternde Platte musste aus Sicherheitsgründen komplett weg.
Wie Maldonado zuvor mit seinem beschädigten Auto fuhr, war unbestritten gut. Doch dass es soweit kam, muss ihm angelastet werden. Ein teaminterner Crash ohne Not? Das darf einfach nicht vorkommen -erst recht, wenn die eigene Zukunft unsicher ist und der Rennstall öffentlich Leistung trotz Sponsorengeldern fordert.
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Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick