Eichhörnchen mit Zaubertrank

Alexander Maack
20. April 201521:49
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Die Formel-1-Saison 2015 verspricht Spannung: Fünf Weltmeister, drei Deutsche, ein Haufen talentierter Neulinge. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen von Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Co. und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 4: Der Bahrain-GP in Sakhir.

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Platz 1, Lewis Hamilton: Viertes Rennen und schon zum dritten Mal ist der Weltmeister aus meiner Sicht der beste Fahrer des Wochenendes. Es ist erstaunlich, wie konsequent Hamilton die Konkurrenz in Schach hält, wie viel besser er mit dem Auto im Vergleich zu seinem Teamkollegen umgeht.

Fassen wir die Quintessenz des Bahrain-GP zusammen: Hamilton fährt vorne weg und bunkert die Leistungsreserven wie ein Eichhörnchen, das sich für den Winter vorbereitet. Im Gegensatz zum Cartoon-Tier gleichen Namens aus dem Film "Ab durch die Hecke" bleibt Hamilton dabei ruhig. Es scheint fast so, dass er auch einen Zaubertrank hat, durch den er alles in Zeitlupe wahrnimmt.

Hamilton macht keine Fehler. Und weil Ferrari so weit rangekommen ist, dass Nico Rosberg immer wieder die Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen abwehren muss, braucht er nicht mal Vollgas geben. Der Weltmeister bleibt nicht nur das Maß der Dinge, er hat sogar noch Steigerungspotenzial. In Bahrain übersprang er die 10.000-Führungskilometer-Marke. Es werden weitere folgen.

Platz 2, Kimi Räikkönen: Wer an diesem Wochenende aus fahrerischer Sicht der erste Verfolger von Hamilton war? Eine knifflige Entscheidung. Ich entscheide mich für Räikkönen, auch wenn er schon wieder im Qualifying nicht mit Vettel mithalten konnte und durch individuelle Fehler die Chance verpasste, an Rosberg vorbeizukommen.

Startplatz vier war trotzdem das beste Samstagsresultat seit 651 Tagen (Deutschland-GP 2013), am Sonntag folgte der erste Besuch auf dem Podium nach 560 Tagen. Das Ende der Durststrecken kam wie gerufen, nachdem Vettel ihn bei den ersten drei Läufen der Saison 2015 im Griff hatte.

Räikkönen bewies am Start seine gute Übersicht und ging dank Vettels Hilfestellung problemlos an Rosberg vorbei, anschließend steckte er hinter Vettel fest. Die bravourös ausgeführte alternierende Strategie mit den härteren Slicks im Mittelstint, brachte ihn aber wieder nach vorn. Die hinter Vettel verlorene Zeit kostete den Iceman am Ende den Sieg. Durch ein besseres Qualifying hätte er das vermeiden können. SPOX

Platz 3, Valtteri Bottas: Seine Rückenschmerzen ließen den Finnen in den letzten Rennen nicht wirklich gut aussehen. Doch in Bahrain trumpfte Bottas ohne Behinderung wieder auf. Er wehrte Vettel nach dessen unplanmäßigem Stopp bravourös ab und rettete Platz vier ins Ziel.

Bottas nutzte überlegt den höheren Topspeed seines Williams aus und hielt den schnelleren Ferrari hinter sich. Seine Stärke lag vor allem im dritten Sektor: Nur Hamilton war auf den langen Gerade noch schneller. Das erklärt auch, wie Bottas im Rennen trotz der DRS-Geraden Vettel 15 Runden lang hinter sich hielt: Er holte im entscheidenden Sektor genug Vorsprung raus.

Platz 4, Fernando Alonso: Zum zweiten Mal in Folge bekommt Alonso Punkte, obwohl er es im Rennen nicht in die Top 10 geschafft hat. Der Honda-Antrieb ist noch immer extrem schwach auf der Brust. Dennoch verfehlte er die Punkteränge nur um weniger als vier Sekunden. Schon das Qualifying lief besser als erwartet.

Die neuntbeste Zeit ließ Alonso erstmals im Jahr 2015 Q1 überstehen. Fast hätte es sogar für einen Startplatz unter den ersten zehn gereicht. Müsste McLaren seine Powerunit im Rennen nicht noch mit weniger Leistung fahren, um die Haltbarkeit zu sichern, wären seine ersten Punkte seit der Rückkehr nach Woking fällig gewesen. Ich glaube: In Spanien gelingt es.

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Seite 2: Vettel verbaut sich Punkte selbst

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Platz 5, Sergio Perez: Vormals bekannt als schnellste Maus von Mexiko, überzeugte Perez in Bahrain endlich wieder. Okay, im Qualifying unterlag er Teamkollege Nico Hülkenberg aber im Rennen hängte er den Emmericher meilenweit ab.

Im Gegensatz zum Deutschen schaffte es Perez, seine Reifen trotz geringem Abtrieb so zu schonen, dass er mit zwei Stopps auskam. Hülkenberg rutschte so stark herum, dass er fünf Plätze verlor. Perez hatte offenbar das bessere Setup gewählt und arbeitete sich ohne Probleme durchs Feld. Die Überholmanöver waren konsequent, mehr als Platz acht war nicht drin.

Platz 6, Nico Rosberg: Es war eine Fahrt auf der Rasierklinge, die der Vizeweltmeister am Sonntag hinter sich bringen musste. Erst machten die Bremsen nur Probleme, dann verabschiedete sich das Brake-by-Wire-System zwei Runden vor Schluss komplett. Dass Rosberg Platz drei noch ins Ziel rettete, ist ihm deshalb hoch anzurechnen. Wie er die Ferrari gleich viermal auf der Bremse überholte, noch mehr.

Doch den Sprung unter die Top 5 des Driver-Rankings hat Rosberg aus meiner Sicht wieder nicht verdient. Seine Taktik, die Reifen in Q2 fürs Rennen zu schonen, wäre klug gewesen, wenn er sich nicht selbst aus dem Rhythmus gebracht hätte. Doch so verspielte er Startplatz zwei und fiel als Konsequenz hinter Räikkönen zurück. Eine halbe Sekunde Rückstand auf einer Runde auf den eigenen Teamkollegen ist zu viel. Die aggressive Vorstellung im Rennen kann das nicht kompensieren.

Platz 7, Daniel Ricciardo: Die gute Nachricht zuerst: Schon bald wird Ricciardo mit wilden Aufholjagden auf sich aufmerksam machen. Sein Motor explodierte in Sakhir 200 Meter vor dem Ziel, es war schon der dritte. Beim Europa-GP gibt's Nummer vier, bei jedem weiteren folgen Strafversetzungen.

Immerhin: Geistesgegenwärtig zog der Australier beim Bahrain-GP die Kupplung und rollte so noch als Sechster ins Ziel. Es war der Lohn für ein gutes Wochenende, bei dem er nur bei seiner zweiten Runde in Q3 einen Fehler einbaute. Felipe Massa hätte er sonst abfangen können.

Platz 8, Felipe Massa: Der 33-Jährige räumte selbst ein, dass er den Williams im Qualifying etwas zu hart ran genommen hatte und wurde von einem Sensorproblem am Sonntag komplett aus dem Rennen genommen.

Das ändert aber nichts an seiner ordentlich Leistung: Massa schaffte es trotz des Starts aus der Boxengasse und einem durch den Crash mit Pastor Maldonado beschädigten Auto gerade noch auf Platz zehn und damit in die Punkte.

Platz 9, Romain Grosjean: Der Franzose fuhr ein ebenso unauffälliges Rennen wie Ricciardo. Schon in der ersten Runde machte Grosjean dank Massas Start aus der Box drei Plätze gut. Danach brachte er Platz sieben trotz Problemen mit den Hinterreifen ins Ziel.

Weiter aufgewertet wird die Leistung, wenn man die Probleme bedenkt: Grosjean verpasste das 1. Training durch den Einsatz von Testfahrer Jolyon Palmer, erst zum Qualfying fand Lotuseine Beschädigung des Unterbodens, reparierte das Problem und machte das Auto damit fahrbar.

Platz 10, Daniil Kvyat: Der Russe nimmt gerade noch einen Punkt mir. Platz 17 im Qualifying und das erste Ausscheiden in Q1 seiner Karriere resultierte aus Problemen mit dem Energiespeicher. Schon vorher hatte er das 3. Training nach einem Dreher im Kies beendet.

Was für ihn spricht: Am Sonntag war Kvyat auf dem Level, das Red Bull von ihm erwartet. Er fuhr bis auf Platz 9 vor. Noch hat der 20-Jährige nicht ein problemloses Wochenende nach seinem Abschied von Toro Rosso bekommen. Zeit wäre es.

Härtefall, Sebastian Vettel: So schön das Qualfying mit dem zweiten Platz auch war, im Rennen sammelte Vettel fast nur Minuspunkte. Stehende Räder beim Bremsen, schlechte Verteidigung gegen Rosberg und schließlich der Ausritt in der Zielkurve, bei dem er den Frontflügel zerstörte und deshalb zum dritten Stopp an die Box musste. Die Niederlage gegen Bottas hätte nicht sein dürfen.

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Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick