Michael Schumacher feiert seinen 300. Grand Prix am Wochenende - klar - in Spa. Seit seinem Debüt 1991 an gleicher Stelle ist eine Menge passiert. SPOX blickt auf fünf Stern- und fünf schwarze Stunden in Schumachers Karriere zurück.
Sternstunden
Belgien-GP 1995 in Spa: Schumacher und Hill verzocken sich im Qualifying und kommen bei einsetzendem Regen nicht über die Startplätze 16 und 8 hinaus. Im zunächst regnerischen Rennen arbeiten sich beide schnell an die Spitze, Schumacher wechselt als erster Fahrer auf Trockenreifen und hat den noch auf Regenreifen fahrenden Hill im Nacken. Es geht in Runde 23, die spektakulärste des Rennens, in der Schumi trotz klar schlechterer Bodenhaftung den viel zu zaghaft angreifenden Hill durch gewagte Blockade-Manöver hinter sich hält. So gewinnt er entscheidende Sekunden, die ihm am Ende helfen, das Rennen von Startplatz 16 aus noch zu gewinnen.
Spanien-GP 1996 in Barcelona: Schumacher sitzt in seinem ersten Ferrari-Jahr in einem lausigen Auto. Im Qualifying ist er fast eine Sekunde langsamer als Hill im Williams. Doch dann kommt sintflutartiger Regen nach Katalonien und setzt die Strecke unter Wasser. Während Hill komplett überfordert ist und mehrfach von der Piste kreiselt, scheint Schumacher über das Wasser zu schweben. Kein Gegner kann auch nur annähernd Schumis Tempo mitgehen. Zwischenzeitlich beträgt sein Vorsprung auf den Zweiten 73 Sekunden. Im Ziel liegt er immer noch 45 Sekunden vor dem ebenfalls als Regenspezialist bekannten Jean Alesi. Es ist Schumachers erster Sieg im Ferrari.
Japan-GP 2000 in Suzuka: Die Ausgangslage ist klar: Kommt Schumacher vor WM-Rivale Mika Häkkinen ins Ziel, ist er endlich zum ersten Mal Weltmeister im Ferrari. Die Voraussetzungen sind gut, Schumi steht auf der Pole-Position vor Häkkinen. Doch der Finne gewinnt den Start und setzt sich an die Spitze. Es beginnt eine atemberaubende Hetzjagd. Der Abstand zwischen den beiden ist nie größer als drei bis vier Sekunden. Häkkinen führt bis zu seinem zweiten Boxenstopp. Schumi kann drei Runden länger draußen bleiben und nutzt die Zeit, um die entscheidenden Sekunden gutzumachen. Er kommt nach seinem Stopp als Führender zurück auf die Strecke und rettet mit 1,8 Sekunden Vorsprung den Sieg und den WM-Titel ins Ziel.
Frankreich-GP 2004 in Magny-Cours: Die erste geplante Vierstopp-Strategie der Formel-1-Geschichte und ein Geniestreich des gesamten Ferrari-Teams. Schumacher kämpft im sonst von haushoher Überlegenheit gekennzeichneten siebten WM-Jahr gegen einen gleichwertigen Fernando Alonso um den Sieg. Alonso führt lange, doch dank eines kurzen zweiten Boxenstopps und zweier Gala-Runden setzt sich Schumacher vor ihn. Danach steht die Entscheidung an: Durch einen entsprechend etwas längeren dritten Tankstopp die Führung möglicherweise wieder verlieren oder einen vierten Stopp einlegen und dafür eine Quali-Runde nach der anderen drehen? Ferrari entscheidet sich für vier Stopps und Schumacher setzt die Strategie durch fehlerloses Fahren auf der allerletzten Rille um. Ein Meisterwerk perfekter Fahrkunst.
China-GP 2006 in Shanghai: Regen in China, schon im Qualifying. Schumi schafft das Kunststück, sich trotz haushoch unterlegener Regenreifen von Bridgestone in die dritte Quali-Runde zu retten. Gegen neun Michelin-Gegner schafft Schumi immerhin Startplatz sechs, WM-Rivale Alonso steht auf Pole. Schumi arbeitet sich bei langsam abtrocknender Strecke durch starke Überholmanöver kontinuierlich bis auf Platz drei nach vorne, hat aber schon 25 Sekunden Rückstand auf Alonso. Erst, als sich Renault beim Boxenstopp verpokert und Alonso neue Vorderreifen aufzieht, anstatt wie die meisten anderen die alten, besser haftenden Pneus drauf zu lassen, holt Schumacher rasant auf. Er geht erst an Alonso vorbei und schnappt sich wenig später in der Schneckenkurve auch noch dessen Teamkollegen Giancarlo Fisichella. Alonsos Aufholjagd in den letzten Runden kommt zu spät, Schumi feiert seinen 91. und letzten GP-Sieg.
Teil 2: Schumachers schwärzeste Stunden
Schwarze Stunden
Großbritannien-GP 1994 in Silverstone: Schumacher hat nach dem tragischen Tod von Ayrton Senna in Imola eigentlich keinen Konkurrenten um den WM-Titel mehr. Nach nur sieben Rennen hat er 37 Punkte Vorsprung auf Damon Hill, als es nach Silverstone geht. Schumacher liegt hinter Hill auf Platz zwei, hat diesen aber während der Einführungsrunde verbotener Weise überholt. Er bekommt eine Stop-and-Go-Strafe aufgebrummt, weigert sich aber, diese anzutreten. Folglich sieht er die Schwarze Flagge und wird disqualifiziert. Auch das interessiert ihn aber nicht und er fährt das Rennen zu Ende. Für diese Missachtung wird er zwei Rennen gesperrt. Als er dann später auch noch in Spa wegen eines zu dünnen Unterbodens disqualifiziert wird, ist Hill in der WM plötzlich auf Augenhöhe. Die dramatische Entscheidung zu Schumachers Gunsten fällt beim Crash der beiden im letzten Rennen in Adelaide.
Europa-GP 1997 in Jerez: Es geht im direkten Duell gegen Jacques Villeneuve um den WM-Titel. Schumacher muss vor dem Kanadier ins Ziel kommen, dann hat er den Titel gewonnen. Und er führt das Rennen auch lange Zeit relativ komfortabel an. Doch nach dem zweiten Boxenstopp holt Villeneuve plötzlich rasant auf. Er schließt die Lücke zu Schumachers Ferrari innerhalb weniger Runden und setzt in Runde 48 zum Überholen an. Er ist schon deutlich vor Schumacher, als dieser mit Absicht versucht, Villeneuve abzuschießen und ihn so aus dem Rennen zu befördern. Es klappt nicht, nur Schumacher scheidet aus, Villeneuve wird Dritter und zum Weltmeister. Schumacher bekommt nach der Saison alle WM-Punkte aberkannt und verliert dadurch seinen zweiten Rang. Diesen Aussetzer bezeichnet Schumacher heute noch als größten Fehler seiner Karriere.
Belgien-GP 1998 in Spa: Schumacher kämpft gegen Mika Häkkinen um den WM-Titel und liegt vor seinem Leib-und-Magen-Rennen sieben Punkte zurück. Im Regen-Chaos spielt er dann seine Stärken aus, überholt erst Damon Hill und setzt sich dann rasant vom Feld ab. Er hat über 40 Sekunden Vorsprung, als er auf den zu überrundenden David Coulthard aufläuft, dessen McLaren-Kollege Häkkinen in einer Startkollision ausgeschieden ist. Coulthard geht auf der Ideallinie vom Gas, was Schumacher in der Gischt zu spät bemerkt. Er rauscht dem McLaren ins Heck und reißt sich dabei das rechte Vorderrad ab. Überzeugt, dass ihn Coulthard mit Absicht hat auflaufen lassen, will er ihm später in der Boxengasse an den Kragen. Nur der Einsatz zahlreicher Teammitglieder von McLaren und Ferrari kann eine Schlägerei verhindern. "You were trying to fucking kill me", schreit Schumacher Coulthard an. Jahre später versöhnen sich beide wieder, aber die zehn WM-Punkte sollen Schumacher zum Saisonende schmerzlich fehlen.
Japan-GP 1998 in Suzuka: Gleiches Jahr, ein paar Rennen später. Schumacher kommt mit vier Punkten Rückstand zum Finale, startet aber vor Häkkinen von der Pole-Position aus. Eigentlich. Denn beim zweiten Startversuch stirbt Schumacher der Motor seines Ferrari ab und er muss von ganz hinten starten. Während Häkkinen danach mit deutlich weniger Druck Sieg und WM-Titel entgegen fährt, legt Schumacher eine grandiose Aufholjagd bis auf Rang drei hin. Doch dann fährt er über Trümmerteile und scheidet nach einem Reifenschaden aus. Die zweite Pleite beim WM-Finale in Serie.
Großbritannien-GP 1999 in Silverstone: Das einzige Mal, dass Schumacher in seiner Karriere dem Tod ins Auge geblickt hat. Auf der Anfahrt zur schnellen Stowe Corner versagen die Bremsen an seinem Ferrari und er rast schnurstracks auf die Reifenstapel zu. Dort schlägt er mit 107 km/h frontal ein. Wie durch ein Wunder bricht er sich nur das rechte Bein. Jahre später berichtet er in Interviews, dass er für einige Momente gedacht habe, sein Herz würde aufhören zu schlagen. Zum Glück ist das nicht der Fall, aber die Saison ist nach dem schwersten Unfall seiner Karriere für Schumacher natürlich gelaufen.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM
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