Die Formel-1-Saison 2015 wirft ihre Schatten voraus. Sebastian Vettel ersetzt Fernando Alonso, nur 18 Piloten starten überhaupt. Doch was ändert sich sonst? Wann gibt's Bilder von den neuen Autos und wann fahren die Boliden endlich? Ein Überblick über neue Regeln, Fahrer und den Fahrplan der Teams bis zum ersten Rennen.
Technische Regeländerungen:
Auch wenn die FIA vergaß, die Frist zur Homologation der neuen Powerunits einzutragen und damit den Herstellern versehentlich einen Blankocheck zur Weiterentwicklung der Antriebseinheiten während der Saison erteilte, hat der Weltverband einige Neuerungen im Reglement verankert. Im Gegensatz zur Revolution des Jahres 2014 sind es dieses Mal aber nur Detailanpassungen.
Die optisch bedeutendste ist sicher die der abermals veränderten Nasen. Schon in Artikel 3.7.9. und in Artikel 15.4.3. finden sich allerlei Maßangaben, die vor allem eins bewirken: Optisch fragwürdige Auswüchse wie der Doppelzinken von Lotus oder etwa die Elefantenrüssel von Toro Rosso, McLaren und Co. sind künftig verboten. Die Nasen müssen tiefer sein und sich linear verjüngen. Außerdem ist Symmetrie zur Mittellinie des Autos Pflicht. Ein Schlupfloch scheint es 2015 nicht mehr zu geben.
Die Änderung der Nasenregeln soll ebenso zur Sicherheit beitragen wie die Vergrößerung der Zylon-Platten. Wurden die synthetischen Fasern aus Japan bisher genutzt, um Beine und Oberkörper der Fahrer vor ins Monocoque eindringenden Spitzen zu schützen, wird der Schutz nun auf Hals und Kopf ausgedehnt.
Titanblöcke sorgen für Funkenflug
Eine weitere Änderung, die vor allem optisch auffällt: Die Skid Blocks sind künftig aus Titan gefertigt und werden für Funkenflug sorgen, wenn ein Auto auf dem Asphalt aufsetzt. Nebenbei wird auch hier die Sicherheit verbessert. Das auch als Schleifblock bezeichnete Bauteil verhindert, dass der hölzerne Unterboden zu stark abgenutzt und das Auto disqualifiziert wird, kann allerdings auch abbrechen. 2009 sorgten zwei Skid Blocks in Spa für Reifenschäden.
Glücklicherweise wurde kein Fahrer getroffen, die bisher verwendeten Materialien waren extrem schwer - allerdings auch extrem robust. Die neuen Titan-Teile sind leichter und werden mindestens doppelt so schnell abgenutzt. Das bedeutet, dass die Autos mit wesentlich mehr Bodenfreiheit ausgestattet werden müssen. Ein Leistungsverlust des Diffusors ist die Folge.
Und sonst so? Das Minimalgewicht wurde von 691 kg im Vorjahr auf 702 kg erhöht, um dem "Magerwahn" ein Ende zu setzen. Die Sicherung der Räder bei einem Unfall erfolgt jetzt durch ein zweistufiges System und das FRIC-Verbot wurde im Reglement verankert. Vorder- und Hinterradaufhängungen dürfen jetzt nur noch auf einwirkende Kräfte an ihrer jeweiligen Achse reagieren. Eine Vernetzung von vorn nach hinten oder diagonal ist also ausgeschlossen.
Ein interessantes Detail: Die Bremsscheiben müssen genauso schnell drehen wie die Räder, das soll Kosten sparen. Einige Teams dachten in der Saison 2014 darüber nach, die Geschwindigkeit zu ändern. Die dadurch entstehenden Luftwirbel sollten aerodynamisch genutzt werden. Der Weltverband hat noch schnell genug einen Riegel vorgeschoben.
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Sportliche Regeländerungen:
Die gute Nachricht: Irrwitzige Regeln gibt es 2015 nicht. Zum einen wurden die doppelten Punkte beim letzten Grand Prix wieder abgeschafft, auch die noch im Sommer 2014 geplanten, stehenden Restarts sind wegen Sicherheitsbedenken der Teams wieder aus dem finalen Katalog gestrichen worden. Auch das geplante Verbot der Heizdecken wurde deshalb gekippt.
Gespart wird an anderer Stelle. Zum Beispiel beim Boxenfunk. Das schon 2014 geplante und dann abgemilderte Verbot der Kommunikation zwischen Team und Fahrer tritt in Kraft, weil alle Teams jetzt mit dem neuen Display fahren. Infos über den Spritverbrauch gibt es künftig daher etwa nicht mehr.
Finanzielle Sparmaßnahmen? Auch vorhanden. Die Aero-Entwicklung wird wieder gekürzt. Nur noch 65 Stunden und damit 15 weniger als bisher darf der von jedem Team vor der Saison fest benannte Windkanal betrieben werden, die Windstunden sinken von 30 auf 25. Auch die Nutzung der CFD-Programme, bei denen die Strömung am Computer simuliert wird, ist weiter eingeschränkt worden. Sie sank von 30 auf 25 Terraflops.
Doch nicht nur bei der Entwicklung, auch an der Strecke werden die Teams weiter eingeschränkt. Die Sperrstunde am Freitag, während der kein Teammitglied an der Strecke sein darf, wird auf sieben Stunden erhöht. Viel wichtiger: Die Parc-Fermé-Regel greift nicht mehr während des Qualifyings sondern schon im 3. Freien Training. Das Rennsetup muss also noch früher stehen.
Strafenkatalog erweitert
Und auch an der Strecke gibt es Änderungen. Ist ein Mechaniker oder Teile der Ausrüstung nach dem 15-Sekunden-Signal noch in der Startaufstellung, muss der Fahrer aus der Box losfahren. Macht er das nicht, bekommt er eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe. Die gibt es jetzt auch nach einem Unsafe Release. Zudem können die Stewards jetzt neben einer 5- auch eine 10-Sekunden-Strafe aussprechen, die beim Boxenstopp abgesessen wird.
Noch ein Auszug aus dem Strafenkatalog gefällig? Wird eine neue Powerunit eingebaut, obwohl das Kontingent bereits erschöpft ist, startet der Fahrer nicht mehr wie Sebastian Vettel beim USA-GP 2014 aus der Box sondern vom Ende der Startaufstellung. Zudem werden offene Strafversetzungen nicht mehr auf den nächsten WM-Lauf übertragen, sondern in eine 5-Sekunden (bei bis zu 5 offenen Plätzen), eine Drive-Through- (bei 6-10 offenen Plätzen) oder eine 10-Sekunden-Strafe (ab 11 offenen Plätzen) umgewandelt.
Nach dem schrecklichen Unfall von Jules Bianchi in Suzuka gibt es zudem sicherheitsrelevante Änderungen: Der Rennleitung steht beim Australien-GP am 15. März zudem erstmals das Virtuelle Safety-Car (VSC) zur Verfügung. Die Fahrer dürfen dann eine bestimmte Rundenzeit nicht unterschreiten, auch wenn Bernd Mayländer nicht vor ihnen her fährt.
Kommt das Safety Car doch auf die Strecke, dürfen die überrundeten Autos weiterhin an ihm vorbeifahren. Allerdings muss die Rennleitung nicht mehr mit dem Restart warten, bis alle Piloten wieder hinter dem Führungsfahrzeug angekommen sind. Wird das Rennen allerdings mit der Roten Flagge unterbrochen, müssen die Autos künftig nicht mehr in die Startaufstellung fahren. Sie halten stattdessen in der Box an.
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Fahrer und Teams:
Die beiden wichtigsten Personalien hängen mit Sebastian Vettel zusammen, der bei Ferrari seinen Dauerkonkurrenten Fernando Alonso ersetzt. Den Spanier hat es zu McLaren gezogen, die als Exklusiv-Partner vom Honda-Comeback profitieren wollen, Kevin Magnussen blieb nur die Rolle des Ersatzfahrers.
Für Vettel rückte Red-Bull-Junior Daniil Kvyat ins zweite Cockpit neben Daniel Ricciardo auf, Jean-Eric Vergne verlor zudem sein Toro-Rosso-Cockpit und schloss sich Ferrari als Testfahrer an. Dafür kommen zwei neue Gesichter zum Ausbildungsrennstall: Max Verstappen und Carlos Sainz jr. werden die klangvollen Namen ihrer Väter in der Königsklasse repräsentieren.
Und sonst? Sauber schmiss Adrian Sutil trotz laufendem Vertrag raus und setzt auf Ex-Williams-Testfahrer Felipe Nasr, der bei Ferrari als Reservefahrer untergekommene Esteban Gutierrez wurde durch den finanzkräftigeren Marcus Ericsson ausgetauscht. Ferrari-Junior Raffaele Marciello aus der GP2 ist künftig Ersatzfahrer.
Die übrigen Teams haben ihre Fahrer behalten. Offen sind lediglich die Posten bei Marussia und Caterham, die jedoch kaum wieder antreten werden, sollte nicht plötzlich ein neuer Teambesitzer mit Dagobert-Duck-Geldspeicher aus dem Nichts auftauchen. Kamui Kobayashi, Max Chilton und Will Stevens sind also ebenfalls raus aus der Königsklasse.
Weil Lotus zu Mercedes wechselt, sind Red Bull und Toro Rosso übrigens die einzigen Teams mit Renault-Power. Gene Haas' neuer, US-amerikanischer Rennstall startet derweil erst 2016 mit Ferrari-Antriebseinheiten.
Team | Nummer+Fahrer 1 | Nummer+Fahrer 2 | Ersatz-/Testfahrer |
Mercedes | 44, Lewis Hamilton | 06, Nico Rosberg | Pascal Wehrlein |
Red Bull | 03, Daniel Ricciardo | 26, Daniil Kvyat | Sebastien Buemi |
Williams | 19, Felipe Massa | 77, Valtteri Bottas | Susie Wolff |
Ferrari | 05, Sebastian Vettel | 07, Kimi Räikkönen | Esteban Gutierrez, Jean-Eric Vergne |
McLaren | 14, Fernando Alonso | 22, Jenson Button | Kevin Magnussen |
Force India | 27, Nico Hülkenberg | 11, Sergio Perez | |
Toro Rosso | 33, Max Verstappen | 55, Carlos Sainz | |
Lotus | 08, Romain Grosjean | 13, Pastor Maldonado | |
Sauber | 09, Marcus Ericsson | 12, Felipe Nasr | Raffaele Marciello |
Marussia | unbekannt | unbekannt | |
Caterham | unbekannt | unbekannt |
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Präsentationstermine:
Die Zeiten von Spice Girls unterstützten, monströsen Inszenierungen sind schon lange vorbei, selbst Ferrari verzichtet in diesem Jahr auf eine große Präsentation in Maranello. Der Grund: die Zeit. Etwa drei Tage brauchen die Ingenieure und Mechaniker, um ein solches Event vorzubereiten. Die werden lieber in die Entwicklungsarbeit gesteckt, das Fahrzeug online präsentiert und dann wie bei McLaren direkt zum Test in Jerez auf die Strecke geschickt.
2015 macht lediglich Force India eine Ausnahme. Der Rennstall von Nico Hülkenberg präsentiert seinen neuen VJM in Mexiko City und kommt damit den Serio-Perez-affinen Sponsoren entgegen. Gleichzeitig wird die Werbetrommel für das Comeback des Mexiko-GP im November gerührt.
Die Launch-Termine:
- 21.01.: Force India VJM08 (Mexiko City), Williams FW37 (online)
- 26.01.: Lotus E23 (online)
- 29.01.: McLaren MP4-30 in Woking (online)
- 30.01.: Ferrari SF-15 in Maranello (online)
- 30.01.: Sauber C34 (10 Uhr, online)
- 31.01.: Toro Rosso STR10 in Jerez (18 Uhr)
- 01.02.: Mercedes F1 W06 in Jerez
Noch unbekannte Termine:
- Red Bull RB11
Testfahrten:
2015 fällt die teure Reise in den Mittleren Osten vor der Saison aus, im Vorjahr hatten die Rennställe viel mehr Geld zahlen müssen, als im Vorhinein geplant. Vier Tage in Bahrain waren teurer als acht in Barcelona. Für dieses Jahr stehen nun drei Termine und insgesamt zwölf Testtage in Spanien an, um die neuen Autos auf Herz und Nieren zu prüfen. Zudem sind die Rennställe hier an den Ticketerlösen beteiligt.
Doch damit nicht genug. Auch in der Saison wird wieder getestet. Zu der Aerodynamik-Referenzstrecke in Katalonien gesellt sich der Red-Bull-Ring. Jeweils zwei Tage bekommen im Mai und Juni die Teams Zeit, um Nachbesserungen zu testen.
Pre-Season-Tests:
- 01.-04.02.: Jerez, Spanien
- 19.-22.02.: Barcelona, Spanien
- 26.02.-01.03.: Barcelona, Spanien
In-Season-Tests:
- 12.-13.05.: Barcelona, Spanien
- 23.-24.06.: Spielberg, Österreich
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Rennkalender der Saison 2015:
Es war ein kleiner Paukenschlag: Der Korea-GP stand im Dezember plötzlich auf dem von der FIA verabschiedeten provisorischen Kalender, dabei war klar, dass die Organisatoren den finanziellen Aufwand nicht stemmen können.
Letztlich war es ein Trick von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, um das geltende Reglement auszuhebeln. Eigentlich sollten die Teams 2014 nur vier Powerunits pro Auto einsetzen dürfen, da im offiziellen Kalender aber mehr als 201 Rennen verzeichnet waren, sind es nun fünf.
Der Grand Prix in Yeongam wurde erwartungsgemäß im Januar wieder gestrichen. Dafür gibt es ein anderes Highlight unter den 20 Rennen: Das Autodromo Hermanos Rodríguez in Mexiko City wird erstmals wieder befahren, 1992 fand hier der letzte Mexiko-GP statt.
Mexiko bekommt ein Motodrom
Für die am 1. November stattfindende Neuauflage wird der Kurs derzeit umfassend modernisiert und auf 4,580 km verlängert. Zwar wird die legendäre Hochgeschwindigkeitskurve Perealta aus Sicherheitsgründen nicht mehr komplett befahren, dafür führt die neue Variante durch das angrenzende Baseballstadion.
Mehr als 117.000 Sitzplätze bietet der neue Kurs am 1. November. Die Start-Ziel-Gerade erlaubt die zweithöchste Geschwindigkeit aller Strecken nach Monza. Drei Mal sollen die Boliden laut des abermals verantwortlichen Architekturbüros von F1-Streckenpapst Herrmann Tilke die Marke von 300 km/h überspringen.
Während in Mexiko City also ein neues Motodrom gebaut wird, ist noch unklar, ob das deutsche Original auch 2015 befahren wird. Eigentlich sollte das Rennen am 19. Juli auf dem Nürburgring stattfinden. Mittlerweile steht allerdings der Vermerk "To Be Announced" im Feld des Austragungsorts.
Fällt der Deutschland-GP am Ende aus?
Die Einigung zwischen Chefpromoter Bernie Ecclestone und den neuen Betreibern ist gescheitert. Hockenheim wird nach dessen Überzeugung einspringen, obwohl die Strecke durch den jährlichen Wechsel mit der Eifel eigentlich erst 2016 wieder dran wäre.
Immerhin: Vom 17. bis 19. Juli sind noch keine Termine auf dem baden-württembergischen Kurs geplant. Zwischen dem Konzert der Böhsen Onkelz am 27. Juni und den Public Race Days ab dem 1. August klafft noch eine Lücke.
Doch ob sich die Betreiber beim geringen Zuschauerzuspruch im Vorjahr einen jährlichen Grand Prix leisten wollen? Am Ende könnten es unter Umständen doch nur 19 Rennen werden.
Neue Austragungsorte ab 2016?
Schon jetzt wirft die Zukunft einige Fragen auf. Katar buhlt mit Unterstützung vom Emir, Sheikh Tamim Ben Hamad Al Thani, intensiv um ein Stadtrennen in Losail, Dänemark und Südafrika sollen ebenfalls mit Bernie Ecclestone verhandeln. Die Teams wollen aber eigentlich eine weitere Aufblähung des Kalenders verhindern.
Es stellt sich die Frage, welche Rennen aus dem Kalender gestrichen würden. Muss ein europäischer Klassiker weichen? Der Vertrag mit Spa-Francorchamps bis 2018 scheint gesichert. Dagegen hat Monza noch kein gültiges Papier, die bisherige Vereinbarung läuft nach diesem Jahr aus.
Alle Termine der Saison 2015 im Überblick
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