Mark Webber und Sebastian Vettel gelten für den Spanien-GP in Barcelona (So., 13.45 Uhr im Live-Ticker und auf Sky) als große Favoriten auf den Sieg. Die Red-Bull-Piloten deklassierten die Konkurrenz. Wer oder was kann sie im Rennen stoppen? Lewis Hamilton hofft auf einen guten Start, Ferrari auf Alonso. Mercedes ist ernüchtert.
Red Bull: Verleiht Flügel
Ausgangslage
Besser geht es nicht. Denn das, was Mark Webber und Sebastian Vettel im Qualifying abgeliefert haben, kann man problemlos als Machtdemonstration bezeichnen. Mehr als acht Zehntelsekunden nahm Webber dem besten Nicht-Red-Bull (in Form von Lewis Hamilton auf Rang drei) ab. Selbst auf den harten Reifen waren Vettel und Webber noch immer schneller als die Konkurrenz auf den weichen Pneus. Kurz: Die beiden fahren in einer eigenen Liga. Vettel hatte allerdings Probleme mit dem letzten Sektor und musste sich Webber geschlagen geben. Wer von beiden beim Start vorne liegt, hat die besten Karten.
Red Bull fährt allen davon: Die Quali zum Nachlesen im Live-Ticker
Aussichten auf das Rennen
Hervorragend. Als Beleg nur eine Zahl: 2001. Denn seit neun Jahren hat in Barcelona immer derjenige gewonnen, der auch auf der Pole Position stand. Außerdem ist der Circuit de Catalunya ein Aerodynamik-Kurs - und der von Adrian Newey entwickelte RB6 passt hierher wie kein anderer Bolide. Wer oder was soll Red Bull also schlagen?
Ferrari, zum Beispiel. Denn während der Red Bull in den Kurven eine Klasse für sich ist, sind Webber und Vettel auf der Geraden eher Nachzügler. Neun Stundenkilometer büßten sie auf Fernando Alonso ein. Nur Rubens Barrichello, Heikki Kovalainen und Jarno Trulli waren noch langsamer. Dennoch: Unter normalen Umständen sollte Alonso nicht nah genug an Webber und Vettel herankommen, um diesen Vorteil zu nutzen. Unter normalen Umständen. Wenn es regnet, kann alles passieren. Und das ist nicht ausgeschlossen.
Stimmen vor dem Rennen
Sebastian Vettel: "Wir scheinen zwar in einer komfortablen Situation zu sein, müssen es aber erstmal im Rennen umsetzen. Denn wir wissen, wie schnell sich die Dinge ändern können. Deshalb müssen wir konzentriert bleiben. Heute war Mark vorne, doch ich hoffe, den Spieß umdrehen zu können. Es könnte schließlich etwas Regen geben."
Christian Horner (Teamchef): "Das war eine dominante Vorstellung von Red Bull. Ein Beweis für die überragende Leistung des Teams. Ein fantastisches Team-Ergebnis."
McLaren: Das ist schon viel Holz
Ausgangslage
Lewis Hamilton hat mit Startplatz drei das Beste aus dem McLaren herausgeholt. An den Red Bull führte kein Weg vorbei. Auch Jenson Button kann mit Platz fünf zufrieden sein. sky
Aussichten auf das Rennen
Wie geht man ein Rennen an, das man eigentlich nicht gewinnen kann? Genau: Man pfeift auf die Statistik und besinnt sich auf die eigenen Stärken. In Barcelona gewinnt immer der Pole-Sitter? Lewis Hamilton findet Startplatz drei mindestens genau so gut: "Wenn nicht sogar etwas besser: Denn der Weg bis zur ersten Kurve ist lang, man kann den Windschatten nutzen und überholen." So sein Plan. Und vermutlich auch seine einzige Hoffnung auf einen Sieg. Denn können sich die Red Bull absetzen, ist das Rennen gelaufen. Platz drei ist realistisch. Denn wie sagt Jenson Button: "Das ist eine riesige Lücke, viel Holz. Sehr viel mehr kann ich nicht dazu sagen. Diesen Abstand werden wir jedenfalls nicht so schnell aufholen."
Stimmen vor dem Rennen
Lewis Hamilton: "Red Bull ist absurd schnell. Ich bin aber dennoch hoch motiviert. Das Rennen ist eine andere Geschichte und unsere Geschwindigkeit ist meist besser als im Qualifying. Hoffentlich ist auch unsere Zuverlässigkeit besser als die von Red Bull."
Martin Whitmarsh (Teamchef): "Wir erwarten, dass wir im Rennen näher an Red Bull dran sind. Unsere beiden Weltmeister-Fahrer sind in der Lage unter Druck hervorragende Rennleistungen zu zeigen. Wir werden alles geben, um möglichst viele Punkte zu holen."
Ferrari: Die Scuderia Alonso
Ausgangslage
Fernando Alonso hat im Qualifying einmal mehr bewiesen, dass er zu den besten Fahrern der Formel 1 zählt. Platz vier ist eher ihm als dem Ferrari zuzuschreiben. Besonders eklatant ist der Zeit-Unterschied zu Teamkollege Felipe Massa. Der hat auf Rang neun sechs Zehntelsekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen und im Rennen schlechte Karten.
Aussichten auf das Rennen
Red Bull ist abgeschrieben, der Kampf um einen Podestplatz eröffnet. Das Problem bei der Scuderia: es fehlt der Abtrieb. Konnte man im schnellen ersten Sektor noch mithalten, verlor man vor allem im engen zweiten Abschnitt viel Zeit. Dennoch liegt Alonso nur knapp eine Zehntelsekunde hinter Lewis Hamilton. Der Grund: ein überragender Top-Speed. Der neue F-Schacht am Ferrari funktioniert offenbar hervorragend, auf der Geraden waren Alonso und Massa mit Abstand die schnellsten Piloten im Feld. Außerdem funktioniert der F10 in der Renn-Abstimmung meist besser, Alonso ist beim Heimspiel extrem motiviert und sollte sich mit Hamilton ein tolles Duell liefern können. Platz drei ist für ihn möglich.
Ferrari: 20.000 Dollar Strafe nach Fast-Unfall
Stimmen vor dem Rennen
Fernando Alonso: "Im Rennen sind wir hoffentlich näher an Red Bull dran. Im Renntrimm waren wir immer sehr stark. Unter normalen Bedingungen ist Red Bull aber der Favorit. Wenn man zwei oder drei Zehntel hinten ist, dann kann man noch hoffen. Aber bei mehr als einer Sekunde kann man nur hoffen, nicht zu weit weg zu sein. Dennoch sind wir zuversichtlich. Es gibt die Chance auf einen Podestplatz, die müssen wir ergreifen."
Stefano Domenicali (Teamchef): "Ein Team war unantastbar - die drei übrigen Top-Teams alle eng beieinander. Ob das auch im Rennen der Fall sein wird, müssen wir besonders im Hinblick auf die Leistung der Reifen abwarten. Die Punkte werden am Sonntag vergeben, und bevor wir vorschnell Schlüsse ziehen, ist es am besten, die karierte Flagge abzuwarten."
Mercedes: Es gibt viel zu tun
Ausgangslage
Michael Schumacher leistete sich im ersten Sektor seiner letzten schnellen Runde einen kleinen Fehler und verpasste damit möglicherweise einen besseren Startplatz. Dennoch schlug er mit Platz sechs erstmals Nico Rosberg. Der startet von Rang acht und kam mit dem neuen Mercedes nicht so gut zurecht wie Teamkollege Schumacher.
Aussichten auf das Rennen
Ernüchterung. So einfach lässt sich die Stimmung bei Mercedes zusammenfassen. Mit dem umfassenden Update des W01 wollte man näher an die Spitze heran kommen. Doch: "Wir haben uns zwar verbessert, andere haben sich aber mehr verbessert", fasst es Mercedes-Sportchef Norbert Haug zusammen. "Wir hatten uns nicht vorgestellt, dieses wichtige erste Rennen der Europa-Saison aus der dritten und vierten Reihe zu starten." Doch genau so ist es gekommen. Und so wird für Mercedes auch in Spanien nicht viel mehr möglich sein, als in den Rennen zuvor. Mit einer kleinen Veränderung: Nicht mehr Nico Rosberg holt das Optimum aus dem Silberpfeil heraus, sondern Michael Schumacher. Ziel wird es sein, so viele Punkte wie möglich zu holen und Fehler der Konkurrenz zu nutzen.
8400 Dollar: Schumacher zu schnell in der Boxengasse
Stimmen vor dem Rennen
Michael Schumacher: "Der Abstand zu Red Bull ist extrem groß. Wir brauchen nicht vom Podium zu reden. Wir haben vielleicht gut gearbeitet, aber nicht gut genug. Das wird ein sehr anstrengendes Rennen werden, bei dem man die Rückspiegel im Auge behalten muss."
Norbert Haug (Mercedes-Sportchef): "Für uns heißt dieses Ergebnis: Es gibt weiter viel zu tun und viel aufzuholen und genau daran arbeiten wir, so lange bis wir ganz vorne sind."