Die Premiere in Indien war mal wieder ein Triumphzug für Sebastian Vettel - aber sie war auch irgendwie anders. Mit der Kultur taten sich einige Piloten schwer. Nur Vettel hatte auch hier ein Heimspiel. Die Top 8.
Platz 8: Scheiße mit der Scheiße!
Sebastian Buemi hat Druck, jede Menge sogar. Er kämpft um seinen Verbleib bei Toro Rosso und kann im Endspurt der Saison alles gebrauchen, aber kein Pech. Doch genau das hatte er bei seinem Motorschaden in Indien im Überfluss.
Der Schweizer kämpfte sogar mit Tränen der Wut und Enttäuschung und brachte im "Blick"-Interview sein Dilemma mit ungewohnt deutlichen Worten auf den Punkt.
Er sagte: "Was soll ich denn tun? Ich gebe wirklich alles, aber wenn es das Schicksal einfach nicht will, bist du eben machtlos. Ich werde weiter pushen - auch wenn ich so viel Scheiße noch nie erlebt habe."
Danke für so viel Ehrlichkeit im sonst oft sterilen Formel-1-Umfeld!
Platz 7: Metallica-Fans völlig Gaga
Endlich schien die Formel-1-Musikoffensive "F1 Rocks" ihrem Namen einmal alle Ehre zu machen. Metallica. In Indien. "Master of Puppets" zum Anfassen! Da musste jeder indische Metalhead ja durchdrehen.
Ist er auch. Er hat nämlich nach der Verschiebung des Konzerts kurzerhand das technische Equipment zerlegt und somit für die komplette Absage des Gigs gesorgt. Dumm gelaufen, aber wenigstens zog Lady Gaga ihr Konzert am Sonntag planmäßig durch.
Ihre Fans waren etwas friedlicher drauf und auch total begeistert, als Frau Gaga ihre tollen neuen Designer-Kleider auf der Bühne angepriesen hat. Kaum auszudenken, was die Metallica-Fans gemacht hätten, wenn James Hetfield über Klamotten geredet hätte...
Platz 6: Brasilianischer Flügelsalat
Werden wir kurz mal sportlich. Nein, wir zerreißen uns jetzt nicht das Maul über die Dauerfehde zwischen Felipe Massa und Lewis Hamilton.
Wir haben uns vielmehr über die extreme Flexibilität des Frontflügels gewundert, der an der Nase von Massas Auto herumschlackerte. Ein neuer experimenteller Prototyp für 2012? Wohl kaum, sonst hätte ihn Ferrari nicht ungestraft im Rennen einsetzen können.
Ein Rätsel, das auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nicht lösen konnte - oder wollte. "Es hat sich nur dieser spezielle Flügel so merkwürdig verhalten. Wir müssen im Werk untersuchen, woran das lag", sagte der Teamchef und beteuerte, dass der Flügel auf jeden Fall genauso produziert wurde wie der an Fernando Alonsos Auto.
Böse Zungen hatten spekuliert, Ferrari habe den flexiblen, aber legalen Frontflügel von Red Bull zu kopieren versucht. Die Bullen hatten nämlich einen Teil eines ihrer Frontflügel in Monza verloren. Wenn der mal nicht doch in Maranello gelandet ist...
Platz 5: Vettel wechselt zu Pirelli
Könnte er zumindest, denn sein Lauf in dieser Saison beinhaltet jetzt auch, dass er schneller einen Reifen auf die Felge ziehen kann als der Pirelli-Motorsportchef persönlich.
Paul Hembery forderte den Weltmeister in Indien zum Duell und ging prompt baden. Er brauchte für den Arbeitsgang, den seine Mechaniker hundertfach an einem Wochenende absolvieren, 5:44 Minuten. Vettel war eine halbe Minute schneller.
"Paul und ich lagen lange eng beieinander. Zum Schluss ist mein Reifen aber schneller auf die Felge geflutscht und ich konnte meinen Vorsprung kontrollieren", sagte Vettel. Na dann...
Plätze 4-1: Bollywood in Heppenheim
Platz 4: Mr. Bean tröstet Bob Marley
Um Lewis Hamilton war in Indien schon wieder eine Menge los. Erst bestätigte er seine Trennung von Nicole Scherzinger, dann zeigte er sein neues Helmdesign inklusive Konterfei von Bob Marley vor, dann versöhnte er sich rührend mit seinem Vater - und schließlich holte er Mr. Bean als Verstärkung in seine Box.
Der hatte nach dem neuerlichen Crash im Rennen zunächst einen schreiend komischen Blick drauf, dann tröstete er seinen neuen Schützling auch noch mit den Worten: "Ich glaube, seine Zukunft ist rosig." Da wird sich Lewis sicher freuen.
Platz 3: Indisch für Anfänger
Kommen wir zum unbekannten Land, in das sich die meisten Fahrer und Teammitglieder begeben haben. Kaum jemand kannte Indien vorher, fast alle waren wie vor den Kopf gestoßen. Dabei ging es nicht nur um auf der Strecke streunende Hunde, fensterlose Reporterkabinen oder fensterlose Toiletten, die laut einem Journalisten bei den vielen Stromausfällen "das Pissen zum Russischen Roulette" machten. Es ging vor allem um die Lebensumstände.
Nico Rosberg fuhr mit weit geöffneten Augen in der Fahrrad-Rikscha durch die Stadt und sagte: "Ich habe es mir ganz anders vorgestellt, es ist erschreckend, so etwas zu sehen."
Er meinte die Armut, in der die meisten Menschen in Indien leben, ohne deshalb aber verzweifelt oder unglücklich zu sein. Ein Wesenszug, der den meisten Europäern verloren gegangen ist.
So sah es auch Sebastian Vettel: "Es ist gut, dass einem immer wieder gezeigt wird, wie gut es einem doch selbst geht. Trotzdem strahlten die Augen der Kinder keine Traurigkeit aus, sondern ihr Lachen wirkte echt. Materielle Dinge können nicht immer Glück kaufen."
Da wurde er beinahe poetisch, der Weltmeister. Aber er war immerhin einer der wenigen, die das Erlebte überhaupt in Worte fassen konnten. Und er war nicht ganz so pessimistisch wie Timo Glock, der die These aufstellte: "Auch wenn das Land aufstrebt - vielleicht wäre es besser gewesen, erst in etwa fünf Jahren hierher zu kommen."
Platz 2: McLaren macht krank
Die Liste der Krankheiten, gegen die man sich bei einer Reise nach Indien wappnen soll, liest sich nicht gerade entspannend: Tollwut, Malaria, Denguefieber, Cholera - sogar die Pest steht noch auf der Liste!
Aber keine Panik, liebe Angehörige des McLaren-Teams. Die vier Mechaniker, die am Wochenende ausfielen, hatten nur eine schnöde Grippe - zum Glück. Aber die Lage war für das Team immerhin so prekär, dass zwei Ersatzmänner aus England eingeflogen werden mussten.
"Seit der Budgetbegrenzung kann man kein Personal auf Reserve mit zu den Rennen nehmen. Aber wir haben in Großbritannien Standby-Personal für jede Position im Team", erklärte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh: "Sie sitzen immer auf gepackten Koffern und sind bereit für einen Anruf."
Platz 1: Love in Heppenheim
Noch einmal zurück zu Sebastian Vettel. Kein Wunder, dass er in Indien so gut zurechtkam, und auch kein Wunder, dass ihn die Inder nach seinem Sieg sofort ins Herz geschlossen haben. Immerhin hat das Land im Fernen Osten eine starke Sympathie für Vettels Heimatstadt Heppenheim.
Kein Witz! Dort haben die Filmstudios der gigantischen Bollywood-Maschinerie 2007 einen Film gedreht, weil sie die Kulisse an der hessischen Bergstraße so toll fanden. "RTL" hat einige Ausschnitte aus dem Streifen "Humraah - The Traitor" gezeigt und dazu den schönen Song "Love in Heppenheim" unterlegt.
Mit kurzen Ausschnitten geben wir uns aber nicht zufrieden. Wer also von Herzschmerz, Intrigen, indischer Liebes-Folklore, schönen Menschen, jeder Menge Schmalz und natürlich Heppenheim nicht genug bekommen kann, darf sich hier gerne die kompletten 90 Minuten reinziehen.
Gute Unterhaltung!
VIDEO: "Humraah, The Traitor" - der komplette Bollywood-Film
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