Der Monaco-GP ist ein irres Spektakel. Früher sogar noch irrer als heute. Von daher lohnt sich mal ein Blick in die Geschichtsbücher auf der Suche nach den verrücktesten Rennen, die das Fürstentum je gesehen hat. Hier die Top Ten in chronlogischer Reihenfolge mit allen Stars von Ayrton Senna und Alain Prost bis hin zu Michael Schumacher und Sebastian Vettel.
Monaco-GP 1965: Das Bad im Hafenbecken
Sieger: Graham Hill
Der Vater von Damon Hill ist heute noch bekannt unter dem Namen "Mr. Monaco". Der zweimalige Weltmeister hat in seiner Karriere nur 14 Formel-1-Rennen gewonnen, aber fünf davon in Monaco. Genauso viele wie Michael Schumacher.
1965 feierte er seinen wohl spektakulärsten Sieg. Er führte das Rennen klar an, als er einem mitten in der Hafenschikane liegen gebliebenen Auto ausweichen musste. Er schoss geradeaus in den Notausgang, musste aussteigen, das Auto eigenhändig zurückschieben und konnte dann erst weiterfahren. Trotz riesigen Rückstands holte er all seine Gegner noch ein und gewann nach 100 Runden souverän.
Noch spektakulärer als Hills Sieg war aber der Unfall des Australiers Paul Hawkins. Er verlor in der Hafenschikane die Kontrolle über seinen Lotus, flog über die Streckenbegrenzung und plumpste samt Auto ins Hafenbecken. Das Auto sank bis auf den Grund, aber Hawkins konnte zum Glück zu einem Rettungsboot schwimmen. Das Auto wurde später gehoben. Es war der zweite Abflug eines Autos ins Wasser nach Alberto Ascari 1955 - und bis heute der letzte.
Monaco-GP 1970: Diese verdammte letzte Kurve
Sieger: Jochen Rindt
Es war der zweite von sechs GP-Siegen des Österreichers und der erste seiner tragischen Titelsaison. Rindt startete nur von Platz acht, kam aber im Laufe des Rennens auch durch technische Defekte seiner Gegner bis auf Platz zwei nach vorne.
In Runde 61 von 80 hatte er neun Sekunden Rückstand auf den souverän führenden Jack Brabham. Doch Rindt legte in den letzten Runden einen unglaublichen Speed vor und holte Brabham tatsächlich noch ein. Nur überholen konnte er ihn nicht.
Als Brabham in der letzten Runde auf die Rascasse zufuhr, hatte Rindt sicher schon aufgegeben. Doch der Australier machte den unfassbaren Fehler, mit dem keiner mehr rechnen konnte, auch Rindt nicht. Brabham verbremste sich und rutschte in der allerletzten Kurve des Rennens geradeaus. Er schlug nicht an und konnte Rang zwei ins Ziel retten, aber den Sieg hatte er Rindt wenige hundert Meter vor der Ziellinie geschenkt.
Rindt gewann in dieser Saison noch vier weitere Rennen, verunglückte aber im Training zum Italien-GP in Monza tödlich. Er wurde posthum zum Weltmeister gekürt.
Monaco-GP 1982: Das irrste Finish aller Zeiten
Sieger: Riccardo Patrese
Bis zwei Runden vor dem Ziel sah Alain Prost wie der sichere Sieger aus. Er führte in seinem Renault haushoch, als Regen einsetzte. Aus der Hafenschikane heraus trat Post zu heftig aufs Gas und warf das Auto in die Leitplanken. Eigentlich schon dramatisch genug, aber da ging es erst los.
Riccardo Patrese hatte die Führung geerbt, kam aber nur bis in die vorletzte Runde, bevor er sich in der Loews-Kurve drehte. Die Führung ging an Didier Pironi, dessen Ferrari allerdings in der letzten Runde im Tunnel ohne Benzin liegen blieb.
Nun wäre Andrea de Cesaris mit der Führung an der Reihe gewesen, aber auch sein Auto strandete ohne Benzin. Nächster virtuell Führender war Derek Daly, der sein Auto unglaublicher Weise nach einem Unfall ohne Heckflügel in Richtung Ziel schleppte. Aber auch er blieb wenige hundert Meter vor dem Ziel ohne Benzin liegen.
So kam letztlich wieder Patrese ins Spiel, dessen Auto bei dem Dreher in der Loews nicht beschädigt wurde. Streckenposten schoben ihn an und er konnte, während er bergab rollte, den Motor wieder starten.
Er konnte das Rennen fortsetzen und sein Glück kaum fassen, als er nach fünf Führungswechseln in den letzten beiden Runden als Sieger abgewunken wurde.
Monaco-GP 1984: Die Geburt des Ayrton Senna
Sieger: Alain Prost
Regen in Monaco, der Rennstart muss um 45 Minuten verschoben werden. Als es losgeht, liegt Prost schnell in Führung und kann sich im McLaren nach dem Ausfall von Nigel Mansell weit vom Rest des Feldes absetzen.
Doch von Startplatz 13 aus kommt ein gewisser Senna im Toleman furios auf und übernimmt in Runde 19 Position zwei, eine halbe Minute hinter Prost. Er holt mit riesigen Schritten auf und droht, den Franzosen aufzuschnupfen und seinem ersten GP-Sieg entgegen zu fahren.
Prost weiß das und gestikuliert aus dem Auto heraus wild in Richtung Rennleitung, sie möge das wegen des starken Regens beinahe irreguläre Rennen doch endlich abbrechen. In Runde 31 tut sie ihm den Gefallen und erklärt ihn zum Sieger.
Senna wird die Chance geraubt, seinen ersten Sieg zu feiern, und er ist stinksauer. Wie übrigens auch der Deutsche Stefan Bellof. Der war vom letzten Startplatz aus bis auf Rang drei gefahren und zum Zeitpunkt des Abbruchs sogar schneller unterwegs als Senna. Auch er hätte der Held des Tages werden können.
Für Prost folgte das dicke Ende dieses von ihm zum Teil provozierten Abbruchrennens am Saisonende. Er bekam für seinen Sieg nur die halben WM-Punkte, also 4,5 statt 9. Letztlich verlor er den WM-Titel gegen Niki Lauda um einen halben Punkt.
Monaco-GP 1988: Sennas größter Fehler
Sieger: Alain Prost
Ayrton Senna gewann den Monaco-GP sechs Mal - Rekord. 1987 zum ersten Mal, dann fünfmal in Folge zwischen 1989 und 1993. 1988 verlor er ihn - und zwar auf hochgradig dramatische Weise.
Es war das Jahr totaler McLaren-Überlegenheit. Senna holte die Pole mit 1,4 Sekunden Vorsprung vor Teamkollege Alain Prost. Der Dritte Gerhard Berger war weitere 1,2 Sekunden langsamer. Am Start fiel Prost jedoch hinter Berger zurück und steckte dort 54 Runden lang fest.
Perfekt für Senna, der bis dahin fast eine Minute Vorsprung herausfahren konnte. Als Prost frei fahren konnte, war er schneller als Senna. Er hätte den Brasilianer zwar nie mehr einholen können, aber er kratzte an dessen Stolz. Senna wollte die Rundenzeiten von Prost trotz des riesigen Vorsprungs kontern.
Dabei übertrieb er es allerdings und warf sein Auto elf Runden vor dem Ziel in die Leitplanken - den sicheren Sieg vor Augen. Während Prost gewann, kehrte Senna nicht in die Box zurück oder nahm an der Siegerehrung teil. Nein, er verschwand direkt von der Unfallstelle in sein Apartment in der Stadt.
Teil 2: Die chaotischsten Rennen der Neuzeit
Monaco-GP 1992: Das breiteste Auto der Welt
Sieger: Ayrton Senna
1992 war das Jahr des Nigel Mansell. Als er nach Monaco kam, hatte er alle fünf vorherigen Rennen gewonnen. Auch in Monaco konnte ihn niemand gefährden. Er führte souverän.
Sennas McLaren war gegen den Williams von Mansell eigentlich chancenlos. In Runde 60 wäre er bei einem Unfall von Michele Alboreto sogar beinahe ausgeschieden. Er hatte aber Glück im Unglück und verlor nur rund zehn Sekunden.
In Runde 71 wurde es dann dramatisch. Mansell musste an die Box, weil sich eine Radmutter gelöst hatte. Er verlor die Führung an Senna, holte mit frischen Reifen die fünf Sekunden Rückstand aber rasant auf.
In den letzten vier Runden klebte er im Heck des eigentlich völlig unterlegenen McLaren von Senna. Aber der Brasilianer machte sich so breit, dass Mansell, obwohl er es in fast jeder Kurve versuchte, keinen Weg vorbei fand. Am Ende gewann Senna mit 0,2 Sekunden Vorsprung.
Monaco-GP 1996: Es kann nur einen geben
Sieger: Olivier Panis
22 Autos nahmen das Rennen bei noch nasser, aber abtrocknender Strecke auf, drei kamen ins Ziel. Einer der ersten, die ausschieden, war Michael Schumacher. In seinem ersten Ferrari-Jahr hatte er eine gute Chance, das erste Rennen für die Scuderia zu gewinnen. Er lag auf Rang zwei hinter Damon Hill, als er in der Kurve vor dem Tunnel auf den Randstein kam und in die Leitplanke rutschte. Das war's.
Es sah lange Zeit nach einem sicheren Sieg für Hill aus, doch nach 40 Runden fiel er mit mehr als 30 Sekunden Vorsprung wegen technischer Probleme aus. Nun führte Jean Alesi ebenso deutlich vor Olivier Panis im überraschend starken Ligier. Doch nach 60 Runden war auch Alesis Rennen mit gebrochener Radaufhängung vorbei.
Panis führte plötzlich und fuhr seinen einzigen Formel-1-Sieg nach Hause. Nachdem hinter ihm Eddie Irvine, Mika Salo und Mika Häkkinen in einem klassischen Auffahrunfall kurios ausgeschieden waren, blieben hinter Panis nur noch David Coulthard und Johnny Herbert übrig. Heinz-Harald Frentzen beendete das Rennen an vierter Stelle liegend an der Box.
Monaco-GP 2004: Zwei Männer im Tunnel
Sieger: Jarno Trulli
Trulli feierte seinen einzigen F-1-Sieg in einem Rennen voller Kleinholz. Es ging schon in der dritten Runde los, als an Takuma Satos BAR der Motor so spektakulär platzte, dass er einen ganzen Streckenabschnitt vernebelte.
Die Folge war das Auffahren von Giancarlo Fisichella auf das Heck des fast stehenden David Coulthard. Fisichella hatte nichts gesehen, prallte voll auf das Heck des McLaren und flog durch die Luft. Zum Glück blieben alle unverletzt.
Der nächste Akt der Crash-Orgie war der Unfall von Fernando Alonso, der seinen Renault beim Versuch, Ralf Schumacher im Tunnel zu überrunden, in die Leitplanken warf. Das Safety-Car kam auf die Strecke und alle kamen an die Box, außer Michael Schumacher. Sein Plan war, von der Spitze weg einige schnelle Runden zu drehen und so nach seinem letzten Boxenstopp vor Jarno Trulli zurück auf die Strecke zu kommen.
Ob das geklappt hätte, werden wir nie erfahren, denn Schumacher bremste vor dem Restart im Tunnel so hart ab, um die Bremsen aufzuheizen, dass Juan Pablo Montoya hinter ihm nicht mehr reagieren konnte und Schumacher in die Leitplanken schob. Was für ein Bild, als Schumacher mit abgeknicktem Vorderrad aus dem Tunnel auftauchte!
Trulli rettete den Sieg knapp vor Jenson Button ins Ziel.
Monaco-GP 2006: Der parkende Schumacher
Sieger: Fernando Alonso
An diesem Wochenende war Schumacher innerhalb von nur 24 Stunden erst Mr. Hyde und dann Dr. Jekyll. Im Qualifying ging es zwischen ihm und WM-Rivale Fernando Alonso in den letzten Minuten um die Pole-Position. Schumacher führte, hatte aber noch einige Konkurrenten im Nacken, die ihn hätten schlagen können.
Was machte er? Er parkte seinen Ferrari nach einem vermeintlichen Fahrfehler in der engen Rascasse und sorgte somit dafür, dass niemand mehr seine Zeit verbessern konnte. Die Freude über die Pole währte aber nur wenige Stunden. Die Rennleitung unterstellte Schumacher - wohl nicht ganz zu Unrecht - Absicht und versetzte ihn auf den letzten Startplatz.
Von dort aus zeigte Schumacher am nächsten Tag eine der spektakulärsten Aufholjagden der Monaco-Geschichte. Er kam auf der Strecke, auf der man eigentlich nicht überholen kann, dank einer Einstopp-Strategie noch bis auf Rang fünf nach vorne. Fast hätte er sogar Rubens Barrichello den vierten Platz nach abgejagt.
An der Spitze holte sich Alonso im Kampf gegen Kimi Räikkönen seinen ersten von zwei Monaco-Siegen. Am Ende der Saison wurde Alonso zum zweiten Mal Weltmeister.
Monaco-GP 2011: Der Reifenpoker des Sebastian Vettel
Sieger: Sebastian Vettel
Das Wochenende war schon vor dem Rennen dramatisch, da Sergio Perez im Qualifying ausgangs des Tunnels einen heftigen Unfall hatte, der schmerzvoll an den Crash von Karl Wendlinger 1994 erinnerte. Der Österreicher lag damals drei Wochen im Koma, Perez musste dank deutlich verbesserter Sicherheit zum Glück nur ein Rennen aussetzen.
Im Rennen sah erst alles nach einem in dieser Saison üblichen lockeren Sieg für Sebastian Vettel aus. Ein Fehler beim Boxenstopp warf ihn zwar zwischenzeitlich hinter Jenson Button zurück, aber er war nach dessen zweitem Boxenstopp schon wieder vorne, als Felipe Massa und Lewis Hamilton einen Crash provozierten und dadurch das Safety-Car auf die Strecke brachten.
Vettel entschied sich gegen den Rat seines Teams, draußen zu bleiben und zu versuchen, das Rennen auf seinem Reifensatz zu Ende zu fahren - das wären insgesamt 62 Runden gewesen. Während Vettel also eine Einstopp-Strategie versuchte, schlossen Fernando Alonso mit einer Zweistopp- und Button mit einer Dreistopp-Strategie rasant auf. Klar, ihre Reifen waren ja viel frischer.
In Runde 62 waren beide dran und versuchten im Doppelpack, den deutlich langsameren Vettel in einen Fehler zu hetzen. Doch der machte keinen und wurde dafür mit dem Glück belohnt, dass nach einem heftigen Massencrash in der Schwimmbad-Passage das Rennen sieben Runden vor Schluss unterbrochen wurde.
Es wurde zwar noch einmal für einen Sprint zum Ziel neu gestartet, aber Vettel durfte zwischendurch neue Reifen aufziehen und konnte so seinen ersten Monaco-Sieg ins Ziel retten. Ob er es auch auf den alten Reifen geschafft hätte? Er behauptete danach, ja. Alonso bezweifelte das.
Rennkalender: Alle Rennen der Saison 2012
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