Seit nunmehr 20 Jahren spielen die großen Münchner Rivalen FC Bayern und TSV 1860 nicht mehr in einer Liga. Wie überlebt das traditionsreichste Stadtderby Deutschlands dennoch?
Eigentlich wollen die Fans des TSV 1860 überhaupt gar nichts mehr mit dieser Allianz Arena neben dem Müllberg am Fröttmaninger Autobahnkreuz zu tun haben. Nach dem Totalabsturz von 2017 durften sie endlich zurück in ihre wahre Heimat Giesing, zurück ins Grünwalder Stadion, das sie wie selbstverständlich Sechzger Stadion nennen, obwohl es ihnen gar nicht gehört.
Präsent sind die Löwen in der Allianz Arena aber dennoch bis heute. Und zwar dann, wenn die erfolgsverwöhnten Fans des FC Bayern an ihren tief gefallenen, drittklassigen, von internen Streitereien zerfressenen Stadtrivalen denken. Ein würziges "Scheiß 1860" gehört genauso zum etablierten Gesangs-Repertoire wie das wunderbar melodische Lied von den Giasinga Bauern, die mit der S-Bahn aufs Land fahren - lautstark zu hören beispielsweise beim letzten Heimspiel dieser Saison gegen den VfL Wolfsburg. Manchmal gibt es auch ein 1860-Logo im Fadenkreuz zu sehen. Beziehungsweise, um genau zu sein: ein 1859-Logo. Nur nicht die verbotene Zahl zeigen!
"Das ist natürlich geil", ruft Christian Jung im Gespräch mit SPOX und lacht fast schon triumphal. Jung schreibt für das Portal sechzger.de, seinen Löwen folgte er schon in der Bayernliga mit der S-Bahn und im Europapokal mit dem Flugzeug. Die Häme der Bayern-Fans erachtet er als Anerkennung: "Es ist Wahnsinn, dass wir immer noch so eine Bedeutung für sie haben. Während sie um Europas Fußball-Krone kämpfen, beschäftigen sie sich mit unserem abgestürzten Chaosverein."
Ob es richtig ist, dem sportlich längst bedeutungslosen Rivalen eine solche Aufmerksamkeit zu schenken, darüber gibt es auch unter Bayern-Fans verschiedene Meinungen. "Ich persönlich finde es ganz nett, ein bisschen gegen die Blauen zu schießen, wenn das Spiel sportlich gerade langweilig ist", sagt Alexander Salzweger zu SPOX. Salzweger ist Sprecher der Fanvereinigung Club Nr. 12. "Andere fragen aber auch: 'Warum arbeiten wir uns an diesen Bauern ab?'"