Emre Can befindet sich beim BVB seit einiger Zeit im Formtief und steht damit sinnbildlich für die sportliche Krise von Borussia Dortmund. Wie lange kann es sich Trainer Edin Terzic noch leisten, auf den Nationalspieler zu setzen?
Der eine oder andere dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als der DFB vor knapp eineinhalb Monaten die Mitteilung zur Wahl des Nationalspielers des Jahres veröffentlichte. Gewiss, das deutsche Nationalteam hat sich 2023 nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, einige Lichtblicke - sei es etwa Florian Wirtz, der seine starken Leistungen in Leverkusen zumindest in Teilen ins DFB-Dress hinübertransportieren konnte, ein vor allem zur Jahresmitte gut aufgelegter Leroy Sané oder Top-Torjäger Niclas Füllkrug - gab es aber dann doch.
Überraschenderweise erhielt jedoch keiner der Genannten den Zuschlag. Stattdessen wählten die Fans mit einer deutlichen Mehrheit von 64,4 Prozent Emre Can zum "Nationalspieler des Jahres 2023". Überraschenderweise deshalb, weil sich die Statistiken des 30-Jährigen im DFB-Dress nicht sonderlich außergewöhnlich lesen. 412 von 990 möglichen gespielten Minuten, sechs von elf Spielen, kein Tor, keine Vorlage sowie eine Bilanz von zwei Siegen bei vier Niederlagen stehen zu Buche - keine preisverdächtigen Zahlen.
Dass dahinter mehr Spaß als Ernst steckte wurde allerdings schnell ersichtlich. Denn kurz nach Start der Online-Abstimmung auf der Website des DFB hatten zwei deutsche Twitter-User mit größerer Reichweite unter den sportaffinen Usern spaßeshalber zur Wahl des Dortmunders aufgerufen. Schon nach wenigen Stunden hatte der Defensivspieler den bis dahin führenden Füllkrug hinter sich gelassen, bis zum Ende der Abstimmung vergrößerte sich der Vorsprung dann immer weiter.
Can nahm die Auszeichnung mit einem Augenzwinkern entgegen. "Wenn aus Spaß Ernst wird... Freue mich trotzdem und hey, gegen Belgien und Frankreich war auch ganz gut", schrieb der BVB-Profi auf Instagram. Und auch wenn der Wahl letztlich keine allzu große Bedeutung zugeschrieben werden sollte, so war doch die Absicht zu erkennen, den Mittelfeldspieler auf den Arm nehmen und ihn für seine überwiegend mauen Leistungen in der Nationalmannschaft tadeln zu wollen. Ironischerweise beschreibt das die Lage, in der sich Can im Moment beim BVB befindet, ebenfalls recht treffend.