Galatasaray-Direktor Fatih Demireli im Interview: "Dann hat es 'Bäng' gemacht und ich lag am Boden"

Nino Duit
23. März 202308:12
2015 interviewte Fatih Demireli Kaan Ayhan für SPOX, 2023 lotste er ihn zu Galatasaray.imago images
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Bis Oktober hat Fatih Demireli für SPOX geschrieben, jetzt ist er Direktor bei Galatasaray. Im Interview erzählt der 39-jährige Münchner, wie es zu seinem kuriosen Wechsel kam und was seine aktuellen Aufgaben sind.

Demireli arbeitete von 2010 bis 2016 und dann nochmal von 2021 bis 2022 für SPOX, dazwischen gab er das Sport-Magazin Socrates heraus. Sein Arbeitsplatz war stets nicht nur mit reichlich Energy-Drink-Dosen bestückt, sondern auch mit Galatasaray-Devotionalien. Nun trägt er das Logo seines Lieblingsklubs als Director of Research & Development auf der Brust.

Nach etwa vier Monaten im neuen Job hat Demireli schon viel zu berichten. Wie Dries Mertens seine Kollegen zum Lachen zwang beispielsweise. Oder wie er Kaan Ayhan acht Jahre nach einem ersten Treffen im Rahmen eines SPOX-Interviews von US Sassuolo zu Galatasaray lotste - und im Zuge dessen einen Stuhl zerstörte.

Fatih, normalerweise duzen wir in Interviews nicht - aber bei Dir geht es nicht anders. Mit einer Unterbrechung hast du von 2010 bis 2022 für SPOX geschrieben und am 13. Oktober in deinem letzten Artikel noch die Probleme von Juventus Turin analysiert, seitdem arbeitest du in der Führung von Galatasaray. Wie kam dieser Wechsel zustande?

Fatih Demireli: Es war auch für mich sehr überraschend. Ich hatte schon immer einen sehr, sehr guten Draht zum türkischen Fußball und insbesondere zu Gala. Der Wechsel lief aber über Leute, die ich davor gar nicht kannte. Dazu muss man ein paar allgemeine Hintergründe kennen.

Nur zu!

Demireli: Der deutsche Fußball hat in der Türkei ein sehr hohes Standing. Deutsche Klubs dienen türkischen in Sachen Organisation als Vorbild. Deutsche Trainer wie Jupp Derwall, Karl-Heinz Feldkamp, Christoph Daum oder Jogi Löw haben bei ihren Stationen in der Türkei einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Dafür mussten sie nicht mal sportlichen Erfolg haben. Derwall hatte bei Gala anfangs beispielsweise überhaupt keinen Erfolg. Man hat aber trotzdem an ihm festgehalten. Später hat er Titel gewonnen, heute gilt er als eine der größten Legenden des türkischen Fußballs.

Und damit zu Dir.

Demireli: Mit dieser Historie im Hinterkopf hat Galas sportliche Führung nach Input gesucht. Dabei sind sie auf mich gestoßen und haben mich bei verschiedensten Themen um Rat gebeten. Ich habe Möglichkeiten aufgezeigt und meine Meinung gesagt. Der Austausch wurde mit der Zeit immer intensiver. Für mich wurde es dadurch schwieriger, den Spagat zwischen journalistischer Distanz und dieser beratenden Tätigkeit zu schaffen. Letztlich wollten sie mehr von mir als ich nebenher leisten konnte. Also haben sie mir eine feste Stelle angeboten.

Bei welchen Themen wurdest Du konkret um Rat gefragt?

Demireli: Als erstes ging es um Personal. Der Trainer hat einen Co-Trainer mit Kompetenzen im Scouting und im Nachwuchsfußball gesucht und mich gefragt, ob ich Ideen hätte. Ich habe Moritz Volz als Co-Trainer und Marco Pezzaiuoli als Nachwuchschef vorgeschlagen, die letztlich beide verpflichtet wurden. Bisher machen sie sich in ihren neuen Rollen sehr gut.

Fandest Du es merkwürdig, dass sich Galatasaray diesbezüglich an einen Journalisten wendet?

Demireli: Nein. Ich finde es immer vernünftig, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich zu fragen: Wie machen das andere Ressorts? Das ist auch nicht neu. Jürgen Klinsmann hat sich bei Hockey-Trainer Bernhard Peters Inspiration gesucht, Julian Nagelsmann tauscht sich regelmäßig mit dem hauseigenen Basketball-Trainer Andrea Trinchieri aus. Bei RB Leipzig arbeitet der ehemalige SportBild-Reporter Florian Scholz in einer geschäftsführenden Funktion.

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