Nach der Hinspiel-Niederlage in der Relegation gegen Holstein Kiel herrschte Frust und Enttäuschung beim 1. FC Köln. Der Abstieg hätte gravierende Folgen für den Klub.
Nach Feiern war Jonas Hector an seinem 31. Geburtstag rein gar nicht zumute - und das hatte keineswegs mit den grauen Wolken zu tun, die am Donnerstag über dem Geißbockheim aufzogen. Die Enttäuschung über dieses bittere 0:1 (0:0) am Vorabend im Relegations-Hinspiel gegen Holstein Kiel saß tief beim Kapitän des 1. FC Köln, der Abstieg des Traditionsklubs rückt bedrohlich nah.
Hectors Frust entlud sich am Mittwoch zunächst bei hitzigen Diskussionen mit Schiedsrichter Felix Zwayer und später beim TV-Interview mit DAZN, als er sich über "Scheißfragen" echauffierte und schließlich sauer in die Kabine stapfte.
Die lästige Pflicht, als Fußballprofi für Interviews nach einem Spiel bereitzustehen, war aber nur ein Grund für Hectors Zorn - der FC hatte auch auf dem Platz nichts gezeigt, was für bessere Stimmung hätte sorgen können. In der ersten halben Stunde war der Zweitligist aus Kiel die bessere Mannschaft, und als Köln dann doch das Kommando übernahm, schlug Holstein durch Simon Lorenz (59.) zu, der nur 20 Sekunden vorher eingewechselt wurde.
Köln war nicht mehr in der Lage zu kontern - und nun bleiben nur drei Tage, um die richtigen Lehren aus dieser Niederlage zu ziehen. Schon am Samstag (18.00 Uhr/DAZN) kommt es in Kiel zum zweiten Duell, der Zweitligist kann dabei auf die Unterstützung von 2350 Fans zählen, die ins Stadion dürfen.
Funkel: "Haben jetzt erst Halbzeit"
FC-Trainer Friedhelm Funkel gab sich trotz des ersten Dämpfers optimistisch. "Wir haben jetzt erst Halbzeit", sagte er: "Es ist noch nichts entschieden, aber im Rückspiel müssen wir die Kieler vor mehr Probleme stellen."
Wie das gelingen soll, darüber wird sich Funkel in den wenigen Tagen Gedanken machen. Die größte Baustelle bleibt die Offensive. Stürmer Sebastian Anderson plagen große Knieprobleme, der Schwede kann nicht beschwerdefrei auflaufen und braucht zwischen Einsätzen immer längere Ruhephasen. Alternativen bietet der Kölner Kader nicht, so musste Defensivspieler Hector im Sturmzentrum auflaufen.
Selbst der 67-jährige Funkel gab zu, dass er mit solchen personellen Problemen in seiner langen Trainerlaufbahn bislang kaum umgehen musste. Dies liegt auch daran, dass Sport-Geschäftsführer Horst Heldt mit seinen Verpflichtungen größtenteils danebenlag. Unter anderem die Angreifer Tolu Arokodare oder Emmanuel Dennis spielen in Funkels Plänen keine Rolle, beide standen in der Relegation nicht mal im Kader.
Diese Themen sollen zumindest bis Samstag im Hintergrund bleiben - alles wird dem großen Ziel Klassenerhalt untergeordnet. Der siebte Abstieg hätte womöglich gravierende Folgen, schon jetzt ächzt der Verein unter der Coronapandemie, und in der 2. Liga wird deutlich weniger Geld verdient.
Heldt betonte immer wieder, dass "alles ständig" auf dem Prüfstand sei. Dies betrifft also auch seine fehlerhafte Kaderplanung, schon jetzt gibt es immer wieder Kritik an dem Sportboss.
Derlei Probleme hat Holstein nicht, Kiel fühlt sich in der Rolle des Underdogs sichtlich wohl und hat deutlich weniger zu verlieren. "Ich bin hochzufrieden", sagte Trainer Ole Werner, der mit seinem Team der erste Bundesligist aus Schleswig-Holstein werden könnte: "Wir wissen um die Schwere der Aufgabe und werden heiß bleiben."