Die beeindruckende Erfolgsserie des Hamburger SV ist im hitzigen Stadtderby gerissen. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter unterlag in Unterzahl beim FC St. Pauli deutlich mit 0:3 (0:0) und muss nach zuvor sechs Spielen ohne Niederlage um die Tabellenführung in der 2. Bundesliga bangen. Darmstadt 98 kann schon mit einem Unentschieden beim Karlsruher SC am Samstag (13.00 Uhr) vorbeiziehen.
St. Pauli beendete durch die Tore von Eric Smith (61.), Marcel Hartel (74.) und David Otto (89.) eine Serie von sieben Spielen ohne Sieg. Dabei profitierten die Gastgeber von der frühen Roten Karte gegen HSV-Kapitän Sebastian Schonlau (28., Notbremse). "Wir hatten nicht unsere beste Phase in dieser Saison. Wir machen gegen den Spitzenreiter drei Tore. Besser geht es nicht", sagte der Sportliche Leiter Andreas Bornemann anschließend bei Sky: "Das genießen wir heute."
Für Daniel Heuer Fernandes war die Niederlage "sehr ärgerlich". Die Rote Karte habe "das Spiel verändert", so der HSV-Torhüter: "Es tut weh." Trainer Tim Walter erklärte: "Ich finde trotzdem, dass wir versucht haben, unsere Farben würdig zu vertreten und Gas zu geben. Dass es mit zehn Mann nicht einfach wird hier, ist auch klar, aber wir haben nie aufgegeben. Von daher ist es natürlich sehr, sehr bitter, dass man ein Derby verliert.2
Im Tabellenkeller hat die SpVgg Greuther Fürth beim 2:2 (1:0) gegen Hansa Rostock einen Befreiungsschlag verpasst. Branimir Hrgota (20.) und Ragnar Ache (60.) trafen für den Bundesligaabsteiger. Lukas Fröde (57.) und Ryan Malone (90.+3, Foulelfmeter) glichen aber aus. Bei den Gästen sah John Verhoek noch Gelb-Rot (62., wiederholtes Foulspiel).
Trotz der ungünstigen Voraussetzungen vor der Begegnung wollte Pauli-Trainer Timo Schultz von der Außenseiterrolle nichts wissen. "So ein Derby kannst du vom Rest der Saison ausklammern", sagte Schultz und versprach "viel Kampf mit offenem Visier". Sein Team legte entsprechend mutig los. Kapitän Jackson Irvine köpfte im Anschluss an eine Ecke nach nur 47 Sekunden knapp drüber.
Danach übernahm aber der Favorit vor 29.205 Zuschauern am Millerntor das Kommando. Beim ersten gefährlichen HSV-Abschluss durch Ludovit Reis war aber Torhüter Nikola Vasilj zur Stelle (11.). Die Gastgeber standen tief, lauerten aber auf Umschaltmomente und hatten die große Chance zur Führung: Etienne Amenyido scheiterte aber am stark reagierenden Fernandes (15.).
HSV: Schonlau sieht die Rote Karte
Nach der ansehnlichen Anfangsphase wurde die Begegnung immer hektischer, viele Fouls und schnelle Ballverluste prägten das Geschehen. Der HSV tat sich schwer, seine größeren spielerischen Fähigkeiten auf den Platz zu bringen.
Nach einem langen Abschlag von Vasilj war die Innenverteidigung der Gäste indisponiert. Schonlau schubste den enteilten Amenyido und sah von Schiedsrichter Deniz Aytekin die Rote Karte. Der HSV spielte trotz Unterzahl weiter nach vorne, doch St. Pauli hatte nun mehr Räume. Igor Matanovic hätte bei seinem Pfostentreffer fast für die Pausenführung des Außenseiters gesorgt (44.).
St. Pauli erhöhte zu Beginn des zweiten Durchgangs den Druck. Leart Paqarada verzog aber zweimal (54., 60.). Smith traf dann per Kopf nach einem Eckball. Die Begegnung wurde noch hitziger, bei einer Rudelbildung in der 68. Minute waren sogar beide Torhüter beteiligt. Hartel sorgte dann mit seinem dritten Saisontor für die Entscheidung, Otto legte noch einen drauf.