Die DFL plant, die Montagsspiele in der 2. Liga zur Saison 2021/22 abzuschaffen - eine gute oder schlechte Entscheidung? Das Pro und Contra der SPOX-Redakteure Jochen Tittmar und Kerry Hau.
Von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar
Nach dann 28 Jahren keine Montagsspiele mehr in der 2. Liga - definitiv eine Entscheidung, an die man sich als handelsüblicher Fußballkonsument gewöhnen werden muss.
Ich finde den Plan der DFL allerdings gut, denn: Geht es hier um den handelsüblichen Fußballkonsumenten, der auch am ersten Tag der Woche gemütlich auf dem Sofa sitzend sein bevorzugtes Entertainment nach Hause geliefert bekommt, oder geht es vielmehr um die (aktiven) Fans, die auch tatsächlich den Arsch hochkriegen und sich montags ins Stadion begeben?
Für mich ist klar: Es geht um die aktiven Fans. Denn allein schon das Argument, das Montagsspiel der 2. Liga sei ein deutsches Alleinstellungsmerkmal, wird ja bei einem kurzen Blick auf den internationalen Spielkalender an diesem Tag schnell entkräftet. England, Spanien, Italien - überall wird montags gekickt und das hat der Attraktivität des deutschen Montagsspiels in all den Jahren weder geschadet noch geholfen.
Mich freut vor allem, dass der - wohlgemerkt deutschlandweite! - Protest der Fanszenen Gehör gefunden und nach Jahren der abgebrochenen Dialoge zwischen Verband und Fans tatsächlich eine Änderung herbeigeführt hat.
Da ist es für mich überspitzt formuliert beinahe schon nebensächlich, welche Änderung dies nun genau betreffen wird. Der Protest der Fans richtet sich ja vor allem auch gegen die grundsätzlichen Entwicklungen im Fußball - wie unter anderem eben gegen die Zerstückelung der Spieltage.
Dass die Anstoßzeiten in Deutschlands Profiligen in der jüngeren wie auch älteren Vergangenheit immer wieder verändert wurden, ist zwar keineswegs ein neues Phänomen. In der Gegenwart herrscht jedoch nicht nur bei aktiven Fans, sondern auch bei vielen am Fußball stark interessierten Zuschauern schlicht eine Übersättigung von dieser Sportart vor.
Lediglich das Argument heranzuziehen, die Fans protestieren gegen Spiele an Wochentagen und zu lange Anfahrtswege, greift deshalb zu kurz. Es geht ihnen darum, den scheinbar unaufhaltsamen Ausverkauf ihres Lieblingssports zu stoppen.
Jedes Einknicken der Entscheidungsträger ist in meinen Augen daher ein gutes Zeichen und eine Bestätigung dafür, dass solch flächendeckend lautstarken Meinungsäußerungen Deutschlands aktiver Fanszenen nicht übergangen werden sollten.
Von SPOX-Redakteur Kerry Hau
Ich bin ehrlich: Als neutraler Betrachter hält sich meine emotionale Bindung zur 2. Liga in Grenzen. Das liegt nicht daran, dass mich der Wettbewerb nicht interessiert. Im Gegenteil: Ich mag den Jahr für Jahr spannenden Kampf um Auf- und Abstieg und bin immer wieder aufs Neue darüber begeistert, wie viele Zuschauer das deutsche "Unterhaus" im Vergleich zu anderen 2. Ligen in Europa anlockt.
Das Problem: Mein Fußball-Wochenende ist schlichtweg vollgepackt mit Spielen aus der Bundesliga und anderen internationalen Spitzenligen.
Gerade der Samstag und der Sonntag machen mich schnell satt, hin und wieder sogar zu satt. Umso bedauerlicher und verwunderlicher finde ich, dass die DFL zur Saison 2021/22 das Montagsspiel abschaffen und durch eine Partie am Samstagabend um 20.15 Uhr ersetzen will. Die 2. Liga würde dadurch nicht nur ein langjähriges nationales Alleinstellungsmerkmal, eine langjährige Tradition verlieren, sondern die Aufmerksamkeit von Fernsehzuschauern wie mir.
Denn wenn ich einmal auf die Idee komme, mir ein Spiel der 2. Liga in voller Länge anzusehen, dann am weitgehend fußballfreien Montag. Samstagabends um 20.15 Uhr habe ich mich nach einem langen Bundesliga-Nachmittag hingegen meist schon gedanklich vom Fußball verabschiedet.
Natürlich käme die geplante Spielverlegung in erster Linie den Fans der Auswärtsmannschaften entgegen. Ich habe vollstes Verständnis für sie. Wer nimmt schon gerne nach einem Arbeitstag eine weite, durch hohes Verkehrsaufkommen mühselige Reise auf sich - oder sogar komplett frei?
Allerdings finde ich es falsch, das Interesse aller Fans nur auf die Auswärtsfahrer herunterzubrechen. Dann müsste man meiner Meinung nach auch oder fast sogar eher die beiden Spiele am Freitagabend um 18.30 Uhr canceln. Denn seien wir ehrlich: Kein normaler Büroarbeiter schafft es an einem Freitag, selbst wenn er früher Feierabend macht, rechtzeitig von Köln nach Regensburg oder von Paderborn nach Hamburg.
Die DFL sollte ihr Vorhaben daher überdenken. Warum passt sie den Spielplan in Zukunft nicht so an, dass jeden Montag wieder ein echtes Topspiel, im besten Fall ein Spiel mit Derbycharakter steigt? Dann wären mit Sicherheit auch die Auswärtsfahrer glücklich. Der Montag - so war und ist mein Empfinden - gehört zur 2. Liga wie der Ball zum Rasen.
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