5 Themen des 6. Bundesliga-Spieltags: Einmal Comeback spezial

SPOX
04. Dezember 201714:10
Julian Weigl erzielte bei seinem Startelf-Comeback für den BVB sein erstes Bundesligatorgetty
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RB Leipzig tut sich schwer mit der Souveränität der Vorsaison, für Julian Weigl und Kevin-Prince Boateng gibt es neue Rollen. Dem FC Augsburg fehlen noch Platz sechs und sieben und Teile der Liga haben Defizite in der Kernkompetenz Toreschießen. SPOX blickt auf fünf Themen des Bundesliga-Wochenendes.

RB Leipzig: Souveränität is' gerade nicht

Etwas verkürzt könnte man sagen, die Leipziger Vorsaison war in zwei Phasen unterteilt: In der bärenstarken Hinrunde übertölpelte der damalige Aufsteiger die Gegner reihenweise mit seiner intensiven Pressingspielweise. In der Rückrunde waren die Gegner jedoch besser auf RBL eingestellt, wählten eine noch defensivere Herangehensweise und überließen Leipzig höhere Spielanteile.

Mit dieser Transformation wussten die Sachsen umzugehen, auch mit höherem Ballbesitz blieb man ruhig und bekam den offensiven Punch gut hin. Diese Souveränität hat sich in der neuen Saison bislang noch nicht wieder durchsetzen können. Dem Team von Ralph Hasenhüttl gelingt es aktuell nicht, einen Gegner 90 Minuten lang so zu bespielen, dass ein ungefährdeter Sieg dabei herauskommt.

Das mag angesichts dreier Siege noch nicht wirklich ins Gewicht fallen, doch die zuvor noch zahlreichen Hochkaräter an Torchancen bleiben aus. Das Gegenpressing über das gesamte Feld fällt weniger intensiv aus und die Kontrahenten verstehen es mittlerweile noch besser, die frühzeitigen Leipziger Attacken zu überspielen.

Daran schließt sich die zweite Thematik an: die defensive Stabilität. Gelingt es dem Gegner, effizient von hinten raus zu spielen und im Passspiel wenig Fehler zu machen, erwischt man Leipzig in diesen Tagen immer öfter nicht kompakt.

Das schaffte am Wochenende die Eintracht, die zudem die Schwächen des Vizemeisters im Luftzweikampf aufdeckte, gerade in der Schlussphase. Obwohl RBL zum idealen Zeitpunkt das zweite Tor nachlegte, musste man bis zum Schluss zittern. Frankfurt fand in den meisten Fällen den Weg über die Flügel, bei einigen Hereingaben passte die Zuordnung der Leipziger dann nicht mehr.

Julian Weigl: Comeback spezial beim BVB

Nach über vier Monaten Verletzungspause stand Weigl beim BVB wieder in der Startelf. In den beiden Jahren unter "Entdecker" Thomas Tuchel fungierte Weigl als Drehscheibe im Dortmunder Spiel, wahrte die Balance zwischen Abwehr und Angriff und kam durchgehend auf die meisten Ballaktionen bei der Borussia.

Wie bereits die Spiele mit Sechser Nuri Sahin zeigten, wird sich Weigls Rolle beim neuen Coach Peter Bosz verändern. Der Niederländer bevorzugt einen höher stehenden Sechser, damit dieser schneller ins Gegenpressing kommt. Für den Spieler besteht so auch die Möglichkeit, mit letzten oder vorletzten Pässen entscheidender an gefährlichen Situationen beteiligt zu sein.

Dass sich Weigl darauf noch in der Praxis einlassen muss, zeigten die ersten Minuten bei der Gala gegen Gladbach. Bosz mahnte früh an, dass Weigl nicht so tief stehen solle und beorderte den Nationalspieler weiter nach vorne. Der 22-Jährige tat wie ihm geheißen und hatte daraufhin einen für sein bisheriges Spiel unüblichen Aktionsradius.

Diese neue Rolle ließ sich nach der Partie auch an der Anzahl seiner Ballaktionen ablesen. Während er im Mai 2016 beim 2:2 gegen Köln mit 214 Ballkontakten noch einen neuen Bundesligarekord aufstellte, waren es am Samstagabend lediglich 79 und damit die nur noch die sechstmeisten beim BVB.

Dass sich stattdessen Ömer Toprak zum neuen Ballaktionen-Rekord in der laufenden Saison aufschwang (183, Partner Sokratis kam auf 163), sollte Weigl aber nicht stören. Ihm gelang dennoch das Comeback spezial, denn erstmals in der Bundesliga schoss er einen Ball ins Tor - und das auch noch ziemlich sehenswert.

Lohnender Nebeneffekt für Bosz: Aufgrund des deutlichen Ergebnisses ließ er Weigl 90 Minuten lang auf dem Feld und schonte Kontrahent Sahin für die anstehende Champions-League-Partie gegen Real Madrid. Bosz wird auch Weigl langsam aufbauen. Momentan bietet er ihm eine ideale Rotationsmöglichkeit ohne großen Qualitätsverlust.

Tore? Es ist kompliziert

Drei Mal glatt 0:0 am 6. Spieltag: Das ist nicht nur neuer Saison-Rekord, sondern auch für die Zuschauer lästig. Die Partien Mainz gegen Hertha BSC und am Sonntag Hannover gegen Köln waren offensiv sogar so harmlos, dass in den ersten 45 Minuten nicht ein einziger Schuss auf eines der Gehäuse zu begutachten war.

Dies mag am nächsten Spieltag zwar wieder gänzlich anders aussehen, das Thema offensive Harmlosigkeit begleitet aber nicht erst seit dem Wochenende einige Teams. Auch die Kontrahenten Stuttgart und Augsburg waren an Ungefährlichkeit nicht zu überbieten.

Eine mögliche Erklärung könnte der mittlerweile häufige Gebrauch von Fünferketten im Spiel gegen den Ball sein. Damit verdichten viele Teams die Räume für den Gegner so gut, dass gerade die kleineren Mannschaften arge Schwierigkeiten haben, offensive Lösungen zu finden.

Hinzu kommen unterschiedliche Personalkonstellationen: In Stuttgart kickt mit Simon Terodde der Torschützenkönig der beiden letzten Zweitligaspielzeiten im Sturm, im Oberhaus bringt der Angreifer aber noch kein Bein auf den Boden und offenbarte dazu bereits das eine oder andere Tempodefizit. Drei Treffer nach sechs Partien bedeuten für den VfB kein gutes Zwischenzeugnis. Vielleicht hilft bald ja Daniel Ginczek, der gegen den FCA immerhin sein Comeback gegeben hat.

Ähnlich mager sieht die Ausbeute in Bremen aus, auch wenn man beim 0:0 gegen Freiburg zu einigen guten Gelegenheiten kam. Nur: Sie wurden alle recht kläglich vergeben. So erging es auch den Kölnern, mit erst einem Törchen auch in diesem Ranking Letzter.

Dort scheint man noch nicht die richtige Mischung gefunden zu haben, Anthony Modestes Nachfolger Jhon Cordoba gewinnbringend einzusetzen. Der Ex-Mainzer wird wie früher Modeste noch zu häufig mit dem Rücken zum Tor angespielt, die flachen Zuspiele in die Spitze fehlen.

Vielleicht braucht es aber an allen Harmlos-Standorten der Liga einfach mal eine Murmel, die reinfällt. An diese klassische Formel glaubt zumindest Werders Coach Alexander Nouri: "Wir brauchen einfach diesen Brustlöser und müssen eine dieser klaren Chancen mal über die Linie drücken. Dann holst du dir auch nochmal mehr Vertrauen."

Kevin-Prince Boateng: Künftig wie früher?

Es kam etwas überraschend, dass Eintracht-Coach Niko Kovac beim Gastspiel in Leipzig zu Beginn auf die Dienste von Kevin-Prince Boateng verzichtete. Lange ging das nicht gut, was allerdings an der Verletzung von Gelson Fernandes lag.

Der Schweizer musste nach 27 Minuten runter und Boateng kam. Das ergab auch deshalb Sinn, da die Eintracht die erste Halbzeit lang kaum Offensivszenen zu bieten hatte und dringend jemand benötigte, der fußballerische Klasse mitbrachte.

Boateng ersetzte Fernandes letztlich eins zu eins auf der Sechserposition. Eine Rolle, die durch den Ausfall von Fernandes nun wohl auch in den kommenden Partien von Boateng ausgefüllt werden dürfte. In seinen ersten Partien für die SGE begann KPB noch als zweiter Stürmer, erledigte mit zunehmender Spieldauer jedoch immer häufiger defensivere Aufgaben.

Die Sechserposition ist für Boateng ohnehin nicht unbekannt, schließlich agierte er dort in der Jugend bei Hertha BSC und machte anschließend seine ersten Schritte in der Bundesliga. Dieses Loch muss die Eintracht nun jedenfalls irgendwie schließen und Boateng scheint eine recht gute Option dafür zu sein.

"Er hat überall seine Fähigkeiten, das macht ihn ja auch so vielseitig einsetzbar", sagt Kovac und ergänzt: "Wenn er in der Mitte spielt, sind er und de Guzman zwei Spieler, die mit der Kugel etwas anfangen können. Das hilft uns. Er kann da und woanders spielen."

FC Augsburg: Bleiben noch Platz sechs und sieben

Die Fuggerstädter gehören zu jenen Mannschaften, die es, wie auf Seite 3 erwähnt, sehr gut verstehen, diszipliniert zu verteidigen und die Räume für die Gegner eng zu halten. Wenn man dann auf eine Truppe wie den VfB Stuttgart trifft, die dies ebenso gut kann, dann kommt eben auch mal ein wenig spektakuläres 0:0 dabei herum.

Augsburg hat aber den treffsicheren Alfred Finnbogason im Sturm und ist nicht nur auf Verteidigen gepolt. Der FCA kontert nach Ballgewinn ziemlich geschickt und hat auf diese Weise bereits die Hälfte aller bislang absolvierten Saisonspiele gewonnen.

Trainer Manuel Baum verfolgt somit einen Plan, der wenig revolutionär ist und vom Großteil der Bundesligateams recht ähnlich umgesetzt wird, Augsburg macht es aktuell aber schlichtweg besser als so mancher Konkurrent. Die Schwaben haben einen exzellenten Saisonstart hingelegt, den besten in ihrer Vereinsgeschichte - und nur zwei Punkte weniger als der FC Bayern auf dem Konto.

Die defensive Stabilität ist unter Baum Trumpf, die Mannschaft wirkt ausgewogen und hat sich nach dem starken Auftakt reichlich Selbstvertrauen angespielt. Wie weit dies reichen wird, kann man bereits am kommenden Samstag sehen.

Dann trifft der FCA vor heimischem Publikum auf den ähnlich kraftstrotzenden BVB, dessen dominante Systematik ein völlig anderes Spiel heraufbeschwört als noch am Samstag beim VfB. Augsburg muss sich aber nicht verstecken, schließlich holte man in der Vorsaison zwei Punkte gegen die Dortmunder.

Wendet man erneut eine Niederlage gegen dieses Spitzenteam ab, sollte für den FCA in dieser Saison vielleicht sogar mehr drin sein als nur der schnöde Kampf um den Klassenerhalt. Blickt man zumindest auf die Endplatzierungen der Augsburger seit ihrem Bundesligaufstieg 2011, wäre nach zwei Jahren des Ab nun mal wieder die Zeit für ein Auf.

Platz 14 und 15 standen in den ersten beiden Spielzeiten am Ende, weiter ging es mit Rang acht und dem sensationellen Einzug in den Europapokal als Tabellenfünfter. Die beiden letzten Jahre war wieder Abstiegskampf angesagt, den man mit den Platzierungen 12 und 13 jeweils abwendete. Fehlen also noch die Plätze sechs und sieben...