Die Bundesliga öffnet bereits am Wochenende die Tore (Fr., 20.30 Uhr im LIVETICKER). Doch wird der FC Bayern wieder durchstarten? Kehrt Mario Götze zu alter Stärke zurück? Kann Leverkusen oben angreifen? Drei SPOX-Redakteure und User StateFarm diskutieren vor dem Start die wichtigsten Fragen.
Der FC Bayern wird auch in dieser Saison Meister!
Andreas Lehner (SPOX): Der vierte Titel in Serie war eine spezielle Motivation in der vergangenen Saison. Die entscheidende Frage, die sich mir stellt: Sind die Bayern auf Nummer fünf auch noch so heiß? Zumal mit Guardiola und Sammer zwei penetrante Antreiber fehlen. Ancelotti hat in seiner Laufbahn "nur" drei Meisterschaften gewonnen, aber auch drei CL-Titel. In München steht der Henkelpott auch mal wieder ganz oben auf der Wunschliste. Ich glaube, dass der leicht nach Europa verschobene Fokus der Münchner dem BVB trotz dessen Umbruchs in dieser Saison gute Chancen auf die Meisterschaft eröffnet.
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Benedikt Treuer (SPOX): Da jede andere These schwerer zu verteidigen ist, läuft es darauf hinaus. Auch wenn ich glaube, dass die Bayern in diesem Jahr anfälliger sind als in den letzten Spielzeiten - die Titelhungrigkeit der Münchner wird sich in diesem Jahr voll auf die Champions League konzentrieren -, sehe ich keine Mannschaft, die dem FCB über 34 Spieltage hinweg auf Augenhöhe begegnet. Daran wird sich womöglich auch in den nächsten Jahren nichts mehr ändern: Bayern ist drauf und dran, französische Verhältnisse zu schaffen. Lyon gewann zwischen 2002 und 2008 siebenmal in Folge die Ligue 1. Mit der jüngsten Transferpolitik der Münchner steht das auch in Deutschland bevor.
Adrian Fink (SPOX): Ja! Die Bayern haben im Transfersommer keinen Leistungsträger verloren und stattdessen mit Mats Hummels und Renato Sanches zwei echte Granaten an Bord geholt. Das einzige Team, das von der Qualität auch nur ansatzweise mit den Roten mithalten kann, ist der BVB. Allerdings stehen die Dortmunder nach den prominenten Abgängen vor einem Umbruch. Da gilt es abzuwarten, wie schnell die verpflichteten Talente zusammenfinden. Meine Prognose: Bayern wird mit 10 Punkten Vorsprung Meister.
mySPOX-User StateFarm: Davon ist auszugehen. Zwar muss sich auch der FC Bayern in das neue 4-3-3-System einfinden, was angesichts der vielen EM-Teilnehmer etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Letztlich ist die Qualität des Kaders aber einfach zu groß. Mit Mats Hummels hat man die "Problemzone" neben Jerome Boateng optimal behoben. Dennoch wird es dieses Jahr enger zugehen im Titelkampf. In dieser Saison werden noch weniger Fehler verziehen, da die Bundesliga allgemein an Qualität gewonnen hat und sich mit Leverkusen ein echter Top-Klub auf die Jagd des Spitzenduos FCB/BVB begibt.
Götze findet beim BVB zu alter Stärke zurück!
Andreas Lehner (SPOX): Was mich vor allem daran zweifeln lässt, ist sein Auftritt bei der EM. Bei Bayern hatte er seine lichten Momente, aber auch viele Verletzungen und am Ende war die Konkurrenz zu stark für ihn. Beim DFB-Team aber war er gesetzt und hatte jegliches Vertrauen der Trainer - trotzdem landete er am Ende auf der Bank. In Dortmund ist die Konkurrenz ebenfalls groß und Tuchel - bei allem Vertrauen, das er Götze entgegenbringt - auch ein fordernder Trainer und Guardiolas Bruder im Geiste. Ich glaube nicht, dass Götze in dieser Saison durchstarten wird.
Benedikt Treuer (SPOX): So sehr ich es ihm gönne, so wenig glaube ich noch daran. Dass in ihm irgendwo noch das Potenzial lungert, wieder ein außergewöhnlicher Kicker zu werden, weiß jeder. Er scheint aber nicht die körperlichen und vor allem mentalen Voraussetzungen zu besitzen, die es in der Weltspitze braucht. Er wird sicher das eine oder andere Tor für den BVB erzielen und damit seinen öffentlichen Image-Knacks wieder etwas flicken. Ich glaube aber nicht, dass Götze als großer Star aus dieser Saison hervorgeht. spox
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Adrian Fink (SPOX): Ich glaube nicht, dass Götze auf Anhieb ähnlich starke Leistungen abliefert wie vor seinem Abschied aus Dortmund. In München musste er sich - auch von Verletzungen zurückgeworfen - zu lange mit einer Reservistenrolle zufrieden geben. Jetzt muss er erstmal wieder unter Beweis stellen, dass er im Drei-Tages-Rhythmus konstant gute Leistungen abliefern kann. Nicht zuletzt weil es auch in Dortmund reichlich Konkurrenz auf seiner Position gibt, wird Götze das BVB-Spiel in den nächsten Monaten nicht prägen.
mySPOX-User StateFarm: Es kommt einzig und allein auf ihn selbst an. An alter Wirkungsstätte muss er sich, wie jeder andere auch, dem harten Konkurrenzkampf stellen. Um diesen erfolgreich zu meistern, muss er vor allem an seiner Fitness und der mentalen Facette des Spiels arbeiten. Mit einem Stammplatz, regelmäßigen Einsätzen über 90 Minuten und dem Vertrauen von Thomas Tuchel im Rücken kann er wieder brillieren, wie zu seiner ersten Zeit in Dortmund. Dafür braucht es aber auch den unbedingten Willen seinerseits.
RB Leipzig schafft den Sprung in den Europapokal!
Andreas Lehner (SPOX): Trainer Hasenhüttl hat schon in Ingolstadt gezeigt, dass er mit Aufsteigern die Bundesliga rocken kann. Und Leipzig hat noch mehr Potenzial als der FCI. Wie weit es in dieser Saison nach oben geht, hängt aber auch von der Konkurrenz ab. Ein ähnliches Schneckenrennen wie vergangene Spielzeit kann einen Außenseiter durchaus nach Europa spülen - das kann am Ende auch RB sein.
Benedikt Treuer (SPOX): Bei allem Hype um den Aufsteiger muss man die Kirche im Dorf lassen. Leipzig hat sich punktuell verstärkt. Naby Keita und Timo Werner machen aus einer sehr guten Zweitligamannschaft aber keinen Europapokal-Anwärter. RB muss sich erst einmal mit dem Klassenerhalt beschäftigen. Einen Platz in der oberen Tabellenhälfte halte ich für unwahrscheinlich.
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Adrian Fink (SPOX): Das internationale Geschäft kommt noch zu früh. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Bullen irgendetwas mit dem Abstieg zu tun haben, aber die internationalen Ränge sind dann doch zu hoch gegriffen. Dafür ist die Konkurrenz mit Schalke, Leverkusen, Gladbach, Wolfsburg usw. einfach eine Nummer zu groß. Im Pokal hat man gesehen, dass RBL noch nicht so weit ist, wie man es vielleicht erwartet hätte. In der nächsten Saison geht es in Leipzig schlicht darum, eine sorgenfreie Saison zu erleben.
mySPOX-User StateFarm: Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. In Leipzig brennt nach der Pokalpleite in Dresden schon der Baum, dazu hat Trainer Ralph Hasenhüttl personelle Probleme. Dominik Kaiser und Naby Keita fallen wohl vorerst aus, Davie Selke und Lukas Klostermann stoßen nach Silber in Rio erst bald zu Team. Bis zu drei Neuzugänge sind noch geplant, vor allem in der Innenverteidigung und im offensiven Mittelfeld besteht noch Handlungsbedarf. Ob dieser Probleme könnte der Saisonstart ordentlich misslingen und der Europapokal außer Reichweite geraten. Ohnehin haben einige Teams eine höhere Qualität als der Aufsteiger aus dem Osten.
Leverkusen kann das Spitzenduo sprengen!
Andreas Lehner (SPOX): Bayer hat zwar eine starke Rückrunde gespielt und vor allem zum Saisonende überzeugt, aber für einen Angriff auf Bayern und Dortmund reicht die Qualität im Kader nicht. Leverkusen wird sich mit Schalke und Gladbach um die CL-Startplätze streiten.
Benedikt Treuer (SPOX): Leverkusens Gradmesser in dieser Saison sind nicht die Bayern oder der BVB, sondern Schalke. Trotz der Verpflichtungen von Kevin Volland und Julian Baumgartlinger ist der Kader weiterhin noch nicht so gefestigt, als dass er die höhere Qualität der beiden Großen in irgendeiner anderen Weise kompensieren könnte. Das Manko wird weiterhin die defensive Stabilität sein.
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Adrian Fink (SPOX): Nein, zwischen der Werkself und dem Spitzenduo klafft eine riesige Lücke. Allein die Aktivitäten auf dem Transfermarkt belegen diesen Fakt: Während sich Leverkusen mit Volland und Baumgartlinger zwar durchaus sinnvoll verstärkt hat, haben sowohl der BVB als auch die Bayern großzügiger zugeschlagen. Für Leverkusen geht es nur darum, sich für die Champions League zu qualifizieren - und das wird bei Weitem kein Selbstläufer. Denn mit Gladbach und Schalke scharren zwei Konkurrenten mit den Hufen und warten nur auf Ausrutscher von Leverkusen.
mySPOX-User StateFarm: Die Verantwortlichen in Leverkusen haben wieder einmal fantastische Arbeit geleistet, mit Volland einen echten Königstransfer gelandet. Jede Position im Kader ist doppelt besetzt, eine Schwachstelle ist kaum auszumachen. Bei Bayer ist außergewöhnliche Qualität mit einem intelligenten Coach gepaart. Je nachdem wie schnell sich Dortmund nach dem Umbruch findet - Tuchel hat bereits eingestanden, nicht so weit zu sein, wie er es sich vorgestellt hat - kann der Angriff auf Platz zwei dieses Jahr erfolgreich werden. Und: Die Mannschaft hat noch lange nicht ihr ganzes Potenzials abgerufen!
Weinzierl und Heidel treiben Schalke das Chaos aus!
Andreas Lehner (SPOX): Heidel und Weinzierl sind keine Zauberer. Sie können dafür sorgen, dass die "nicht bundesligatauglichen" Bedingungen beseitigt werden, Schalke vom Kopf auf die Füße stellen werden sie aber nicht in so kurzer Zeit. S04 legte letzte Saison den besten Saisonstart seit 44 Jahren hin, um sich kurz darauf in Nebenkriegsschauplätzen zu verlieren. Weinzierl und Heidel können den sportlichen Bereich sicher besser aufstellen und nach vorne bringen, aber das Umfeld scheint unbeherrschbar.
Benedikt Treuer (SPOX): Soweit, wie das in einem Jahr möglich ist. Heidel fand an seinem Arbeitsplatz "nicht bundesligataugliche" Bedingungen vor. Die kann er nicht innerhalb weniger Wochen beheben, jedoch wird Schalke über einen langen Zeitraum wieder nach nationalen Titeln greifen. Die Transfers machen in meinen Augen jedenfalls Sinn. Embolo ist eine richtige Bereicherung für den Angriff, mit Cokes Verletzung hatte man riesiges Pech. Trotzdem ist ja bereits mehr Ruhe eingekehrt: Große Aufregung hat man aus Gelsenkirchen in den letzten Wochen nicht vernommen. Ich bleibe dabei: Heidel hätte jeden Verein besser gemacht.
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Adrian Fink (SPOX): Weinzierl und Heidel haben sich einer Mammutaufgabe verschrieben. Erfahrungsgemäß kann der Saisonstart in Gelsenkirchen noch so erfolgreich über die Bühne gehen, nach zwei Niederlagen ist alles Positive vergessen und das Chaos bricht erneut aus. Auf mich macht Schalke aber einen gefestigteren Eindruck als letztes Jahr, auch die Transfers sind vielversprechend. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass die Verantwortlichen für Ruhe sorgen. Bei Schalke kann man aber nie wissen.
mySPOX-User StateFarm: Was für starke Mannschaften hatte Schalke in den letzten Jahren - und was ist am Ende herumgekommen? Jedes Jahr wurde ein neuer Heilsbringer präsentiert, um spätestens am Saisonende zu fliegen. Seinen ersten Sommer auf Schalke hat das Duo Heidel/Weinzierl gut genutzt und mit Coke und Embolo bemerkenswerte Spieler geholt, die den Sane-Abgang bald vergessen machen könnten. Damit auf Schalke aber Ruhe einkehrt, sind sie darauf angewiesen, ihre Arbeit über mehrere Jahre anlegen zu können. Die Fähigkeiten, Königsblau wieder in die Spitze zu führen, haben sie definitiv, nur müssen auch sie Ergebnisse liefern - sonst wird es schnell wieder hitzig in der Veltins-Arena...
Gomez wird Bundesliga-Torschützenkönig!
Andreas Lehner (SPOX): Gomez ist ein Knipser erster Güte, aber Torschützenkönig wird er nicht. Dagegen spricht zum einen die Tatsache, dass er erst spät zur Mannschaft gestoßen ist und auch etwas Anlaufzeit brauchen wird. Zum anderen glaube ich, dass er auch für den hoch talentierten Mayoral ab und zu raus rotieren wird. Bei Gomez halte ich trotzdem 15 bis 20 Tore für realistisch.
Benedikt Treuer (SPOX): Die Wahrscheinlichkeit sehe ich bei unter einem Prozent. Mit Lewandowski und Aubameyang gibt es Spieler, die einerseits über eine deutlich höhere individuelle Klasse als Gomez verfügen, andererseits für Vereine spielen, die per se schon mehr Tore erzielen werden als Wolfsburg. Zudem ist Gomez im fortgeschrittenen Alter verletzungsanfällig. Es müsste schon perfekt laufen, damit er weniger als fünf Liga-Spiele verpasst. spox
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Adrian Fink (SPOX): Nein, auf gar keinen Fall! Gomez ist zwar der Königstransfer der Wölfe und wird in der Bundesliga funktionieren, die Kanone holt er sich aber nie im Leben. Wolfsburg wird nicht ansatzweise so dominant auftreten wie die beiden Spitzenteams und dementsprechend bekommt Gomez weniger Großchancen serviert. Trotzdem wird er einschlagen und um die 15 Buden schießen, allerdings reicht das natürlich nicht. Lewandowski und Aubameyang werden sich wie in der abgelaufenen Saison um die Auszeichnung duellieren.
mySPOX-User StateFarm: Da Bas Dost den Verein wohl noch verlassen wird, scheint Gomez im Sturmzentrum der Wölfe jedenfalls weitestgehend konkurrenzlos - die wichtigste Voraussetzung für viele Tore. Ob die Qualität des VfL im Spiel nach vorne aber ausreicht, damit "Super Mario" Lewandowski und Aubameyang überflügelt, darf bezweifelt werden. Ohnehin steht Wolfsburg vor einer schwierigen Saison. Gomez wird zweistellig treffen, aber die Torjägerkanone machen die beiden Spieler unter sich aus, die auch im letzten Jahr die meisten Treffer erzielen konnten.