München - Seit über sieben Jahren spielt der Weltklasse-Verteidiger Lucio inzwischen in der Bundesliga, aber im Winter überkommt den Brasilianer regelmäßig die Sehnsucht nach der Wärme Südeuropas.
Dann bekräftigt der Weltmeister von 2002 seinen ewigen "Traum, in Spanien zu spielen", auch wenn der 29-Jährige vor dem Heimspiel gegen den FC Getafe beteuerte, das UEFA- Pokal-Viertelfinale nicht als Bewerbungsspiele für die spanischen Top-Klubs Real Madrid oder FC Barcelona anzusehen.
"Nein, im Moment konzentriere ich mich nur auf den FC Bayern", hatte Lucio bei einer seiner seltenen Pressekonferenzen gesagt und dabei versichert: "Im Moment denke ich nicht so sehr an das Thema Spanien."
Ein Angebot aus Madrid oder Barcelona sei aber "für jeden Spieler so ziemlich das Größte". Und Kontakt nach Spanien hatte Lucio auch aktuell, aber nur, weil er "bei meinen Freunden in Madrid und Barcelona" angerufen hat, um von Real-Ass Robinho und Barca-Profi Edmilson Wissenswertes über den Madrider Vorstadt-Klub zu erfahren.
"Er wird nicht kommen"
Die Verantwortlichen des FC Bayern reagieren von Frühjahr zu Frühjahr gelassener auf die Abwanderungsgedanken ihres Abwehrchefs. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge denkt nicht an Freigabe und verwies auf den Vertrag bis 2010: "Er ist ein sehr guter Spieler und solche geben wir nicht ab."
Manager Uli Hoeneß konterte die Frage, ob Lucio wegen des Wunsches nach einer Luftveränderung schon bei ihm im Büro gewesen sei, mit der knappen Antwort: "Er wird nicht kommen."
Auch der scheidende Trainer Ottmar Hitzfeld kann sich nicht vorstellen, dass der Rekordmeister auf den 2004 für zwölf Millionen Euro aus Leverkusen geholten Innenverteidiger in der kommenden Saison beim Neuangriff in der Champions League verzichten will: "Da wäre man schlecht beraten."
Es ist auch nichts davon bekannt, dass der neue Coach Jürgen Klinsmann nicht mit Lucio planen würde. Der Hitzfeld-Nachfolger hatte bei seiner Inthronisation ausdrücklich betont, dass er sich gerade auf die Zusammenarbeit mit internationalen Stars wie Franck Ribery, Luca Toni oder auch Lucio besonders freuen würde.
Vorstöße zwischen Himmel und Hölle
Nicht nur bei den Abwanderungsgedanken, auch auf dem Spielfeld muss der Brasilianer immer wieder mal gebremst werden. Denn wenn Lucio - wie ein wildgewordener Stier in der Arena - mit dem Ball am Fuß nach vorne stürmt, erschreckt das oft mehr die Teamkollegen und den eigenen Trainer als den Gegner.
"Lucio ist ein temperamentvoller Spieler. Wenn man in Rückstand liegt, hat er keine Geduld und will alles an sich reißen", schilderte Hitzfeld. Er musste Lucio sogar schon das Verbot erteilen, nicht über die Mittellinie zu stürmen.
Lucio, der mit dem Argentinier Martin Demichelis die beste Innendeckung der Bundesliga bildet, weiß, "dass ich in erster Linie defensiv denken muss". Doch trotz der Warnrufe der Kollegen kann er sich nicht 90 Minuten lang zügeln: "Ein, zwei Vorstöße im Spiel sollten möglich sein", sagte Lucio mit dem Anflug eines Lächelns.
Elber rät zum Verbleib
Im Champions-League-Achtelfinale gegen Real Madrid gelang ihm vor einem Jahr so in Hin- und Rückspiel jeweils ein Tor - es war eine erstklassige Empfehlung für ein Spanien-Engagement. Sein Landsmann Giovane Elber riet ihm trotzdem im Stadionheft zum Getafe-Spiel dazu, "solange wie möglich beim FC Bayern zu bleiben".
Auch hier könne er alle Titel gewinnen, sagte Elber. Und zum Wetter meinte der einstige Bayern-Torjäger: "In München scheint im Winter auch manchmal die Sonne. Und auf dem Fußballplatz ist hier auch noch niemand erfroren."