Das Duell mit dem Fußball-Zwerg Liechtenstein (Sa, ab 20.30 Uhr im SPOX-TICKER)wird für Robert Enke zum großen Prüfstein als neue deutsche Nummer 1.
Hinter der "Greenhorn-Innenverteidigung" mit den im DFB-Trikot ähnlich unerfahrenen Heiko Westermann (4 Länderspiele) und Serdar Tasci (1) wird der Torwart von Hannover 96 seine dritte Partie in der Nationalmannschaft bestreiten, und seine erste mit Pflichtspiel-Charakter.
Neue Abwehr eher Chance als Risiko
Beim Start in die WM-Qualifikation muss der 31-Jährige am Samstag gegen das Team aus dem Fürstentum erneut beweisen, dass er der legitime Nachfolger von Jens Lehmann sein kann - und sich die junge Konkurrenz bis auf weiteres noch in Geduld üben muss.
Sorge bereitet Enke die Abwehr-Konstellation ohne die erfahrenen WM- und EM-Kräfte Per Mertesacker und Christoph Metzelder nicht. "Ich würde das als Chance, nicht als Risiko bezeichnen", sagte er kurz vor der Abreise ins Teamquartier nach St. Gallen.
Zeiten der Zampanos im Tor sind vorbei
Abgeklärt und gelassen - ganz seiner Spielweise entsprechend - präsentiert sich Enke auch in der Öffentlichkeit. Die Zeiten der Zampanos im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sind vorerst vorbei. "Ich denke, dass ich auf dem Platz nicht so spektakulär bin wie andere Torhüter", sagte er.
Doch beim Ehrgeiz steht die neue Nummer 1 den Vorgängern in nichts nach. "Das Ziel ist, beide Spiele zu Null zu spielen", kündigte Enke vor den Partien in Liechtenstein und vier Tage später in Helsinki gegen Finnland an.
"Man darf nicht zu sicher sein"
Akribisch, als ginge es gegen England, werde er sich auch auf den Einsatz gegen das nicht mal zweitklassige Liechtenstein vorbereiten. Von Torwarttrainer Andreas Köpke hat Enke eine DVD mit Spielszenen bekommen, damit die Halbprofis aus Liechtenstein nicht für unliebsame Überraschungen sorgen können. "Wichtig ist, dass man sich nicht zu sicher ist", sagte Enke.
Der Saisonstart ging für den 31-Jährigen mit Hannover 96 gründlich daneben. Fünf Gegentore in drei Spielen beim Bundesliga-Schlusslicht wurmen den gebürtigen Thüringer mächtig. Doch sportliche Krisen können ihn nicht aus dem Konzept bringen.
Zu viel hat Enke in seiner Karriere schon erlebt. Früh verließ er Deutschland und absolvierte in Portugal (Benfica Lissabon), Spanien (FC Barcelona/CD Teneriffa) und der Türkei (Fenerbahce Istanbul) eine sportliche Achterbahnfahrt.
"Ich hätte auch irgendwo in der Zweiten Liga versauern können, dann wäre ich aber ein genauso guter Torwart, wie ich es jetzt bin", beschreibt er seine Karriere als Gratwanderung. "Ich habe jetzt das Glück, das mir das an anderer Stelle mal verwehrt geblieben ist."
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