Madrid - Der K.o. droht, aber für extrem forsche Bayern stellt Europacup-Neuling FC Getafe (Do.20.45 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) weiterhin nur eine Durchgangsstation auf dem Weg ins UEFA-Cup-Endspiel dar.
"Ich freue mich auf einen großen Europapokal-Abend", sagte Ottmar Hitzfeld auf dem Weg ins bewölkte Madrid und verbannte trotz des 1:1 aus dem Hinspiel ein mögliches Scheitern im Viertelfinale aus seiner Vorstellung: "Ich bin überzeugt davon, dass wir das Finale erreichen werden. Wir werden frech nach vorne spielen. Wir sind immer gut für zwei Auswärtstore."
Ein 2:2 würde reichen, aber Hitzfeld hat sich für alle Eventualitäten gewappnet - inklusive Elfmeterschießen: "Ich habe einen Zettel dabei, auf dem ein paar Schützen stehen. Ich gehe aber davon aus, dass wir es vorher schaffen."
Das Ziel bleibt Manchester
Ans große Zittern mag vor der Reifeprüfung für die Millionen-Truppe um Ribery & Co. im mit 16.000 Zuschauern erstmals in seiner Geschichte ausverkauften "Coliseum Alfonso Perez" aber niemand denken.
"Wir haben die bessere Mannschaft und wunderbare Spieler", betonte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge und untermauerte vielmehr die Titel-Ambitionen: "Unser Ziel ist Manchester - und das werden wir morgen angehen."
Bayern braucht den Druck
Trotz der markigen Sprüche war im Lufthansa-Airbus bereits eine große Anspannung zu spüren. Ein Aus gegen Getafe würde nicht nur die Aussicht auf drei Titel zerstören, es würde auch einer Saison den Glanz nehmen, die insbesondere Hitzfeld und Oliver Kahn triumphal beschließen wollen.
Darum beschwor Kahn, für den seine internationale Karriere auf keinen Fall in einer 160.000-Einwohner-Vorstadt von Madrid enden soll, vor seinem 140. Europacupspiel das Sieger-Gen des FC Bayern. "Vielleicht brauchen wir die Art von Drucksituation, um unser Potenzial zu entfalten."
Statistik spricht gegen Bayern
Gegen die Bayern spricht die Statistik: Nur einmal kamen sie im Europapokal nach einem 1:1 im Heimspiel weiter, 1991 im Viertelfinale des Meistercups gewannen sie beim FC Porto mit 2:0. Drei Mal kam es dagegen gegen die Glasgow Rangers (1972) und in jüngerer Zeit gegen Real Madrid (2004) und den AC Mailand (2006) auswärts zum K.o.
Rummenigge erinnerte lieber an das Beispiel AC Mailand. Nach dem 2:2 im Viertelfinal-Hinspiel der vergangenen Champions-League-Saison "haben wir auch den Platz in Mailand jubelnd verlassen". Im Rückspiel in München gab es beim 0:2 das böse Erwachen. Das soll nun auch der FC Getafe erleben, hofft Rummenigge: "Große Mannschaften setzen sich in zwei Spielen durch - und wir haben eine große Mannschaft."
Klose stürmt wieder
Hitzfeld zieht Selbstvertrauen aus dem mit zehn Mann errungenen 3:1-Sieg gegen den VfL Bochum. "Die Spieler sind noch mehr zusammengerückt." Nur eine Veränderung dürfte er vornehmen: Beim Toreschießen ist Miroslav Klose neben UEFA-Cup-Topschütze Luca Toni (acht Treffer) wieder erste Wahl.
"Miro hat gegen Bochum die richtige Reaktion gezeigt, nachdem er auf der Bank saß", lobte Hitzfeld den Nationalstürmer. Lukas Podolski muss zurück auf die Bank, auf der für den kurzfristig ausgefallenen Daniel van Buyten (Knie-Probleme) auch der nachgereiste Brasilianer Breno sitzen darf.
Rüffel für van Bommel
Zur Brust genommen hat sich Hitzfeld seinen Aggressiv-Leader Mark van Bommel, der gegen Bochum erneut vom Platz geflogen war. "Wir haben über die eine oder andere Situation gesprochen", bestätigte der Coach.
Disziplin und höchste Konzentration sind gegen das bestens organisierte Team von Getafe gefordert, das in den verletzten Mario und Pablo Hernandez sowie dem gesperrten Granero wichtige Spieler ersetzen muss. "Bayern ist nach wie vor der Favorit", sagte Cosmin Contra, der die Bayern vor einer Woche mit seinem Last-Minute-Tor geschockt hatte.
Die voraussichtlichen Aufstellungen
FC Getafe: Abbondanzieri - Cortes, Tena, Belenguer, Licht - Cotelo, Celestini, De la Red, Gavilán - Albin, Uche
FC Bayern München: Kahn - Lell, Lucio, Demichelis, Lahm - Schweinsteiger, van Bommel, Ze Roberto, Ribery - Klose, Toni
Schiedsrichter: Busacca (Schweiz)