Nürnberg - Als alles schon vorbei schien, kam Marek Mintal. Mit zwei magischen Momenten hat das Tor-Phantom den Traum des 1. FC Nürnberg von einem Happy End im UEFA-Pokal am Leben erhalten.
"Er ist wieder da", feierte Trainer Hans Meyer nach dem 2:1 (0:1) gegen den niederländischen Ehrendivisionär AZ Alkmaar den slowakischen Nationalspieler, der den unglaublichen Kraftakt der Nürnberger mit zwei entscheidenden Treffern belohnte.
"Jetzt gibt's doch keinen Betriebsausflug nach Griechenland, sondern ein echtes Endspiel. So wollten wir das", frohlockte Sportdirektor Martin Bader. Mit einem Sieg bei AE Larissa am 20. Dezember ist der Club sicher eine Runde weiter.
Mintals Einwechslung macht sich bezahlt
"Zwei Tore, ein Sieg, drei Punkte. Perfekt. Ein fantastischer Abend für die Mannschaft, die Fans und mich", sprudelte es aus dem sonst stillen Slowaken nach Nürnbergs erstem UEFA-Pokal-Heimsieg seit 1963 heraus. Sieben Minuten vor Spielende glich Mintal nach Flanke des eingewechselten Iwan Saenko Alkmaars Führung durch Demy De Zeeuw (29.) aus, zwei Minuten später gelang ihm nach Vorarbeit von Dominik Reinhardt der umjubelte Siegtreffer. "Jetzt haben wir die große Chance, weiterzukommen", sagte Mintal nach seinem zweiten Doppelpack in dieser Saison.
"So einwechseln kann man natürlich nur nach 40 Jahren auf der Trainerbank", witzelte ein gut gelaunter Meyer über sein glückliches Händchen. Mintal sollte eigentlich für das wichtige Bundesliga-Spiel gegen Hertha BSC Berlin geschont werden, doch schon nach 38 Minuten tauschte Meyer den unglücklichen Leon Benko ("Ein totales Nervenbündel") gegen den Matchwinner aus. Der Mittelfeldspieler hatte seine anfängliche Verbannung auf die Ersatzbank nach seiner Tore-Gala vergessen. Mintal: "Die halbe Stunde Pause war nicht so schlimm."
Auch van Gaal zollt dem Slowaken Respekt
"Marek hat mit zwei blitzsauberen Toren seine unglaubliche Wichtigkeit bewiesen", lobte Meyer den 30-Jährigen, der in den vergangenen zwei Jahren durch zahlreiche schwere Verletzungen immer wieder zurückgeworfen worden war.
Auch die Niederländer, die vor der Pause Meyer ("Wir sind richtig vorgeführt worden") das Fürchten gelehrt hatten, schwärmten von Mintal. "Er hat ein Näschen für Tore", sagte Alkmaars Coach Louis van Gaal und stellte nach der ersten Niederlage im laufenden Wettbewerb verärgert fest: "Ich habe vor den typisch deutschen Tugenden gewarnt. Die Deutschen kämpfen bis zum Schluss, wir nicht".
Wieder Lust auf den UEFA-Cup
Nervenstärke, Kampfgeist und Willensstärke waren Nürnbergs Trümpfe gegen die spielstarken Niederländer. "Wir waren in der ersten Halbzeit ängstlich und zögerlich. Alkmaar hat da gezeigt, was in der Mannschaft steckt, das macht unseren Sieg noch wertvoller", sagte Meyer und machte keinen Hehl daraus, dass er trotz der prekären Bundesliga-Situation wieder Lust am ungeliebten UEFA-Cup bekommen hat: "Es ist doch eine schöne Sache, dass es in Larissa noch um was geht, aber die Trauben hängen hoch." Ein Punkt wird womöglich nicht reichen, weil bei Punktgleichheit das Torverhältnis entscheidet.
Bei aller Europacup-Euphorie geriet der Abstiegskampf in der Liga nicht in Vergessenheit. "Wenn gegen Hertha nicht gewonnen wird, war der Sieg ein Muster ohne Wert. Wir müssen es endlich mal schaffen, dass wir nach einem guten Europacup-Spiel auch in der Liga erfolgreich sind", sagte Bader.
Und versprach den Spielern eine "großzügige Prämie", wenn der FCN im UEFA-Pokal überwintern sollte.