Es ist Finale. Im Spiel "2 aus 4" geht's in den letzten 180 Saisonminuten um alles. Runter oder Rettung? Mönchengladbach (30 Punkte), Bochum (28), Bielefeld (27), Cottbus (27) - vier Teams bangen um den Klassenerhalt. SPOX geht rein in den Ligathriller und erklärt mit Feuerwehrmann Jörg Berger die Lage.
Kaum einer kennt sich besser aus mit der Knochen- und Nervenmühle Abstiegskampf als Jörg Berger. Sechs Mal kämpfte der Premiere-Experte und Buchautor mit seinen Mannschaften um das Ziel Klassenerhalt. Vier Mal ging's gut, mit dem KSC (1998) und Hansa Rostock (2005) stieg Berger ab.
"Abstiegskampf ist Angst pur. Da geht es um Existenzen. Das ist kein Spaß", erklärt Berger im Interview mit SPOX.
Für den 64-Jährigen ist klar: Frankfurt ist gerettet, Karlsruhe muss für die Zweite Liga planen. "Die Niederlage gegen Hannover schmerzt extrem. Dort wurde alles verloren. Die fangen sich nicht mehr." Bleiben vier Teams, die alles wollen, aber nur nicht nach dem 34. Spieltag auf dem 17. oder 18. Tabellenplatz stehen. SPOX und Spezialist Berger haben die gefährdeten Teams unter die Lupe genommen.
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Abstiegskandidat 1: Borussia Mönchengladbach
Trainer: Hans Meyer hat das Retter-Gen. Keiner wirkt so locker wie der 66-Jährige. Dazu kommt: Meyer ist Abstiegskampf-Profi.
Leader: Keeper Logan Bailly, Abwehrhüne Dante und Staubsauger Tomas Galasek. Alle drei kamen in der Winterpause. Sie bilden das Chef-Trio - und geben der Borussia die Stabilität in der eigenen Hälfte.
Form: Zwei Siege in Serie, zwei Mal kein Gegentor. Die optimale Ausbeute. Aus den letzten fünf Spielen gab es sieben Punkte. Besser ist unten keiner. Zudem stehen Hans Meyer außer dem verletzten Rob Friend alle Mann seiner Wunsch-Elf zu Verfügung.
Stimmung: Nach zwei Last-Minute-Siegen (1:0 gegen Schalke und Cottbus) herrscht die totale Euphorie. Hans Meyer lächelt und strahlt. Tobias Levels sagt: "Das ist großartig!"
Restprogramm: Erst Leverkusen (A), dann Dortmund (H). Nicht einfach. Ein Sieg reicht aber für den Klassenerhalt.
Das sagt Jörg Berger:"Borussia hat jetzt das Glück, die Geduld und einen Hans Meyer. Bei der Borussia passt es jetzt einfach."
Abstiegskandidat 2: VfL Bochum
Trainer: Marcel Kollers vierte Saison beim VfL - es ist die schwierigste. Der Schweizer ist ein Taktik-Freak, hat aber null Rettererfahrung. Hinzu kommt: Die Fans fordern seit Monaten den Kopf des Trainers.
Leader: Zdebel weg, Leader weg. Christoph Dabrowski und Marcel Maltritz haben jetzt das Sagen.
Form: Fünf Pleiten in Serie, 3:12 Tore. Der VfL steckt ausgerechnet jetzt in der Krise. Der starke Christian Fuchs fehlt mit einem Kreuzbandanriss. Keeper Daniel Fernandes zittert zuletzt immer häufiger.
Stimmung: Extrem schlecht. Vor allem auf den Rängen. Koller, Maltritz oder Schröder - einer wird von den eigenen Fans immer angefeindet. Koller probiert es seit zwei Spielen mit einer Fünferabwehrkette. Der Erfolg ist gleich null. Die Spieler sind stark verunsichert.
Restprogramm: Das leichteste aller Kellerkinder. Ein Sieg gegen Frankfurt ist Pflicht! Zum Schluss geht's noch nach Köln.
Das sagt Jörg Berger: "Die Bochumer haben geglaubt, sie wären schon durch. Das Problem: Sie gewinnen nur, wenn sie richtig, richtig gut sind. Aber in der Liga bleibt man nur, wenn man auch mal unverdient 1:0 gewinnt."
Abstiegskandidat 3: Arminia Bielefeld
Trainer: Michael Frontzeck ist mit 45 der jüngste Trainer im Liga-Keller, und seit Monaten mittendrin im Abstiegskampf. Nervös wird der nicht. Dafür spürt er den Frust der Fans. "Frontzeck-raus"-Rufe vergiften das Umfeld.
Leader: Dennis Eilhoff und Artur Wichniarek. Der eine ist Torhüter, der andere war lange verletzt. Den Arminen fehlen Führungsspieler. Die Folge: Bielefeld dreht keine Spiele.
Form: Kein Sieg in den letzten fünf Partien. Dafür 15 (!) Unentschieden in 32 Spielen. Ganz schwach: Nur vier Siege in der ganzen Saison. Weniger hat kein Team. Bitter: Wichniareks letzter Treffer liegt drei Monate zurück.
Stimmung: Könnte nicht schlechter sein. Nach der Niederlage gegen Hoffenheim wurden Mannschaft und Trainer minutenlang ausgepfiffen.
Restprogramm: Ein Punkt in Dortmund wäre extrem wichtig. Gegen Hannover könnte die Arminia mit einem Sieg zumindest den direkten Abstieg verhindern.
Das sagt Jörg Berger: "Vorteil Bielefeld: Das Team ist seit 32 Spielen auf Abstiegskampf programmiert. Und: Selbst jetzt herrscht in Bielefeld Ruhe. Das wäre in Köln oder Frankfurt sicher ganz anders..."
Abstiegskandidat 4: Energie Cottbus
Trainer: Erfolgreich in Slowenien und Dauer-Optimist. Bojan Prasnikar lebt Professionalität vor. Er gilt als harter Arbeiter. Großes Manko: Die Fans wenden sich von ihm ab, kritisieren viele Entscheidungen.
Leader: Gerhard Tremmel und Timo Rost führen die Mannschaft seit Jahren. Sie sind anerkannt. Jedoch auch sportlich die einzigen Konstanten.
Form: In den letzten fünf Spielen holte Energie mit nur drei Toren fünf Punkte. Trotzdem: Vorne geht einfach zu wenig. Ervin Skela steckt in einer Kreativkrise, Ivica Iliev (Adduktoren) und Dimitar Rangelov (Sprunggelenk) fallen für die Finalspiele fast sicher aus.
Stimmung: "Wer verliert, ist weg", hieß es vor dem Gladbach-Spiel im Cottbus-Lager. Jetzt ist die Stimmung im Keller. An die Rettung glaubt kaum jemand. Nur Manager Heidrich appelliert an die Fans: "Sie sind das Wichtigste, was wir haben. Wir brauchen alle."
Restprogramm: Cottbus muss siegen und auf Schützenhilfe hoffen. In Stuttgart braucht es ein Wunder, gegen Leverkusen einen Heimdreier.
Das sagt Jörg Berger: "Das Restprogramm spielt keine Rolle. Cottbus hat die gleichen Chancen wie die Konkurrenz. Ich traue Energie den Klassenerhalt zu."
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