Normalerweise fristet der holländische Fußball eher ein mediales Schattendasein. Seit Mittwochabend ist das anders, sogar in Amerika spricht man über das Pokalspiel Amsterdam gegen Alkmaar - nur indirekt über den Sport.
Ein Anhänger der Heimmannschaft Ajax stürmte in der ersten Halbzeit auf den Platz und attackierte den Torhüter des AZ Alkmaar, Esteban Alvarado, mit einem Kung-Fu-Tritt. Alvarado wehrte sich kompromisslos - und sah die rote Karte. Auf Geheiß von AZ-Trainer Gertjan Verbeek verließen danach aber auch Alvarados Kollegen den Platz, das Spiel musste abgebrochen werden.
Der niederländische Fußballverband hat die Rote Karte für Alkmaar-Torwart Esteban Alvarado mittlerweile wieder zurückgenommen. Der Verband teilte auf seiner Homepage mit, dass die Rote Karte durch Schiedsrichter Bas Nihjuis zwar korrekt gewesen sei, die Anklagevertretung glaube aber nicht, "dass eine solche Reaktion eine disziplinarische Konsequenz haben sollte."
Rote Karte zurückgenommen
Die Art und Weise, wie Alvarado den Angriff parierte, erregte trotzdem viel Aufsehen. "Wahrscheinlich ist da sein lateinamerikanisches Temperament mit ihm durchgegangen", sagte Ajax-Trainer Frank de Boer über den Nationaltorwart von Costa Rica.
Der setzte nämlich mit heftigen Tritten nach, als der 19 Jahre alte Gewalttäter schon am Boden lag - bis Ordner den jungen Mann in Gewahrsam genommen hatten. Sogar das amerikanische Leitmedium "New York Times" nahm Notiz von dem Vorfall und titelte: "Goalkeeper gone wild".
"Um Sicherheit unserer Spieler gefürchtet"
"Es war eine gewalttätige Handlung", sagte Schiedsrichter Bas Nijhuis zum Platzverweis. Ihm blieb laut Regularien nichts anderes übrige, als Alvarado aus dem Spiel zu nehmen. "Ein Angriff gegen Mit- oder Gegenspieler sowie Zuschauer oder Offizielle ist mit einem Platzverweis zu ahnden", heißt es laut niederländischem Fußballbund im Regelwerk - wie in Deutschland auch.
"Wir haben um die Sicherheit unserer Spieler gefürchtet", begründete Gäste-Trainer Verbeek die Entscheidung, das Spiel nach dem Vorfall in der 36. Minute nicht mehr fortzusetzen. Sein Team hatte zu dem Zeitpunkt 0:1 zurückgelegen.
Wie ein Polizeisprecher dem niederländischen "Radio 1" am Donnerstag mitteilte, wird gegen den Angreifer wegen tätlichen Angriffs ermittelt. Auch Ajax Amsterdam wird reagieren. "Ein lebenslanges Stadionverbot ist eine angemessene Strafe", sagte Finanzdirektor Jeroen Slop dem "Telegraaf".
Ajax trägt als Veranstalter Mitschuld
Aber auch der Verein steht seinerseits unter Beobachtung des niederländischen Verbandes. "Der Veranstalter hat für die Ordnung zu sorgen. Eine Strafe kann von einer Geldstrafe bis zu einem Ausschluss reichen", sagte Bert van Oostveen, beim KNVB verantwortlich für den Profibereich, dem niederländischen Fernsehen.
Nach Meinung des Funktionärs gibt es drei Szenarien für die sportliche Wertung der Achtelfinal-Partie: "Das Spiel wird nochmals ganz neu angesetzt, es wird vom Moment des Abbruchs weitergespielt, oder aber der Zwischenstand wird als Endstand gewertet", erklärte van Oostveen.
Nach dem Spiel gab es auch außerhalb der Amsterdamer Arena Ausschreitungen. Ajax-Anhänger griffen Polizisten der mobilen Einheiten an, zehn Menschen wurden verletzt, es gab 25 weitere Verhaftungen.
Esteban Alvarado im Steckbrief