"Nagelsmann ist der Beste von allen"

Jochen Tittmar
31. März 201709:05
Seit Saisonbeginn ein Gespann: Co-Trainer Alfred Schreuder (l.) und Chefcoach Julian Nagelsmanngetty
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Alfred Schreuder war ein gestandener Spieler der niederländischen Eredivisie, begann nach der Karriere als Co-Trainer bei Vitesse Arnheim und wurde später bei Twente Enschede selbst Chefcoach. Über Huub Stevens kam der 44-Jährige zur TSG 1899 Hoffenheim und assistiert dort nun Julian Nagelsmann. Im Interview spricht Schreuder über den Start ins Trainergeschäft, sein Null-Spiele-Engagement bei der holländischen Nationalmannschaft, den frühen Tod seiner Tochter und erklärt, was er an Nagelsmann besonders beeindruckend findet.

SPOX: Herr Schreuder, Sie haben als Profi 338 Spiele in der Eredivisie heruntergerissen und die Niederlande nie verlassen - bis Sie Huub Stevens im Oktober 2015 ein paar Wochen nach Ihrer Entlassung als Chefcoach von Twente Enschede als Co-Trainer mit nach Hoffenheim nahm. Nun nach etwas mehr als 16 Monaten in Deutschland: Wie kommen Sie mit diesen Begebenheiten klar?

Alfred Schreuder: Es war ein großer Schritt für mich, erstmals die Familie zurück zu lassen. Ich bin fast den ganzen Tag über am Trainingsgelände und habe daher nur wenig Kontakt mit Leuten außerhalb des Klubs. Immerhin habe ich nun eine Wohnung gefunden und wohne nicht mehr im Hotel. Meine Frau und die drei Kinder sind knapp 500 Kilometer entfernt. Einmal pro Woche versuche ich nach Hause zu fahren, sie besuchen mich dann immer mal zu Heimspielen.

SPOX: Sind Sie damit zufrieden?

Schreuder: Das Trainergeschäft ist nun einmal familienunfreundlich. Man beschäftigt sich den ganzen Tag ausschließlich mit Fußball - und abends guckt man häufig noch das aktuelle Live-Spiel. Daher ist es für mich rein beruflich gesehen nicht schlecht, hier alleine zu wohnen.

SPOX: Sie kennen Stevens bereits seit Sie als 14-Jähriger im Internat der PSV Eindhoven wohnten, er war dort drei Jahre lang Ihr Trainer. Haben Sie sich über die Jahre regelmäßig ausgetauscht?

Schreuder: Wir hatten zwischenzeitlich nur noch ganz wenig Kontakt. In der Sommervorbereitung 2015 hatten wir mit Twente ein Testspiel gegen Schalke, Huub war als Zuschauer dabei. Anschließend hat er mich angerufen und wir haben nach etwas längerer Zeit mal wieder miteinander gesprochen. Da wird bei ihm wohl die Idee gereift sein, mich bei seiner nächsten Trainerstation eventuell mitnehmen zu wollen.

SPOX: Stimmt es, dass Stevens gar nicht verriet, mit wem er verhandelte und Sie dachten, er würde ein weiteres Mal beim VfB Stuttgart anheuern?

Schreuder: Ja. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen könne - aber nicht so schnell. Ich war sieben Jahre am Stück bei Twente und nach meiner Entlassung erst einen Monat ohne Job. Doch kurz darauf rief er wieder an, sprach von Hoffenheim und zwei Tage später waren wir dann dort. Das ging alles ganz schnell.

SPOX: Lange überlegen war also gar nicht?

Schreuder: Nein. Es gibt dazu auch eine Art Vorgeschichte: Als Kapitän von NAC Breda hatte ich mit 30 Jahren ein Angebot von Austria Wien, damals trainiert von Joachim Löw. Ich überlegt lange hin und her, doch meine Familie wollte nicht mitkommen. Drei Wochen später wurde Paul Bosvelt, Kapitän von Feyenoord, zu Manchester City verkauft - und dann hat mich Feyenoord als Ersatz geholt. Damals hieß es, dass ich Austria nicht zugesagt hätte, weil ich von Bosvelts Verkauf schon wusste. Das stimmt aber nicht. Dennoch wurde mir dadurch später bewusst, dass ich in meiner Karriere einmal gerne im Ausland gearbeitet hätte.

SPOX: Im kommenden Mai wird Ihre erste Trainerausbildung, die Sie mit 34 noch als Profi beim FC Twente begannen, zehn Jahre zurückliegen. Schon zu Ihrer aktiven Zeit trainierten Sie Jugendteams Ihres Heimatvereins SDV Barneveld. Woher kam die Begeistung für den Trainerberuf?

Schreuder: Sie kam auf jeden Fall schon sehr früh. Wim Jansen, der 1974 auch im WM-Finale stand, hat mich Anfang der 1990er Jahre als Profi zu Feyenoord geholt. Es hat mir sehr imponiert, wie er mit uns als Mannschaft umgegangen ist. Auch Huub Stevens muss ich nennen, da er mir als Jugendlicher den großen Schritt von Feyenoord nach Eindhoven ins Internat ermöglicht hat. Eine harte, intensive Zeit, wir waren nur 20 Stunden pro Woche bei unseren Familien - drei Jahre lang in Folge. Und das noch unter Huub. (lacht) Aber ich bin ihm sehr dankbar dafür, ich bin durch ihn als Spieler und Mensch schneller erwachsen geworden.

SPOX: Im Januar 2009 beendeten Sie bei Vitesse Arnheim Ihre Profilaufbahn und fingen unmittelbar danach als Co-Trainer an. Im Sommer desselben Jahres kehrten Sie nach Enschede zurück und begannen dort Ihren siebenjährigen Aufenthalt. Wieso dieser Einstieg und kein anderer?

Schreuder: Direkt nach dem Karriereende fehlten mir natürlich noch Lizenzen, um gleich als Chefcoach einzusteigen. Als ich 2008/2009 nach Arnheim wechselte, wurde Theo Bos, der leider schon verstorbene Mister Vitesse, dort mal wieder Trainer. Er hat mich gefragt, ob ich nicht meine Karriere beenden und auf Anhieb sein Co-Trainer werden möchte. Wir kannten uns sehr gut, daher habe ich das sofort gemacht. In den ersten sechs Monaten sind wir von Platz 17 im Abstiegskampf noch auf Rang zehn marschiert.

SPOX: Wenn es auf Anhieb so gut begann, wieso gingen Sie dann so schnell wieder zurück zu Twente?

Schreuder: Das hatte ich Präsident Joop Münsterman versprochen. Der Deal war: Ich spiele ein Jahr bei Vitesse, komme zurück nach Enschede und arbeite dort mit im Trainerstab. Diese Entscheidung war im Nachhinein gesehen auch die richtige, denn bei Twente ging Co-Trainer Erik ten Hag mit Fred Rutten nach Eindhoven und ich wurde dort unter Steve McClaren neuer Co-Trainer. Im ersten Jahr sind wir auch sofort Meister geworden.

SPOX: Nach drei Jahren bei Twente sollten Sie nach der EM 2012 in Personalunion Assistenztrainer von Bert van Marwijk bei der niederländischen Nationalmannschaft werden. Durch das Ausscheiden in der Vorrunde des Turniers verlor van Marwijk seinen Job und die Sache zerschlug sich.

Schreuder: Van Marwijk hatte mich 2003 aus Breda ein zweites Mal zu Feyenoord gelotst. Zu ihm hatte ich seitdem einen guten Draht. Er hatte schon immer ein Faible dafür, ehemalige Spieler als Co-Trainer bei sich zu engagieren. Im Winter, ein halbes Jahr vor der EM, war schon alles unter Dach und Fach: Philippe Cocu wurde Cheftrainer in Eindhoven und ich sollte Co-Trainer von Oranje werden. Mein Vertrag war aber sozusagen an van Marwijk gekoppelt und da er entlassen wurde und Nachfolger Louis van Gaal seinen eigenen Stab mitbrachte, war die Geschichte leider vom Tisch. Immerhin war ich der Null-Spiele-Co-Trainer, wie die holländische Presse dann schrieb. (lacht)

SPOX: In Enschede hatte McClaren zwischenzeitlich seine zweite Amtszeit angetreten, trat Ende Februar 2013 aber wieder zurück. Sie wurden kurzzeitig Interimstrainer, mussten jedoch ins zweite Glied rücken, da Ihnen die nötige Lizenz für die Eredivisie fehlte. War damals schon klar, dass die Rollen zwischen Chefcoach Michel Jansen und Ihnen getauscht werden, sobald Sie die Lizenz inne hatten?

Schreuder: Das war eine neue Situation im niederländischen Fußball. Jeder wusste schon vor meiner letzten Lizenz, dass ich dort das Training mache und Michel so etwas wie ein Teamchef war. Das war also eine Übergangslösung.

SPOX: Im Mai 2014 war es dann so weit: Sie hatten die UEFA Pro Lizenz in der Tasche und wurden umgehend zum offiziellen Cheftrainer ernannt, Jansen arbeitete fortan als Co-Trainer. War der Job in der vordersten Reihe auch Ihr großes Ziel?

Schreuder: Ich wollte Cheftrainer werden, natürlich. Die Stellen als Co-Trainer haben mir gerade am Anfang sehr geholfen, dadurch habe ich ein besseres Gefühl für alle Abläufe und Entscheidungen bekommen. Gerade bei Twente bin ich in die Rolle als Chefcoach etwas hineingerutscht: McClarens zweite Amtszeit war schnell vorbei, ich habe am Ende der Saison übernommen und diese paar Spiele liefen auch gut. Der Vereine fragte mich, ob ich nicht bleiben wolle und da ich keine Lizenz hatte, wurde das Modell mit Michel Jansen in Absprache mit dem holländischen Verband so akzeptiert.

SPOX: Von Ihren ersten 17 Pflichtspielen als Twente-Coach ging nur ein einziges verloren, nach etwas mehr als einem Jahr wurde Ihnen aber ein schwacher Saisonstart zum Verhängnis und Sie wurden entlassen. Haben Sie derzeit den Drang, in Zukunft noch einmal als Chefcoach zu arbeiten?

Schreuder: Im Moment nicht. Mir gefällt es unter Julian Nagelsmann richtig gut. Er vertraut mir und ich habe schnell verstanden, was er möchte. Auch fußballerisch ist es ein enormer Unterschied zur Niederlande. Die Qualität der Spieler, das Tempo, die Struktur und Ordnung - das ist alles auf einem höheren Niveau. Ich arbeite hier ohne den Druck eines Cheftrainers und viel individueller mit den Spielern. Das ist richtige Fußballlehrer-Arbeit. SPOXspox

SPOX: In Enschede erlebten Sie unter anderem Steve McClaren, Michel Preud'homme oder Co Adriaanse, bei der TSG kam Stevens hinzu, zuvor Arnheims Legende Theo Bos. Was haben Sie von diesen Kollegen mitgenommen?

Schreuder: Von jedem sicherlich ein bisschen, das ist im Detail aber schwer zu benennen. Am meisten Eindruck hat eindeutig Michel Preud'homme auf mich gemacht. Er kam nach der überraschenden Meisterschaft zu Twente und auch ganz allein, ohne irgendein Funktionsteam. Er wollte sich um alles selbst kümmern und viele neue Dinge einbringen - zuvorderst ein neues Spielsystem. Wir haben uns noch gefragt, wieso er trotz des Erfolgs so viel verändern wollte. Ihm ging es vor allem darum, das bekannte Erfolgsgefühl aus dem Vorjahr ein wenig zu verändern. Anfangs hatten wir noch Recht, denn der Saisonstart verlief schleppend. Am Ende hat er den Pokal und den Supercup geholt und ist ins Viertelfinale der Europa League eingezogen. Die Verteidigung des Titels wurde nur um einen Punkt verpasst, weil das letzte Saisonspiel in Amsterdam verloren ging.

SPOX: Davon ist Nagelsmann in Hoffenheim noch entfernt, dennoch ist um ihn ein immer größerer Hype entstanden. Sein junges Alter und der sportliche Erfolg haben viel Aufmerksamkeit erzeugt. Wie haben Sie ihn anfangs kennengelernt?

Schreuder: Ich verstehe bestimmt viel von Fußball, arbeite aber mit einem Trainer zusammen, der extrem viel davon versteht. Ihn in diesem Alter zu erleben war überraschend und ist wirklich sehr interessant. Natürlich ist er der jüngste Trainer, den ich je erlebt habe - aber er ist auch der Beste von allen, denen ich bislang über den Weg gelaufen bin.

SPOX: Was macht ihn sozusagen handwerklich so besonders?

Schreuder: Das fängt schon mit der Art und Weise seiner Trainingseinheiten und wie er sich mit dem Spiel beschäftigt an. Seine Ideen sind immer sehr erhellend. Dazu kann er unfassbar gut zwischen Lockerheit und Ernsthaftigkeit wechseln. Das betrifft auch unser Zusammenspiel im Trainerteam. Durch seine Art der Menschenführung glauben die Spieler an ihn - und dadurch auch viel leichter an seine taktischen Inhalte. Wie er in Theorie und Praxis auf unterschiedliche Spielsituationen vorbereitet ist und dann während der Spiele eingreift, ist eine echte Gabe. Das ist beeindruckend.

SPOX: Sie haben im Juni Ihren Vertrag bis ins Jahr 2019 verlängert. Wie kam es dazu, dass Sie trotz der Entlassung von Stevens noch immer in Hoffenheim arbeiten?

Schreuder: Julian hat mich bereits im Dezember 2015 gefragt, ob ich bleiben möchte. Huub war zu diesem Zeitpunkt noch da, aber es war klar, dass Julian danach übernehmen würde. Wir hatten ein gutes Gespräch und haben vereinbart, dass wir uns die Zusammenarbeit bis zum Sommer einmal anschauen werden. Mir persönlich war schon eine Woche später klar, dass das ein super Trainer ist und ich gerne mit ihm zusammenarbeiten würde.

SPOX: Wie sehen Ihre Kernbereiche im Trainerteam genau aus: Welche Aufgaben übernehmen Sie, welche der zweite Co-Trainer Matthias Kaltenbach?

Schreuder: Die einzelnen Detailarbeiten sind unter uns vergeben. Ich gehe zum Beispiel mit den Spielern die defensiven Standards durch, Matthias die offensiven. Hinzu kommen Einzelgespräche mit Videosequenzen, die meist nach den von Julian geleiteten Teamsitzungen stattfinden. Wichtig für einen Co-Trainer ist auch der permanente Austausch mit den Spielern. Ganz egal, ob es da um berufliche oder private Dinge geht. Man braucht einen kurzen Draht zu ihnen.

SPOX: Sie loben Nagelsmann besonders für sein taktisches Feintuning. Als er die TSG übernahm, ließ er teilweise ein 4-3-3 spielen. Allerdings nicht wie aus Holland bekannt mit klassischen Flügelstürmern, sondern mit echten Mittelstürmern und einem hohen Fokus auf Angriffe durch das Zentrum. Wie haben Sie als Niederländer darauf reagiert?

Schreuder: Zum damaligen Zeitpunkt war das 4-3-3 oder auch das 3-4-3 ein System, das für uns gegen viele Gegner wirksam war. Wir haben bewusst nur wenige Flügelspieler im Kader. Ich habe den Vergleich und würde sagen, dass die deutsche Interpretation des 4-3-3, so wie wir es auch hier umgesetzt haben, sinnvoller ist. Die Holländer können von den Deutschen lernen, da sie systematisch viel flexibler sind.

SPOX: Heißt?

Schreuder: Wir starteten zuletzt häufig in einem 3-5-2, aber würde man nach 20 Minuten das Spiel anhalten und genau hinschauen, wird man auch ein 3-4-3 oder ein 3-1-5-1 erkennen können. In meiner Heimat wird diese Grundordnung dagegen sehr starr interpretiert. Jeder Spieler hat eine feste, vorgegebene Rolle und darüber hinaus kaum Freiheiten. Immerhin hat bereits ein erstes Umdenken begonnen. Manche Teams gehen mittlerweile weg von diesem klassischen 4-3-3. Mich rufen auch viele niederländische Trainer an, um bei uns zu hospitieren.

SPOX: In der Bundesliga ist beinahe ein Trend zum Aufbauspiel mit drei Spielern entstanden, Hoffenheim macht dies meist mit drei klassischen Innenverteidigern.

Schreuder: Julian wollte die Taktik im Sommer etwas modifizieren und dem Kader anpassen. Kevin Vogt kam beispielsweise als Sechser zu uns und spielt nun den zentralen Innenverteidiger. So entwickelt sich die Mannschaft und so sind wir dann auch für die Gegner schwerer ausrechenbar. Man ist als Trainer nie fertig, man macht sich ständig Gedanken über das Spiel und tauscht sich aus. Nichts anderes machen wir hier den lieben langen Tag. (lacht)

SPOX: Ihre aktive Fußballerkarriere wurde im März 2006 durch den frühen Tod Ihrer sechsjährigen Tochter Anouk überschattet, die an den Folgen eines Gehirntumors starb. Zu dieser Zeit spielten Sie bei Feyenoord, kämpften aber mit einer verletzten Achillessehne und kehrten erst nach drei Operationen und fast zweijähriger Pause wieder auf den Rasen zurück. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Schreuder: Ich bin davon überzeugt, dass zwischen diesen beiden Dingen ein Zusammenhang besteht und es kein Zufall war. Ich war bis zum Alter von 33 Jahren eigentlich immer fit. Zu diesem Zeitpunkt ist die unheilbare Krankheit meiner Tochter entdeckt worden. Ich habe dann auf Anhieb versucht, am Wochenende zu spielen, aber unter der Woche nicht zu trainieren, um bei ihr sein zu können. Das habe ich rund drei Wochen durchgehalten, bin allerdings fast zwangsläufig in eine Verletzung hinein gelaufen.

SPOX: Waren Sie damals froh, nicht spielen zu können, um häufiger bei Ihrer Tochter zu sein?

Schreuder: Feyenoord hatte mich zwischenzeitlich ohnehin nach Hause geschickt. Als es ihr wieder etwas besser ging, habe ich das Training wieder aufgenommen - aber keine gesundheitlichen Fortschritte gemacht. Daher auch die vielen Operationen. Ich war allerdings auch deutlich weniger ehrgeizig als zuvor. Erst nach Anouks Tod ging es für mich als Fußballer wieder bergauf.

SPOX: Das ist nachvollziehbar, klingt jedoch auch paradox.

Schreuder: Ich weiß. Wir hatten immer die Hoffnung, dass ausgerechnet sie diejenige ist, die es schaffen wird. Es war ein Auf und Ab über eineinhalb Jahre. Als sie dann starb, wurde ich von all dem täglichen psychischen Stress erlöst - und ich bin letztlich wieder fit geworden, mit fast 35. Diese schmerzhafte Erfahrung hat mich vor allem als Trainer gestärkt, auch wenn ich liebend gerne auf sie verzichtet hätte. Ich war immer Realist und bin ehrlich mit den Menschen umgegangen, doch habe nun ein noch besseres Gespür für eine positive Kommunikation mit den Spielern und meinen Mitmenschen bekommen.

SPOX: Wie bestimmt dieses Schicksal noch Ihre Gegenwart?

Schreuder: Sehr und täglich, ich denke immer an sie. In den ersten zweieinhalb Jahren hatte ich eine Stiftung zugunsten kranker Kinder und habe dort Fußballdevotionalien versteigert. Damit haben wir 90.000 Euro eingenommen. Von diesem Geld haben wir unter anderem auch den Eltern der Kinder eine Wochenendreise geschenkt.