Algeriens Nationalspieler Khaled Lemmouchia hat schwere Vorwürfe gegen den Fußballweltverband FIFA erhoben. Das von Ausschreitungen überschattete Qualifikationsspiel in Kairo am vergangenen Samstag hätte nie stattfinden dürfen, sagt der Mittelfeldspieler.
Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, dass Algeriens Nationalspieler die 0:2-Niederlage vom Samstag in Ägypten noch nicht verdaut haben. Bis in die fünfte Minute der Nachspielzeit hinein lag man im Hexenkessel Cairo International Stadium vor über 70.000 Zuschauern nur mit 0:1 im Hintertreffen und hatte das Ticket für die WM-Endrunde in Südafrika vor Augen.
Doch dann kam die Flanke vom linken Strafraumeck und Emad Meteabs Kopfballaufsetzer und die Qualifikation war dahin. Fürs erste zumindest, denn nun trifft man sich am Mittwoch noch einmal. Zum Entscheidungsspiel im sudanesischen Omdurman.
Was die Algerier aber viel härter getroffen hatte, als das 0:2, war die Tatsache, dass das Spiel überhaupt stattgefunden hatte. Bei der Ankunft der algerischen Nationalmannschaft in Kairo am Donnerstag wurde der Mannschaftsbus der Gäste von jugendlichen Randalierern mit Steinen beworfen. Dabei verletzten sich drei Spieler der Les Fennecs (Die Wüstenfüchse).
"Wenn die FIFA Ägypten lieber hat..."
Die FIFA forderte vom ägyptischen Fußballverband daraufhin schriftliche Garantien über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für das Gästeteam. Zurück kam aber nur der Einwand: Der Vorfall sei von den Algeriern inszeniert worden.
Geht es nach Mittelfeldspieler Khaled Lemmouchia, hätte die FIFA konsequenter einschreiten müssen: "Dieses Spiel stattfinden zu lassen, war einfach nur leichtfertig", sagte der 27-Jährige der "L'Equipe". "Einige Spieler bei uns waren leichenblass, andere wie gelähmt. Wir sind Menschen. Wir haben Freunde und Familie, Ängste und Freuden, wie jeder andere auch. Und dann lässt uns die FIFA unter solchen Umständen Fußball spielen. Wenn sie Ägypten lieber bei der WM hat, kann sie uns das auch einfach sagen."
Schikanöse Methoden
Lemmouchia lief wie Teamkollege Rafik Halliche mit einem Kopfverband auf. Eine Platzwunde auf seiner Stirn sei mit drei Stichen genäht worden.
"Was glauben Sie, wäre passiert, wenn die Ägypter bei uns in Algier so angegriffen worden wären? Sie wären nach Hause gefahren und hätten einen Sieg am grünen Tisch eingefordert. Und: Sie hätten ihn bekommen."
Ähnlich bedient wie Lemmouchia war auch Dr. Joachim Schubert, der deutsche Mannschaftsarzt des algerischen Teams, der die Gastfreundschaft der Ägypter so beschrieb: "Das war alles reine Schikane."
So blieben - offiziell wegen Seuchengefahr - die Duschen in der Gästekabine trocken, und man musste zwei Stunden nach dem Abpfiff in den Kabinen ausharren.
Der Gladbacher Karim Matmour fasste die Eindrücke für die "Bild-Zeitung" zusammen: "Ich habe mit einigem gerechnet. Das hat leider alles übertroffen. Ich hatte Angst und möchte so etwas nie mehr erleben."
Neutrales Terrain
Von mehr als 30 Verletzten rund um die Partie in Kairo ist die Rede. In Marseille randalierten Jugendliche algerischer Herkunft, in Algier kam es zu Übergriffen auf ägyptische Geschäfte.
Nun kommt es am Mittwoch auf vermeintlich neutralem Terrain zu einem Entscheidungsspiel. Dass die Algerier im Sudan einen wärmeren Empfang als in Kairo haben werden, halten nicht wenige aber für eine Illusion.
Heimvorteil Ägypten
"Die Sudanesen werden Ägypten unterstützen, weil beide Länder in ihrer Geschichte Beziehungen zu einander pflegten. Zudem hat Ägypten ja darum gebeten, dass das Spiel im Sudan stattfindet", sagt Abdelmajid Abdelraziq, Sportchef einer großen sudanesischen Zeitung.
Ähnlich sieht es Gasim Khalid vom Sportfachblatt "al-Hilal of Sudan": "Die Leute werden die Ägypter unterstützen, als wäre das Spiel in Kairo. Man wird keinen Unterschied merken."