Amine Harit vom FC Schalke 04 im Interview: "Ich dachte, ich wäre stärker und könnte die Gedanken verdrängen"

Jochen Tittmar
17. Januar 202015:21
Amine Harit wechselte 2017 zum FC Schalke 04.getty
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Amine Harit ist das Gesicht der erfolgreichen Hinrunde des FC Schalke 04. Vor dem Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr live auf DAZN) spricht er im Interview mit SPOX und DAZN über seine Anfänge in Paris, die Zeit beim FC Nantes, die Kontroversen um seinen Wechsel zu S04 und das "traurigste Ereignis" seines Lebens - den Autounfall mit Todesfolge in Marokko.

Außerdem erklärt Harit sein Formtief in der vergangenen Saison, den positiven Einfluss des neuen Trainers David Wagner und einen Wechsel zu seinem Herzensklub Wydad Casablanca.

Herr Harit, Sie haben in Ihrer Jugend insgesamt für fünf Pariser Vereine in neun Jahren gespielt - unter anderem auch kurz bei Paris Saint-Germain. Wie kam es damals zu diesen häufigen Wechseln?

Amine Harit: Es ging in Argenteuil los, weil ich dort in der Nähe gewohnt habe. Als wir nach Paris gezogen sind, hatte ich ein Probetraining bei Esperance Paris im 19. Arrondissement und spielte dort fünf, sechs Jahre lang. Bei PSG war ich letztlich nur ein halbes Jahr.

Durchgefallen?

Harit: Nein. Mein Vater fuhr mich nicht zu PSG, weil der Weg für ihn zu lang war. Deshalb konnte ich dort nicht bleiben. Wir hatten dreimal Training pro Woche und er konnte mich nicht jedes Mal dorthin bringen, weil es schlicht zu kompliziert für ihn war. Also musste ich aufhören und bin wieder für einige Zeit zurück zu Esperance gegangen. Anschließend habe ich mich für zwei Jahre Red Star Paris angeschlossen.

Amine Harits Anfänge: Nantes, Clairefontaine, U19-EM

Dort wurden Sie schließlich vom FC Nantes entdeckt.

Harit: Genau. Ich ging zunächst mit 13 oder 14 zu Red Star, weil Esperance in einer etwas schwächeren U15-Liga spielte und ich mich auf einem höheren Niveau weiterentwickeln wollte. Das hat mir auch sehr geholfen. Nantes ist dort dann auf mich aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt pendelte ich zwischen dem INF Clairefontaine, das ist das nationale Fußballzentrum, das auf die Ausbildung französischer Spieler spezialisiert ist, und Red Star. Bei einem Spiel kam ein Scout von Nantes zu meinem Vater und sagte, dass sie Interesse an mir haben. Mit 15 habe ich dann dort für das Nachwuchsleistungszentrum unterschrieben. Meine Eltern kamen mich dort einmal im Monat besuchen. Ich war die ganze Zeit da und bin dort auch zur Schule gegangen. Das war ein neues Leben für mich.

Und anfangs schwer?

Harit: Nein, denn ich war durch die Zeit in Clairefontaine seit zwei Jahren an diesen Ablauf gewöhnt. Damals war ich die ganze Woche über in Clairefontaine und nur am Wochenende zu Hause. Natürlich war es trotzdem etwas kompliziert, wenn du auf einmal so weit weg von deiner Familie bist und dich in einer Welt wiederfindest, in der es viel Konkurrenz gibt und jeder um seinen Platz kämpft. Zu Beginn haben Spieler meines Alters bereits bei den Älteren mitgekickt, so dass ich mir schon ein paar Fragen gestellt habe. Es war nicht einfach, aber letztlich habe ich mich an das höhere Niveau gewöhnt und drei Jahre im NLZ absolviert, bevor ich zu den Profis kam.

SPOX-Redakteur Jochen Tittmar sprach mit Amine Harit in der Veltins Arena auf Schalke.spox

Nach drei Jahren in Nantes kamen Sie zu den ersten Einsätzen für die französischen U-Nationalmannschaften. 2016 feierten Sie gemeinsam mit Kylian Mbappe und Marcus Thuram bei der U19 den Gewinn der Europameisterschaft und nur wenige Wochen später Ihr Debüt bei den Profis. Hätten Sie damals gedacht, dass diese Saison bereits Ihre letzte für Nantes sein wird?

Harit: Natürlich nicht. Ich dachte, dass ich zwei, drei Jahre in Nantes bleibe, um mich an das Niveau zu gewöhnen. Es ging jedoch alles sehr schnell. Ich kam sofort auf viele Einsätze und habe eine komplette Saison mit über 30 Partien gespielt. Normalerweise spielt ein junger Kerl wie ich zu Beginn seiner Profikarriere zehn, zwölf Spiele. Ich hatte zwar Höhen und Tiefen, aber am Ende der Spielzeit hatte ich Lust auf mehr und wollte eine neue Herausforderung.

Amine Harit: "Er hat mir gezeigt, was es heißt, Profi zu sein"

Die Saison war sportlich alles andere als leicht. Nach der Hinrunde stand man tief im Tabellenkeller und Trainer Rene Girard wurde entlassen. Dann kam Sergio Conceicao, über den Sie einmal sagten, er habe Ihnen in Sachen Einstellung sehr geholfen. Was hat er konkret getan?

Harit: Er hat alles im Verein umgekrempelt: die Art und Weise des Arbeitens, unsere Verhaltensweisen und er hat einen völlig anderen Fußball als zuvor spielen lassen. Dazu ist er ein sehr harter und charakterstarker Trainer. Dank ihm habe ich extrem viel gelernt, auch wenn zwischen uns nicht immer alles rosig war und wir uns auch gestritten haben. Doch letztlich war alles, was ich mit ihm erlebt habe, positiv. Er hat mir gezeigt, was es heißt, Profi zu sein. Am Ende sind wir sogar noch Siebter geworden.

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Inwiefern haben Sie denn den Start Ihre Profikarriere auch etwas zu sehr auf die leichte Schulter genommen?

Harit: Ich war damals 18 Jahre alt, das ist wirklich noch sehr jung. Ich kam in eine Kabine mit vielen Älteren, aber ich kam als U19-Europameister und mit viel Selbstvertrauen. Dann habe ich sofort gespielt und es lief super für mich. Daher dachte ich, dass das alles relativ einfach wäre. Das ist es auch, wenn alles glatt läuft. Wenn es aber Gegenwind gibt und nicht mehr alles gelingt, dann sieht man, ob man ein Mann ist - und ich war damals noch ein Kind. Ich habe Fehler gemacht, nicht nur in dieser Saison. Doch ich habe versucht, aus all diesen Fehlern wirklich etwas zu lernen. Heute denke ich, dass ich zu einem Mann geworden bin.

Amine Harit über den frühen Umgang mit Ruhm und Geld

Sie sagten mal in einem Interview, dass Sie in Nantes das Image eines kleinen Idioten hatten, der abends ausgeht und nicht seriös ist. Wie kam es zu dieser Wahrnehmung?

Harit: Ich hatte einen Fehler gemacht - und Sergio Conceicao war mein Trainer. (lacht) Er ist nicht unbedingt jemand, der in solchen Fällen mal ein Auge zudrückt. Ich bin unter der Woche abends ausgegangen. Wir hatten am Freitag ein Spiel und ich war mittwochs unterwegs. Der Trainer hat mich nicht spielen lassen, aber erst nach der Partie davon erfahren. Danach wurde es heiß für mich, denn er steckte mich zehn Tage lang in die zweite Mannschaft.

Haben Sie damals verstanden, dass dies ein Fehler war?

Harit: Um ehrlich zu sein nicht wirklich, denn ich war jung und für mich war das keine schlimme Sache, zumal ich auch nicht verletzt war. Doch als ich älter wurde, habe ich es nach und nach kapiert, dass es einfach nicht geht, mittwochs fortzugehen, wenn freitags ein Spiel ansteht. Das war eine kleine Dummheit mit großen Folgen, denn es wurde überall darüber berichtet. Das hat meiner Familie und auch mir wehgetan. Ich bekam ein Image, dass mich einige Monate lang verfolgt hat.

Welchen Einfluss auf Ihr damaliges Verhalten hatte denn auch der erhöhte Bekanntheitsgrad und das viele Geld, das man plötzlich verdient?

Harit: Damit umzugehen ist in der Tat nicht einfach. Plötzlich taucht man jede Woche im Fernsehen auf und es wird genau beäugt, ob man etwas richtig oder falsch macht. Das ist für einen 18-, 19-Jährigen, der plötzlich in diese Welt eintaucht, schwierig. Ich habe aber keine wahnsinnigen Aktionen gebracht, sondern eher Fehler gemacht, die ein junger Kerl manchmal macht - wie abends länger wegzugehen zum Beispiel. Zudem hatte ich immer die Unterstützung meiner Eltern und Familie, die mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben.

Schließlich sind Sie 2017 nach einer Saison mit 34 Pflichtspielen, einem Tor und einer Vorlage zu Schalke 04 gewechselt. Waren Sie von den vielen Angeboten, die Sie damals bekamen, überrascht?

Harit: Ja und nein. Ich hatte es erwartet, da ich keine schlechte Saison gespielt habe. Meine Statistiken waren nicht herausragend, aber ich habe gute Spiele abgeliefert. Dazu war ich jung und heutzutage wird eben sehr viel Wert auf junge Spieler gelegt. Aber klar, ein Jahr zuvor habe ich noch für Nantes in der Reservemannschaft gespielt, plötzlich lagen mir gute Angebote von tollen Klubs vor. Das ging wirklich alles extrem schnell. Es hat mich überrascht, aber auch stolz gemacht.

Nantes-Präsident Waldemar Kita wollte Sie nicht verkaufen und hat rund um Ihren Wechsel gesagt, dass Sie einen Zirkus veranstalten und quasi streiken würden, um den Verein zu verlassen. Wieviel Wahrheit steckt dahinter?

Harit: Manches ist wahr. (lacht) Ich war bei der U20-WM in Südkorea und hatte deshalb später als alle anderen Urlaub. Eigentlich hätte ich einen Monat lang Pause gehabt. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit Schalke bereits einig, aber die Vereine mussten noch verhandeln. Nantes hat aber zu viel Geld verlangt. Als ich erfuhr, dass die Verhandlungen stocken, hätte ich schon wieder zum Verein zurückkehren müssen. Das habe ich dann aber nicht gemacht, weil es dann nur zwei Wochen Urlaub gewesen wären.

Also doch eine Art Streik?

Harit: Nicht gänzlich falsch, aber auch nicht komplett richtig. (lacht) Ich will nicht lügen: Ich wollte unbedingt wechseln und dem Präsidenten zeigen, dass ich es ernst meine. Mir war aber nicht daran gelegen, im Unfrieden zu gehen, denn ich schätze ihn genauso wie seinen Sohn Franck. Letztlich lief alles gut, denn er hat das Angebot akzeptiert und der Transfer sah nur Gewinner.

Amine Harit über sein Formtief: "War im Kopf nicht frei"

Die Gespräche für Schalke führte Christian Heidel, der in Deutschland als gewiefter Verhandlungspartner gilt. Inwiefern war Heidel überzeugender als andere Gesprächspartner?

Harit: Ich habe damals mit mehreren Vereinen und Sportdirektoren gesprochen. Christian ist vor Saisonende nach Nantes gekommen, wir hatten dort eine sehr gute Unterhaltung. Er war anders als die anderen, denn er hat mir nicht das Blaue vom Himmel versprochen. Er hat nicht gesagt, dass ich zu einem Klub käme, der um den Titel mitspielen wird. Er sagte, Schalke sei ein Klub mit einer unglaublichen Beliebtheit in Deutschland, einem herausragenden Stadion und grandiosen Fans - und er sagte, dass ich dort spielen werde. Genau das habe ich gesucht. Ich wollte nicht zu einem zu großen Verein gehen, bei dem ich jedes Wochenende von der Bank aus zuschaue. Christian hat mir vermittelt, dass ich auf Schalke wichtig sein werde.

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Auf Schalke lief es unter Domenico Tedesco im ersten Jahr hervorragend, am Saisonende sind Sie zum Rookie des Jahres gewählt worden. Doch nur eine Saison später lief plötzlich alles schief, Schalke spielte gegen den Abstieg und Tedesco sowie Heidel mussten gehen. Was hatte sich in dieser zweiten Saison derart verändert?

Harit: Der Unfall in Marokko bedeutete nicht nur eine private Katastrophe, sondern ich bekam dadurch natürlich auch Probleme außerhalb des Fußballs, was nicht einfach für mich war. Ich kam nach der WM 2018 zurück und der Druck, der auf mir lastete, war groß. Wir spielten in der Champions League und hatten viele Partien zu absolvieren. Mir ging es aber überhaupt nicht gut und ich war im Kopf nicht frei. Es war eine Anhäufung vieler Dinge. Das zeigte sich dann auf dem Feld. Ich habe einfach nicht gut gespielt und bin in ein Loch gefallen. Doch so schrecklich dieses Ereignis auch war, habe ich in dieser Zeit viele Dinge gelernt - vor allem über mich selbst.

Welche Dinge waren das konkret?

Harit: Geduld und dass ich jetzt weiß, was gut und weniger gut für mich ist. Ich habe plötzlich nicht mehr gespielt. Dann kamen Gerüchte auf, Schalke möchte mich nicht behalten, sondern am besten bereits im Winter verkaufen. Das war hart, aber ich habe mir dadurch eine psychische Stärke zugelegt, durch die ich bereit bin, jeglicher Situation die Stirn zu bieten.

Waren Sie in der damaligen Phase auch das einfachste Ziel?

Harit: Natürlich, denn ich hatte den Unfall hinter mir, auf Schalke lief es nicht und ich habe einige Fehler gemacht.

Harit: Autounfall "das traurigste Ereignis meines Lebens"

Ein Jahr zuvor gab es jedoch noch von allen Seiten Komplimente. Wie blicken Sie denn auf dieses mediale Auf und Ab, nervt das?

Harit: Ich habe versucht, das nicht so stark an mich herankommen zu lassen, aber es trifft meine Familie und wenn es meine Familie trifft, berührt und verletzt es auch mich. Plötzlich hat gefühlt jeder ein schlechtes Bild von dir. Es ist dann schwer, das wieder umzukehren.

Der bereits angesprochene Autounfall mit Todesfolge ereignete sich nach der WM im Sommer 2018 in Marrakesch. Glauben Sie, dass Sie das mittlerweile verarbeitet haben - oder ist das gar nicht möglich?

Harit: Ich bin der Meinung, dass ich es - soweit überhaupt möglich - verarbeitet habe. Dennoch behalte ich es wohl immer in meinem Kopf, weil es das traurigste Ereignis meines Lebens war und auch bleiben wird.

Wie sah in dieser Zeit der Kontakt zu Heidel und Tedesco aus?

Harit: Wir haben nicht viel miteinander darüber gesprochen. Ich denke, es war schwer für sie und sie hatten Angst, mich ständig daran zu erinnern. Ich habe letztlich aber doch ohnehin ständig darüber nachgedacht und gegrübelt.

Nach der Rückkehr ins Training waren Sie um Normalität versucht, was Ihnen aber laut eigener Aussage nicht gelang.

Harit: So funktioniert einfach der Mensch nicht. Man hofft, man könne das irgendwie hinter sich lassen und sich wieder auf andere Dinge oder seinen Beruf konzentrieren, aber das stimmt nicht. Ich dachte, ich wäre stärker und könnte die Gedanken daran verdrängen, um mich gleich wieder auf den Fußball zu fokussieren. Das war aber nicht der Fall, denn wenn du etwas in deinem Kopf hast, was dich enorm beeinträchtigt - und mich hat das fast ein ganzes Jahr lang beeinträchtigt -, dann geht das einfach nicht.

Gab es einen bestimmten Moment, an dem Sie gemerkt haben, dass es Ihnen so langsam damit besser geht?

Harit: Das nicht, aber irgendwann sagt man sich, dass man mit seinem eigenen Leben weitermachen muss. Man vergisst es ja ohnehin nicht und denkt trotzdem weiter sehr häufig daran. Ich stand kurz davor, Vater zu werden und wollte meiner Tochter ein gutes Beispiel sein.

Ihre Eltern haben die Familie des Getöteten besucht, Sie haben mit der Mutter telefoniert. Dort wurde Ihnen gesagt, dass man Ihnen keine Vorwürfe machen würde. Wie entscheidend war dieses Gespräch für die persönliche Aufarbeitung?

Harit: Wir haben ausgiebig miteinander gesprochen. Es hat mir wirklich gutgetan und extrem bei der Verarbeitung geholfen.

Harit: David Wagner "in erster Linie menschlich und echt"

Der sieht bei Ihnen und Schalke unter David Wagner wieder richtig gut aus, seit Saisonbeginn läuft es wieder richtig gut. Welche Rolle spielen dabei Wagners Emotionalität und menschliche Wärme?

Harit: Er ist für mich in erster Linie menschlich und echt, erst danach sehe ich ihn als Trainer. Er sagt, was er denkt. Domenico Tedesco war ähnlich, auch er war sehr emotional und charakterstark. David Wagner kam mit viel Ruhe und Ausgeglichenheit hier an, die Gespräche mit ihm sind immer sachlich und locker. Er versucht, mit jedem regelmäßig zu sprechen, um uns im Alltag zu helfen. Er ist in der Gruppe wirklich sehr präsent. Jetzt sind wir ein echtes Team, in dem jeder bereit ist, alles für den anderen zu geben.

Würden Sie sagen, dass dies eben wichtiger war als die konkrete taktische Ausrichtung oder die Art und Weise, Fußball zu spielen?

Harit: In gewisser Weise schon, denn jeder von uns ist Profi genug, um einen Pass zu spielen, aufs Tor zu schießen oder zu verteidigen. Manchmal gibt es jedoch Dinge, die wichtiger sind, damit eine Mannschaft gewinnt. Nun glaube ich, ist sich jeder der Fehler bewusst, die wir in der letzten Saison gemacht haben und niemand spielt mehr nur für sich. Das sieht man auch an unserer Intensität in den Spielen und im Training. Nur so kommen wir voran. All dies ist letztlich dem Trainerteam zu verdanken, das wirklich eine sensationelle Arbeit leistet.

Sie selbst stehen bei sechs Toren und fünf Vorlagen. Was sind die Gründe für Ihren persönlichen Aufschwung?

Harit: Ich habe mein Leben neu geordnet und konzentriere mich jetzt wieder mehr auf meinen Beruf. Im letzten Jahr war mein Fokus eher auf das Leben außerhalb des Fußballs gerichtet und das habe ich bitter bezahlen müssen. Jetzt aber geht es meiner kleinen Familie und mir gut, ich bin stabiler geworden. Nicht zu vergessen der Trainer, der mit mir sofort schlichtweg überragend umging und mir von Anfang genauso zuhörte wie ich ihm. Wir hatten zu Beginn ein intensives Gespräch, das für mich quasi der Startschuss für eine gute Vorbereitung war. Seitdem läuft es beinahe mit jedem Spiel besser.

Seit Mai sind Sie Vater einer Tochter. Wie sehr hat Sie das verändert?

Harit: Es ist auch einer der Gründe. Ich verbringe nun deutlich mehr Zeit zuhause mit meiner Frau und Tochter. Ich erfahre jeden Tag Liebe. Ich stehe morgens glücklich auf und kehre abends glücklich nach Hause zurück. Du hast automatisch gute Laune und das spiegelt sich dann auch direkt auf dem Platz wieder, weil du keinen Druck und keine Angst hast. Ich spiele jetzt mit freiem Geist - ich glaube, dass ist für jeden Fußballer das Wichtigste.

Harit über das Leben in Deutschland: "Jeder macht sein Ding"

Sie leben jetzt seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Wie erging es Ihnen denn am Anfang, worin bestand der größte Unterschied zu Frankreich?

Harit: Ich finde, in Deutschland wirken die Leute teilweise verschlossener. Jeder macht sein Ding. Das kannte ich so nicht, denn in Frankreich sind die Menschen eher gut gelaunt und locker. Anfangs hatte ich damit deshalb ein paar Probleme, aber man gewöhnt sich natürlich daran. Mittlerweile bin ich glaube ich genauso. (lacht)

Am Freitag startet Schalke mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach in die Rückrunde. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass S04 dort an die Hinrunde anknüpfen kann?

Harit: Wir werden da weitermachen, weil sich jeder bewusst ist, dass wir erst ein halbes Jahr hinter uns haben und die kommenden sechs Monate noch wichtiger werden. Wir sind auf einem guten Weg und dürfen nicht nachlassen, denn die Mannschaften vor uns werden das auch nicht tun. Uns ist es gelungen, vielen Mannschaften Schwierigkeiten zu bereiten, aber wir müssen vor allem an der defensiven Stabilität arbeiten. Am Freitag müssen wir 200 Prozent geben, weil wir mit Gladbach auf eine super Mannschaft treffen, die hierher kommen wird, um zu gewinnen. Nur so werden wir auch im nächsten halben Jahr gute Ergebnisse einfahren können, um den Verein am Saisonende letztlich dorthin zu bringen, wo er hingehört: in die Champions League.

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Könnte es Schalke entgegenkommen, dass Gladbach der Favorit ist und nach vorne spielen wird?

Harit: Ich glaube nicht, dass Gladbach der Favorit ist, wenn sie auf Schalke spielen müssen. Keine Mannschaft ist hier Favorit, denn wenn du hierher kommst, weißt du, dass dich ein schwieriges Spiel erwartet. Das weiß Gladbach auch und wir sind uns ebenso bewusst, dass wir auf eine starke Mannschaft treffen. Ich glaube, dass es ein sehr umkämpftes Spiel wird.

Amine Harit: "Wydad, das ist mein Herzensklub"

Sie sind seit Ihrer Kindheit ein Fan des marokkanischen Klubs Wydad Casablanca. Dessen Anhänger sind bekannt für ihren heißblütigen Enthusiasmus und ihre großartigen Choreographien. Kommt da die Stimmung in der Bundesliga heran?

Harit: Es ist nicht so, dass das überall in Marokko der Fall ist. In der Bundesliga hast du in fast jedem Stadion eine tolle Stimmung, die deutschen Fans sind echt top. Wydad wiederum ist Wydad, das ist mein Herzensklub. (lacht) Die Fans sind im positiven Sinn wirklich verrückt, das ist absolut unglaublich. Man muss das im Stadion miterleben, um es verstehen und glauben zu können. Die Fans auf Schalke tun auch grandiose Dinge, sie sind für mich die besten in Deutschland. Aber: Die Fans von Wydad sind die Fans von Wydad - sie sind wirklich speziell. (lacht)

Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie irgendwann einmal für Ihren Lieblingsverein auflaufen werden?

Harit: Wenn ich mich nicht ernsthaft verletze, liegt die Chance bei 100 Prozent. Ich habe zu meinen Eltern immer gesagt, dass ich eines Tages in Marokko spielen werde, selbst wenn es nur für sechs Monate oder ein Jahr ist. Aber ich werde dort spielen. Ich habe Lust darauf und werde es tun, so Gott will.