Borussia Dortmund hat eine gute Ausgangslage für das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen SL Benfica verpasst. Im Hinspiel in Lissabon unterlag der BVB trotz hochkarätiger Chancen 0:1 (0:0).
Vor 65.000 Zuschauern im Estadio da Luz brachte Konstantinos Mitroglou Benfica nach der Pause in Führung (48.). Benfica hat damit in allen sieben Partien der laufenden Champions-League-Saison mindestens ein Tor erzielt. Dortmund dagegen kassierte auswärts in den letzten 13 Pflichtspielen immer ein Gegentor - das ist die längste Serie dieser Art des BVB seit über 26 Jahren!
Zuvor war dem überlegenen BVB ein klarer Elfmeter verwehrt worden. Den gab es nach der Pause, Pierre-Emerick Aubameyang scheiterte vom Punkt aber an Ederson (58.). Der Gabuner vergab damit drei seiner letzten vier Elfmeter für den BVB.
BVB-Coach Thomas Tuchel kassierte seine erste Niederlage in der Champions League überhaupt. Benfica-Kapitän Luisao bestritt sein 500. Pflichtspiel für die Portugiesen. Felipe Augusto feierte nach seiner Einwechslung sein CL-Debüt.
Vor dem Anstoß gab es erhebliche Probleme mit der elektronischen Einlasskontrolle im Estadio da Luz, sodass hunderte BVB-Fans nicht rechtzeitig in den Fanblock kamen. Der BVB hatte die UEFA vergeblich um eine spätere Anstoßzeit gebeten. Zudem gab es fünf Festnahmen.
Das Rückspiel in Dortmund findet am 8. März statt. Die Borussia braucht zum Weiterkommen einen Sieg. Wenn Benfica ein Auswärtstor erzielt, muss der BVB mit mindestens zwei Toren Vorsprung gewinnen.
Die Reaktionen:
Thomas Tuchel (Trainer Dortmund): "Ich finde, wir haben nicht nur gut, sondern überragend gespielt. Wir haben dem Gegner nichts zugestanden und kassieren durch den einzigen Torschuss des Gegners den entscheidenden Treffer. Das sind so Ergebnisse, dafür gibt es Rückspiele. Wir waren so gut und hatten so viele Chancen. Shit happens. Ich bin sehr enttäuscht, aber auch sehr stolz. Im Rückspiel müssen wir in der Konsequenz vor dem Tor deutlich zulegen."
Andre Schürrle (Dortmund): "Wir waren die bessere Mannschaft und hatten große Tormöglichkeiten, vor allem den Elfmeter. Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Wir werden es im Rückspiel besser machen und dann weiterkommen."
Julian Weigl (Dortmund): "Wir hätten hier viel mehr mitnehmen müssen und 2:0, 3:0 oder 3:1 gewinnen können. Unsere Situation ist aber nicht aussichtslos. Das Ergebnis ist sehr schmerzhaft, aber in unserem eigenen Stadion sind wir immer für eine gute Leistung gut."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Benfica nimmt im Vergleich zum 3:0 gegen Arouca im vergangenen Ligaspiel zwei Wechsel vor: Salvio und Rafa spielen für Jonas und Zivkovic (beide nicht im Kader).
Vier Änderungen beim BVB im Vergleich zum 1:2 in Darmstadt: Schmelzer, Piszczek, Bartra und Dembele spielen für Burnic, Mor (beide nicht im Kader), Ginter und Pulisic (beide Bank). Es ist die Startelf, die zuletzt gegen Leipzig und im Pokal gegen Hertha erfolgreich war.
10.: Nach einem BVB-Ballverlust setzt Dembele am Mittelkreis stark nach und gewinnt die Kugel zurück. Er schickt direkt Aubameyang steil, der alleine vor Ederson im Strafraum auftaucht. Seinen freien Abschluss setzt der Stürmer deutlich über die Latte!
23.: Guerreiro verzettelt sich am Strafraum und hat Glück, dass Reus nachsetzt. Der schickt Guerreiro wieder links in den Sechzehner. Von dort schiebt der Portugiese die Kugel quer ins Zentrum. Die Kugel landet bei Dembele, der aus zehn Metern zum Abschluss kommt. Lindelöf grätscht gerade noch dazwischen!
38.: Aubameyang fehlen Zentimeter! Feijsa und Ederson werden sich halblinks im Strafraum nicht einig, Guerreiro ist dran und spitzelt den Ball an beiden vorbei in den Fünfmeterraum. Aubameyang kommt angerauscht und grätscht vor dem leeren Tor ganz knapp am Ball vorbei.
40.: Dembele legt sich auf der Strafraum-Linie den Ball an Ederson vorbei und wird vom Keeper dann rustikal umgesenst. Rizzoli lässt weiterspielen! Krasse Fehlentscheidung!
48., 1:0, Mitroglou: Ist das bitter! Nach einer Ecke von Pizzi setzt sich Luisao in der Luft durch. Am langen Pfosten ist kein Dortmunder bei Mitroglou. Der stochert die Kugel zur Führung ins Tor.
51.: Reus setzt sich auf dem linken Flügel glücklich durch, Luisao bekommt die Kugel im Strafraum nicht geklärt. Dembele ist da und scheitert aus sechs Metern aber an Ederson!
53.: Wieder wird Aubameyang durchs Zentrum bedient, diesmal von Bartra. Wieder steht der Gabuner 13 Meter alleine vor Ederson. Wieder haut er ihn ohne Bedrängnis deutlich über den Kasten!
56.: Ein langer Ball auf die linke Seite findet Reus. Der schließt direkt mit links ab - Ederson hat ihn! Wenige Sekunden später kommt Piszczek aus 20 Metern zum Abschluss. Wieder ist der Benfica-Keeper in der Ecke und pariert zur Ecke.
58.: Bartra chippt den Ball links im Strafraum über den grätschenden Fejsa, der die Kugel mit dem Arm erwischt - Elfmeter. Der glücklose Aubameyang tritt an und scheitert mit seinem erbärmlich geschossenen Schuss an Ederson, der einfach stehenbleibt.
84.: Ederson! Der eingewechselte Pulisic nimmt einen geklärten Ball im Rückraum volley. Die abgefälschte Kugel fischt Ederson mit einem überragenden Reflex aus dem Winkel.
Fazit: Ein Spiel, das jegliche Fußball-Floskel bestätigt. Die zutreffendste: "Wenn du vorne deine Chancen nicht nutzt, ..."
Der Star des Spiels: Ederson. Was Aubameyang nicht selbst verballerte, hielt Benficas Schlussmann eindrucksvoll. War fünfmal richtig stark zur Stelle, durchschaute auch Aubameyang beim Elfmeter. Hatte Glück, dass sein Foul an Dembele nicht geahndet wurde, ansonsten mit einwandfreier Leistung.
Der Flop des Spiels: Pierre-Emerick Aubameyang. Stand völlig neben sich und hatte nur zwölf Ballaktionen. Hätte dennoch dreimal treffen müssen! Scheiterte jedes Mal völlig unkonzentriert, unter anderem per Elfmeter. Tuchel nahm ihn sofort danach raus - verständlich.
Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien). Schwache Partie des Unparteiischen. Schon in der 2. Minute mit dem ersten Fehler, als Luisao Dembele am Knie traf und Rizzoli weiterspielen ließ. Lag in der Folge auch nicht in allen Abseitsentscheidungen richtig. Sein größter Bock war sicher das nicht geahndete Foul an Dembele vor der Pause (40.). Fejsas Handspiel nach der Pause bewertete er richtig.
Das fiel auf:
- Dortmund agierte sehr offensiv. Tuchel hatte kurz vor Anpfiff angekündigt, früh draufschieben zu wollen und Benfica schon in seiner Hälfte unter Druck setzen zu wollen. Das funktionierte oft gut - die Portugiesen kamen so nicht zu ihrem gewohnt geordneten Spielaufbau. spox
- Dadurch lief der weit aufgerückte BVB aber auch in einige Kontersituationen. Schmelzer und Durm standen meist so hoch, dass sie einfach überspielt werden konnten und in der Rückwärtsbewegung dann auch nicht mehr rechtzeitig hinter den Ball kamen.
- Tuchel hatte offenbar die Devise formuliert, verstärkt vertikal durch die Mitte zu spielen. Immer wieder war nach BVB-Ballgewinnen sichtbar, wie sofort der Blick in Richtung Aubameyang und Reus wanderte und versucht wurde, in die Schnittstellen der Benfica-Viererkette zu spielen. So kam nicht nur Aubameyang früh zu seiner Großchance (10.).
- Nach gut 20 Minuten war Dortmunds Eingewöhnungsphase beendet, die Gäste bestimmten das Spiel - wie von Tuchel erwünscht - mit viel Ballbesitz. Was fehlte, war das Tor. Das rächte Benfica direkt nach der Pause, weil Dortmund die Körperspannung in den ersten Minuten der zweiten Hälfte nicht so auf den Platz brachte wie vor dem Seitenwechsel.
- Das Hauptproblem des BVB, der in der Folge weiter gut nach vorne spielte und permanent Druck ausübte, war Aubameyang. Der Gabuner hatte gleich drei Riesenchancen, ließ aber jedes Mal die Konzentration vermissen.
Benfica Lissabon - Borussia Dortmund: Die Statistik zum Spiel