Paraguay hat die Gruppe F mit einem 0:0 gegen Neuseeland als Erster abgeschlossen und damit gute Chancen auf den Durchmarsch ins Viertelfinale. Die Kiwis hingegen verpassten bei ihrer zweiten WM-Teilnahme die Sensation und scheiden als Gruppendritter ohne Niederlage aus.
Vor 34.850 Zuschauern in Polokwane vergab der eingewechselte Edgar Benitez die beste Chance für Paraguay (76.), das zum vierten Mal in der WM-Geschichte im Achtelfinale steht. Die Runde der letzten Acht erreichten die Rot-Weißen noch nie.
Für Neuseeland war die WM mit drei Remis in drei Spielen trotz des frühen Aus ein echter Achtungserfolg. Auf Seiten der Paraguayer fehlt Victor Caceres im Achtelfinale gegen Japan. Er sah seine zweite Gelbe Karte.
Nachbetrachtung:
Italien raus, Paraguay und Slowakei weiter - das hatten nicht viele getippt. Paraguay reichte ein passabler (Italien), ein guter (Slowakei) und ein schwacher (Neuseeland) Auftritt zu Platz eins in der Gruppe F. Für einen selbsternannten Viertelfinal-Kandidaten ist das eigentlich zu wenig - blickt man aber auf den kommenden Gegner Japan, ist der Einzug ins Viertelfinale drin.
Dazu müssen sich aber vor allem die Angreifer steigern. In diesem Mannschaftsteil blieben bislang alle unter ihren Möglichkeiten, Barrios vielleicht ausgenommen. Der Ausfall des Defensivstrategen V. Caceres könnte die Südamerikaner im Achtelfinale schmerzen.
Neuseeland hingegen kann stolz auf sich sein. Zwar war 28 Jahre nach der ersten WM-Teilnahme erneut in der Vorrunde Endstation, die Kiwis überzeugten aber mit einer disziplinierten Spielweise und ordentlich Herz. Gut möglich, dass Neuseeland bei Weltmeisterschaften nun häufiger zu Gast ist.
Reaktionen:
Martino Gerardo (Trainer Paraguay): "Wir haben nicht gut gespielt. Das Niveau des Spiels war nicht besonders hoch. Wir durften nicht verlieren, deshalb war der Druck groß. Wir sind froh, die nächste Runde erreicht zu haben."
Ricky Herbert (Trainer Neuseeland): "Ich kann meiner Mannschaft nur ein riesiges Kompliment machen. Es war stark, resolut und hatte Teamspirit. Wir haben für unsere Verhältnisse ein großartiges Turnier gespielt. Trotzdem bin ich ein ganz kleines bisschen enttäuscht, weil wir die Chance hatten, ins Achtelfinale einzuziehen."
Mark Paston (Neuseeland): "Es ist traurig, dass wir das Tor nicht gemacht haben."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Paraguay mit drei Änderungen: Kapitän Caniza und Cardozo spielen für Bonet und Barrios. J. Caceres ersetzt den bisher starken Alcaraz (Knöchelverletzung).
Neuseeland beginnt zum dritten Mal mit derselben Startelf. Abwehrspieler Reid kann mit angebrochener Nase spielen.
10.: Gelbe Karte für V. Caceres nach einem Foul an Fallon. Der Paraguayer ist damit für das nächste Spiel gesperrt.
29.: Caniza spielt auf rechts Doppelpass und zieht dann aus gut 30 Metern ab. Ordentlicher Versuch, aber nicht mehr - drüber.
48.: Lochhead bringt den Ball von links in die Mitte. J. Caceres wehrt zu kurz ab. Am Sechzehner lauert Elliott und hält von links einfach mal drauf - knapp über das linke Kreuzeck.
62.: Kurz gespielter Eckball von Paraguay. Caniza chippt die Kugel von rechts in den Strafraum. Dort köpft Riveros aufs Tor, Paston wehrt ab. Cardozos Nachschuss wird abgeblockt, V. Caceres' ballert ebenfalls an einen Kiwi-Fuß.
76.: Santa Cruz wird links steil geschickt. Pass in den Sechzehner zu Benitez. Der wackelt Elliott aus und zieht den Ball aus halblinker Position mit Rechts aufs lange Eck. Paston wehrt gut ab. Barrios will abstauben, aber Paston fährt nochmal die Hände aus und klaut Barrios den Ball vom Fuß.
Fazit: Neuseeland fehlten die Mittel, Paraguay der Wille. Die Südamerikaner ziehen letztlich souverän als Gruppenerster ins Achtelfinale ein.
Der Star des Spiels: Denis Caniza (SPOX-Note 3). Der 35-jährige Kapitän durfte im dritten Spiel erstmals ran und überzeugte auf Anhieb. Defensiv gegen Lochhead und Smeltz fast fehlerfrei und dazu immer wieder mit gefährlichen Vorstößen nach vorne. Ist übrigens schon die vierte WM für Caniza...
Für die SPOX-User war Mark Paston Man of the Match
Die Gurke des Spiels: Oscar Cardozo (SPOX-Note 5). Barrios durfte sich 66 Minuten lang auf der Bank entspannen - von seinem Ersatzmann im Paraguay-Sturm ging keine Gefahr aus. Der Benfica-Angreifer fand null Bindung zum Spiel, verlor viele Bälle und suchte so gut wie nie den Abschluss. Im Achtelfinale darf mit Sicherheit wieder Barrios ran.
Die Pfeife des Spiels: Yuichi Nishimura (Japan). Pfiff ab und an etwas kleinlich. Hätte Morel, der einen verunglückten Ball im Feld fing, zwingend Gelb geben müssen (8.). Ansonsten bei der Kartenvergabe absolut im Rahmen.
Analyse: Paraguay-Coach Martino zeigte schon mit der Aufstellung: Da brennt nichts mehr an. Barrios und Bonet durften draußen verschnaufen, beim angeschlagenen Alcaraz wurde kein Risiko eingegangen. Das suchten allerdings auch die 22 Spieler auf dem Platz kaum - weil Neuseeland nicht konnte und Paraguay nicht wollte, war die erste Halbzeit grausam anzusehen.
Einzig Caniza suchte ab und an sein Glück mit Vorstößen über rechts und gelegentlichen Abschlüssen. Kiwi-Keeper Paston wurde jedoch zu keiner Zeit gefordert. Valdez war auf dem Flügel wirkungslos, Santa Cruz als Spielmacher ohne Auftrag und Cardozo im Sturmzentrum völlig harmlos.
Neuseeland stand hinten sicher, hatte aber massive Probleme, den Ball über die Mittellinie zu tragen. Vieles blieb Stückwerk - Fallon war als Prellbock untauglich, Smeltz und Killen bei ihren Gegenspielern gut aufgehoben. Elliott mühte sich als Spielmacher, brachte aber auch keinen Ball in die Spitze.
Gegen Ende versuchte Trainer Herbert mit zwei frischen Stürmern nochmal alles. Dennoch wurden die Angriffe der Kiwis immer schon im Keim erstickt. Auch lange Bälle auf Woods und Smeltz verfehlten ihre Wirkung.
Paraguay - Neuseeland: Daten zum Spiel