Joker bringt Wales ersten EM-Sieg

Ben Barthmann
11. Juni 201622:19
Gareth Bale hatte im Vorfeld der ersten Partie vom möglichen Titelgewinn gesprochengetty
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In der Gruppe B der EURO 2016 trennen sich Wales und die Slowakei mit 2:1 (1:0). Gareth Bale hatte die Waliser in Führung gebracht, Ondrej Duda direkt nach seiner Einwechslung den Ausgleich erzielt. Joker Hal Robson-Kanu machte den ersten EM-Sieg der Waliser perfekt.

Vor 37.000 Zuschauern im Stade de Bordeaux erzielte Gareth Bale (10.) die frühe Führung für Wales. Kurios: Sein erstes Tor im Dress seines Nationalteams hatte er ebenfalls per Freistoß gegen die Slowakei erzielt (Oktober 2006).

Bis zum Beginn der zweiten Halbzeit blieb die Partie ereignisarm. Erst Joker Ondrej Duda (60.) brachte kurz nach seiner Einwechslung Bewegung hinein. Er erzielte den ersten Treffer gegen Wales bei einem großen Turnier seit Pele bei der WM 1958.

Für den ersten Sieg bei einer EM-Endrunde sorgte schließlich Hal Robson-Kanu (81.). Der zweite Jokertreffer des Abends ging auf das Konto des Mannes vom FC Reading und bescherte dem Team von Chris Coleman den Sieg im Debütantenduell.

Die Reaktionen:

Chris Coleman (Teammanager Wales): "Natürlich sind unsere Stars sehr wichtig für uns, aber diesen Sieg hat die ganze Mannschaft zusammen errungen. Wir haben tollen Geschwindigkeits-Fußball gespielt, zwischendurch aber ein wenig nachgelassen. Wenn es auf diesem Niveau für uns weitergeht, ist unser Weg noch nicht zu Ende."

Jan Kozak (Trainer Slowakei): "Jede Niederlage tut weh, vor allem bei einer EM. Wales ist sehr gut organisiert und hat vorne einen sehr gefährlichen Spieler, da muss man immer vorsichtig sein. Nach dem 0:1 waren wir am Ball nicht mehr sicher genug. Aber wir haben alles gegeben, alles versucht, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Wales war nicht besser als wir, sie hatten Glück."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Den Walisern fehlt kurz vor knapp Keeper Wayne Hennessey mit einer Rückenverletzung. Er wird von Danny Ward vertreten. Vorne stürmt Jonathan Williams statt Hal Robson-Kanu, damit wären die Änderungen aber abgehandelt. Alles wie nach der EM-Quali erwartet.

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Die Slowaken dagegen überraschen mit der ein oder anderen Nominierung in der ersten Elf. Stoch und Hubocan sitzen draußen, dafür beginnen Mak und Durica. Im Mittelfeld dreht sich alles um Hamsik, der von Kucka und Hrosovsky unterstützt wird.

3.: Direkt Aufregung im Strafraum der Waliser. Hamsik geht von der rechten Seite bis zentral hinein in den Strafraum und schließt ab. Ward ist geschlagen, für ihn springt Davis in die Bresche und klärt in allerhöchster Not.

10., 1:0, Bale: So hat Coleman sich das eventuell erträumt. Williams wird zentral vor dem Strafraum gelegt, die 28 Meter sind keine Distanz für Bale. Sein Ball geht über die Mauer und landet mittig im Tor, da sah Keeper Kozacik gar nicht gut aus.

45.: Hamsik kann sich halbrechts etwas Platz verschaffen und flankt mit dem linken Fuß. Skrtel ist nach einer Ecke noch mit vorne, entgeht dem Abseits und segelt nur hauchdünn unter dem Ball vorbei.

55.: Toller Ball von Weiss quer über das Feld in den Lauf von Mak. Dieser lässt sich etwas abdrängen und kommt so nur zu einem hektischen Abschluss, der weit über das Tor segelt.

57.: Allen flankt vom rechten Strafraumrand, Bale kommt gegen Skrtel zum Kopfball. Sein Versuch wird von Kozacik zur Seite abgewehrt.

60., 1:1, Duda: Mak setzt sich auf der rechten Seite entschlossen gegen Ramsey durch und legt im Strafraum quer zum eben eingewechselten Duda. Der trifft per Flachschuss ins kurze Eck.

73.: Robson-Kanu mit einer tollen Flanke auf Ramsey, der den Ball aber von unten drückt und so das Tor verfehlt.

81., 2:1, Robson-Kanu: Erst tolle Flanke, jetzt das wichtige Tor! Ramsey setzt Skrtel auf den Hosenboden, Robson-Kanu nimmt den Ball direkt und schießt durch die Beine von Durica zur Führung ein.

Fazit: Durchaus verdienter Sieg der Waliser, die defensiv stabil standen und lange vom Bale-Treffer profitierten. Zeigten allerdings, dass sie auch offensiv nicht ohne Waffen sind und schlugen so ideenlose Slowaken.

Der Star des Spiels: Aaron Ramsey machte bei weitem keine perfekte Partie. Dennoch war der Mann vom FC Arsenal überall zu finden, stets bemüht und bei mehreren gefährlichen Situationen involviert. Lange wirkte er etwas glücklos, bereitete dann aber den Siegtreffer von Robson-Kanu vor und belohnte sich somit doch für eine Partie mit großem Aufwand. Bekam bei seiner Auswechslung dementsprechend warmen Applaus.

Der Flop des Spiels: Patrik Hrosovsky bekam in der Mittelfeldzentrale der Slowaken keinen Fuß ins Spiel. Die erste Halbzeit lief am Mann von Viktoria Pilsen komplett vorbei, wirklich wach wirkte er nie. Verlor zweimal in gefährlicher Position den Ball, leistete sich mehrere Fouls und wurde nach 60 Minuten für Duda ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen) gab keinen Elfmeter nach Handspiel von Williams. Eine vertretbare Entscheidung, wurde dieser doch bedrängt und spielte den Ball nicht mit Absicht. Übersah dann allerdings den Ellbogen von Skrtel (31.), für den es Konsequenzen hätte geben müssen und später im Spiel ein weiteres fieses Foul des Slowaken. Der Verteidiger hätte spätestens beim dritten Foul in der Nachspielzeit vom Platz gestellt gehört. Schwache Leistung des Unparteiischen.

Das fiel auf:

  • Die Waliser spielten mit einer Mischung aus Fünfer- und Dreierkette. Gegen den Ball wurde das Team sehr, sehr eng und staffelte sich nah am eigenen Strafraum. In einem 5-4-1 lauerte lediglich Bale an vorderster Front auf einen Konter. Mit Ball schoben die Außenverteidiger weiter nach vorne, Wales baute mit drei Mann auf. Die beiden zentralen Mittelfeldspieler holten sich immer wieder den Ball ab, um direkt prallen zu lassen und Passwege in die dritte Linie zu öffnen. Bale fiel wiederholt zurück und versuchte, sich am Spielaufbau zu beteiligen.
  • Das Aufbauspiel der Waliser versuchte die Slowakei mit einem relativ passiven 4-1-4-1 aufzuhalten. Der Stürmer versperrte möglichst die Wege in die Mitte, während bei einem Ball auf die Außen einer der Achter herausrückte und der Sechser die neue 4-4-2-Formation komplettierte. Wirklich attackiert wurde allerdings selbst nach Rückstand meist nur an der Mittellinie.
  • Nach Balleroberung suchten die Slowaken immer und immer wieder Hamsik. Dieser musste teils sehr tief aus dem Mittelfeld kommen, half er doch bis an den eigenen Strafraum mit zurück und konnte so kaum kreative Elemente einbringen. Die Angriffe stockten so meist und Wales hatte wieder Zeit, sich zu sortieren.
  • Das Team von Coleman hingegen versuchte vermehrt über die rechte Seite zu Chancen zu kommen. Gunter agierte dort offensiver als sein Pendant auf links, dazu unterstützten Ramsey und Bale mit ausweichenden Bewegungen. Auf der anderen Seite suchte Williams dagegen den schnellen Weg in den Strafraum und hielt sich wenig mit Kombinationen auf.

Wales - Slowakei: Die Statistik zum Spiel